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2) Confucius auf. Konfutse, Kung - tsee oder Kung-fu-dsu (das erste Wort bezeichnet einen Familien - Namen, das zweite einen ausgezeichneten Lehrer, Doctor) soll ums Jahr 550 unter King-wang (die Mem. conc. III, 41, fagen Siang-kung), Königs von Lu 54), dem 23sten Herrscher aus der Dynastie Tscheu geboren worden und im Jahre 478 vor Chr. im 73. Lebensjahre gestorben seyn. Ausgerüstet mit trefflichen Anlagen und voll Wißbegierde wandte er sich eifrig den Studien zu, verließ bei einer Empörung im 35sten Jahre das K. R. Lu, wanderte nach Tsi, kam nach 7 Jahren zurück, trat kräftiger auf und suchte als Minister das Land zu beglücken und die goldenen Zeiten der weisen Kaiser Yao (mit diesem und nicht mit Fo-hi beginnt er seinen Auszug aus dem Chuking) u. s. w., wo die Chinesen in stillem Frieden und unschuldsvollem Leben die Macht wilder Gewässer bezwangen und sich den Boden durch Ackerbau unterwarfen, wieder herzustellen. Aber in der verderbten Zeit traten die Freunde des sinnlichen Lebens seinen strengen Grundsäßen entgegen, er verließ das Land und suchte anderswo empfänglichere Gemüther, wurde zwar hier und da eine Zeitlang günstig aufgenommen, aber doch nicht in seinem wahren Werthe erkannt. Indeß gewann er seiner Lehre an 3000 Schüler, von denen 500 mit größter Auszeichnung die ersten Stellen im Staate einnahmen, 12 waren seine Vertrauten und die Zierde seiner Schule. Er sammelte und berichtigte die Schriften des höhern Alterthums, um dadurch der Bildung aller folgenden Zeitalter eine feste Grundlage zu geben, und gestand selbst, daß seine Lehre nicht von

54) Das kl. K. R. Lu gehört jezt zur Provinz Chantang. Damals bildeten die Provinzen abgesonderte Staaten` mit eignen Fürsten und eignen Geschen, welche zwar, etwa wie die frühern deutschen Fürsten, unter dem Kaiser standen, sich ihm aber zuweilen furchtbar machten. Vgl. Confucius Leben (und Bildniß) in den Mem. conc. XII. und von Schott s. oben.

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ihm komme, daß sie viel älter und den weisen Gesetzgebern Yao und Chun, die mehr als 15 Jahrh. vor ihm gelebt, ents lehnt sey 55), und gab dem Kua des Fo-hi eine sittlich-polis tische Deutung. Mäßigung, Sanftmuth, Bescheidenheit, Gleichmuth, Ernst und Selbstüberwindung erfüllten sein Leben. Nach seinem Tode bauete man ihm ein Grabmahl bei der Stadt Kio-feu an den Ufern des Flusses Su, wo er seine Schüler zu versammeln pflegte. Das ganze Reich betrauerte ihn, und betrachtet ihn als den größten Lehrer und bringt ihm noch jest Opfer. Im Allgemeinen haben die Lehren des Confucius, so weit sie vorliegen, eine durchaus praktische Tendenz, nichts von Spekulation, kein Forschen nach Wissen, das nicht einen unmittelbaren Nußen gewährt und dem gemeinen Menschenverstande deutlich gemacht werden kann. In seinem Leben und seiner Lehre hat Confucius viele Aehnlichkeit mit Sokrates, er spricht in kurzen, kraftvollen, oft ironischen Sentenzen, veranschaulicht seine Wahrheiten durch Bilder, Gleichnisse, Erzählungen aus der Vorzeit, so wie durch sein eignes Beispiel. Ein merkwürdiger Zug der Glaubenslehre ist, daß Alles, auch das äußere Glück des Lebens sowohl der Einzelnen als des gesammten Volkes, der äußere Friede mit Andern, wie der Seelenfrieden auf fittliche, friedfertige Gesinnungen und auf tugendhafte Handlungen bezogen und davon abhängig gemacht wird (etwa wie im A. Test. ein steter Nexus zwischen dem Schicksal des Volkes und seinem Glauben an Jehovah). Dies sittliche Gesinntsehn und Handeln, worauf er vorzugsweise hinwirkt, beruht aber, seiner Lehre nach, auf dem Halten des rechten Maaßes, der rechten Mitte,

55) „Die Lehre, welche ich vortrage, ist nicht die Meinige; ich bin nur das Echo des Alterthums, welches ich liebe und verchre." (Meni. conc. II.) Der K. Commentar sagt: die Lehre des Yao, Chun, Yu hat ihre Wurzel im Herzen, fie nennt sich Zugend, Menschenliebe, Religion und Vollkommenheit; aber diese Worte bezeichnen nur Eine und dieselbe Sache.

wie beim Aristoteles. Vorzugsweise müssen die regierenden Kaiser, die Herrscher des Volkes, welche als Våter walten sollen, durch Festhalten an der rechten Mitte, das vom Himmel dem Menschenherzen eingeprägte, rechte Maaß halten und die Gesetze in allen Verhältnissen des Volkslebens herrschend machen. Darum legte er auch großen Werth auf den äußern Anstand, auf das Decorum, als Sinnbild eines vortrefflichen Herzens. Die heutigen Chinesen scheinen jedoch mehr an der Form als am Wesen seiner Lehre festzuhalten.

