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gelehrte Anzeigen.

Unter der Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der dritte Band

auf das Jahr 1846.

Göttingen,

gedruckt in der Dieterichschen Univ.-Buchdruckerei.

Göttingische

gelehrte Anzeigen

unter der Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

153. Stúd.

Den 21. September 1846.

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London.

I) 1844. Printed for the Camden Society. The Thornton Romances. The early English metrical romances of Perceval, Isumbras, Eglamour and Degrevant, selected from manuscripts at Lincoln and Cambridge, edited by J. O. Halliwell, LVI u. 312 S. in Quart. II) 1843. Promptorium Parvulorum sive Clericorum. Lexicon Anglo-Latinum princeps, auctore fratre Galfrido, Grammatico dicto, e predicatoribus Lenne episcopi, Northfolciensi, A. D. circa M.CCCC. XL., olim e prelis Pynsonianis editum, nunc ab integro, commentariolis subjectis, ad fidem codicum recensuit Albertus Way. Tomus prior. XI und 318 Seiten in Quart.

Die vier mittelenglischen Romane, die Hr Halliwell in dem mit Nr. 1) bezeichneten Werke dem Publicum übergibt, find unter dem Namen Thornton Romances zusammengefaßt, weil sie sich in dem bekannten Thornton-Manuscripte befinden, wel

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ches, um 1430-1440 geschrieben, lange Zeit das Eigenthum der Thorntonschen Familie gewesen ist, jezt aber der Bibliothek der Kathedrale zu Lincoln gehört. Die Romane von Eglamour und Degrevant find indes in dem Thornton-Manuscripte nicht ganz vollständig und haben daher nach zwei Cambridger Manuscripten, die fast eben so alt und eben. so werthvoll sind als jenes, abgedruckt werden müssen. Der Perceval ist nur in der Lincolner, der Degrevant in dieser und der einen Cambridger Handschrift auf uns gekommen. Von dem Isumbras gibt es außer der Lincolner noch sechs, von dem Eglamour außer der Lincolner und der Cambridger noch zwei Handschriften; von denselben Nomanen haben wir einige alte gedruckte Ausgaben, und auch in neuerer Zeit sind sie schon einmahl herausgegeben (der Jumbras 1817, der Eglamour 1827). Der Perceval und der Degrevant erschei= nen hier zum ersten Mahle gedruckt.

In der Einleitung beschreibt Herr Halliwell sehr genau die Handschriften, aus denen die Romane genommen sind; außerdem macht er einige Bemerkungen über diese Romane selbst und zählt die verschiedenen Bearbeitungen der Parcival-Sage auf. Der Tert ist unverändert so wiedergegeben, wie er sich in den Handschriften, welche zu Grunde gelegt find, findet. In den Anmerkungen werden die Varianten mitgetheilt und einige Stellen erläutert. Statt eines vollständigen Glossars erhalten wir nur glossarial notes, die etwas dürftig sind.

Die genannten Romane, welche der Sprache nac zu urtheilen, dem vierzehnten Jahrhundert angehö= ren, find in rhythmisch gegliederten Reimstrophen geschrieben, der Perceval und der Degrevant in sechzehnzeiligen, der Isumbras und der Eglamour in zwölfzeiligen, die vier Abtheilungen einer jeden

Strophe bestehen aus zwei oder drei unmittelbar ge= reimten Zeilen und einer Schlußzeile, die Schlußzeilen find durch gleichen Reim gebunden (rime couée). Neben dem Reim tritt im Perceval und im Degrevant auch oft Allitteration ein, die aber durch keine Gesetze geregelt ist. In Bezug auf Diction und Behand= lung des Stoffes unterscheidet sich der Degrevant merklich von den anderen Romanen. Diese haben einen mehr volksthümlichen Charakter; die Sprache ist darin schlecht und derb; der Gang der Erzäh= lung ist rasch, der Dichter eilt von Abenteuer zu Abenteuer ohne zu motivieren und ohne sich auf Beschreibungen einzulassen; es überwiegt das Stoffliche; ritterliche Courtoisie zeigt sich fast nirgends, nicht selten aber sind Züge von Derbheit und Roh= beit. Im Degrevant dagegen ist der Ausdruck mei= stens gewählt; der Stoff ist geringfügig, aber auf die Ausführung desselben im Einzelnen ist große Sorgfalt verwandt; Derbheiten finden sich auch hier, aber im Ganzen waltet die feine, ritterliche Sitte vor. - Es ist wahrscheinlich, daß diesen, wie den meisten mittelenglischen Romanen, franzö= fische Bearbeitungen zu Grunde liegen, was man schon aus den darin vorkommenden Namen, die fast alle französische sind, abnehmen kann, jedoch ist zuzugestehen, daß wenigstens der Perceval, der Jumbras und der Eglamour ein eigenthümlich eng= lisches Colorit erhalten haben.

Der Perceval ist wichtig als die einzige englische Bearbeitung der Parcival-Sage. Einen Auszug aus diesem Roman hat bereits Lady Guest in ihrer Ausgabe der Mabinogion gegeben und nach ihr Schulz in seinem Werke über die Arthur-Sage. Referent bemerkt nur, daß derselbe keineswegs als ein Auszug aus Chrétiens Perceval zu betrachten ist, was Hr Haliwell behauptet; denn offenbar sind

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