3) Etwa 50 Jahre vor Confucius lehrte ein anderer Chinesischer Philosoph, Laokiun (Laogiún, Laotun, Lao-tfe), welcher die Sekte Tao-tseu (szü), Lehre der Vernunft, stiftete. Obgleich von Manchen für einen Sektirer und Verderber der wahren Lehre der Kings gehalten (f. Mem. conc. III, 38.), wird ihm doch Gelehrsamkeit nicht abgesprochen, seine Schüler und Anhänger nennen ihn dagegen einen Unsterblichen, eine Offenbarung des göttlichen Verstandes, den sichtbaren Tao, den Mittler und Friedensstifter und verweben seine Geschichte mit Wundern. Gleich dem Buddha soll er wiederholt im 12., 7., 4. Jahrh. vor Chr. erscheinen seyn 56). Er führte ein abgezogenes, contemplatives Leben, schrieb sein Werk über Vernunft und Tugend (Tao-te-king). Er lehrte: Tao, die ewige Vernunft, des höchste Grundwesen aller Dinge habe ein anderes Wesen hervorgebracht, dies wieder zwei geschaffen und zwei schufen drei und diese drei Alles, was existirt. Die Moral ist der epikuräischen ähnlich: der Zweck des Lebens muß in Gemüthsruhe, in Unterdrückung aller Leidenschaften gesucht werden, welche den Frieden der Seele stören können, damit die Lebensfreuden nicht durch Seelenangst, quålende Zweifel 2c. gestört werden. Weil aber diese Ruhe durch den in dieser Lehre

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56) S. Remusat: Mem. sur la vie et les opin. de Lao - tseu, und vgl. Mem. sur l'origine et la propagat. de la doctrine de Tao, par Gauthier, Paris 831.

herrschenden Mangel des Glaubens an ein ewiges Leben gestört würde, so bemüheten sie sich durch Alchemie zc., einen Trank der Unsterblichkeit zu bereiten. Die Anhänger dieser Schüler, welche die Lehren ihres Meisters sehr entstellt haben und im 5. Jahrh. sehr zahlreich gewesen seyn sollen, find jezt zu gemeis nen Gauklern herabgesunken.

4) Die Lehre des Fo, Foë, ist ein Sprößling des Buddhis mus, von Indien nach China gekommen und Religion des gemeinen Volkes. Sie kam unter dem K. Ming-ti, 65 J. v. Chr. nach China, indem dieser (wie es heißt, durch einen Traum, daß Confucius einst gesagt habe, den wahren Heiligen würde man im Abendlande finden, bewogen), Abgeordnete nach Westen schickte, welche in Indien, in dem Fo, den Gegenstand ihrer Sendung gefunden zu haben vermeinten, die Schriften der Buddhisten, die Seelenwanderungslehre zurückbrachten und verbreiteten, auch wohl modifizirten, mit einzelnen Lehren des Confucius äußerlich zu vereinigen strebten, oder vielfach entstellten. Dem Fo, von dem die Chinesen sagen, daß er 1027 v. Chr. in Kaschmir geboren worden, stellten sie einen Lieblingsschüler, D-mi-to, zur Seite, den sie als Heiligen 2c. anru fen. Eine Million Priester oder Bonzen hält das Volk in fitts licher Erschlaffung. Uebrigens find die Anhänger des Fo in zwei Sekten getheilt. Der Budsdo der Japaner, der Gaudama der Birmanen scheint eins mit dem Fo der Chinesen und dem Buddha der Indier.

Zweiter Abschnitt.

Darstellung der Indischen, Persischen und Chinefischen Regionslehre.

La religion est le fond de toute civilisation naissante et en particulier de celle de l'Inde.

A. Einheit Gottes.

Cousin.

Es giebt Ein allerhöchstes, nothwendiges, ewiges, allgegenwärtiges, geistiges, gütiges und heiliges Wesen, von dem Alles, was da ist, seinen Ursprung, in dem es seinen lehten Grund hat. Dieses ur-Wesen nennen die Hindus: Parabrahma, das Brahma, Brehm (gen. neutr.), das Absolute, das Urgroße, sich selbst Gleiche, in sich selbst Seyende, oder Ekhumes cha, d. h. der Eine, der immer war; das Wesen aller Wesen; die Parsen: Zerwan Akaram (Zervane Akerene), dàs ungeschaffene All, die unbegränzte Zeit; die Chinesen: Tien, Himmel, Chang-ti, höchster Herr, Tao, die höchste Vernunft und reden davon auf die reinste, würdigste und erhabenste Weise, deren die menschliche Sprache fähig ist.

§. 8. Im Sastra des Brahma (Holwell historical events etc. II, 31. Ldn. 766) heißt es wörtlich: „Gott

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