Page images
PDF
EPUB

und unter Kusch und Aethiopien verstand man nicht blos alles Land südlich von Aegypten (also das jetzige Nubien und Abess finien), sondern auch alles Land in Süd - Asien (also das glückliche Arabien, Indien). Indien wird auch in zwei Theile getheilt, das inners, eigentliche Indien, und das äußere, d. h. ein Theil von Afrika: Abessynien, Aegypten, Scherma - Stan, Ubkömmlinge Scherms oder Sems. Es scheinen also Indische Stämme nach Afrika's Küste gewandert zu seyn, und eine Indische Sage behauptet, daß ein Indischer Fürst vom südlichen Indien aus Aegypten erobert und bevölkert habe. (As. Res I. 147; III. 353.) Die Handlungsverbindungen zwischen beis den Ländern weiset nach Heeren II. und Schmitt sur une colonie égyptienne etablie aux Indes etc. (Vgl. Schlegel, Sprache und Weisheit der Indier III. 1; Creuzer's Symbolik I. 614; meine bibl. Geog. und Alterth. 20.)

Daß Aegypten nicht das Urland und die Mutter aller Weisheit war, behauptet auch Philostrat (in vita Apollonii v. Tyana VI. c. 6), indem er erzählt, Apollonius habe seinen Lehrer Pythagoras gefragt, ob er zu den Aegyptern reisen solle, und die Antwort erhalten: Willst du die Weisheit nicht von den Indiern holen, welche sie erfunden, sondern von jenen, welche erst durch Adoption Båter derselben geworden? Ein andermal (S. 279) läßt er den Apollonius zu Thespion und den Gymnosophisten sagen: „Nicht von euch erhielt Pythagoras die Weisheit, sondern von den Indiern, und ihr selbst gabt ihm damals den Rath, sie bei diesen zu suchen. Ihr lobtet ihm ihre Weisheit, weil ihr euch der Sage schämtet, daß ihr durch göttliche Strafgerichte von dort vertrieben wåret. Ihr gabt euch alle Mühe, nicht für Aethiopier, welche aus Indien kamen, zu gelten. Ihr werft die Indischen Geräthe von euch, als könntet ihr mit Ablegung des Indischen Gewandes aufhören, Indier zu seyn. Eben so macht ihr Veränderungen im Dienste der Götter und nehmet die Aegyptische Weise an.»

Uber auch zwischen Aegypten und Persien finden Culture Beziehungen statt. Hammer findet nicht allein eine Uebereinstimmung zwischen Ormuzd und Osiris, Ahriman und Typhon, sondern auch zwischen den Phtha, dem großen Gott zu Memphis, dem Urfeuer, und dem Hephästos, Behram, Ized des Feuers oder Ormuzd und dem Sonnengott, und erinnert an die Wehn lichkeit des Lateinischen Vesta und des Persischen Avesta. Wie das Urfeuer (als Grundelement) der Perser in siebenfachem Feuer und auch wieder in sieben Planeten und sieben Amschaspands dargestellt wird, so nach Aegyptischer Lehre die sieben Kabiren, Söhne des Hephastos. (Her. III. 37.)

Von Mittel- Asiens Hochlande kam die ålteste agrarische Cultur; dahin läßt die Bibel den Uckermann Kain fliehen, eine Stadt, Chenoch, nach seinem Sohne, bauen; dieselbe Stadt, welche (nach v. Hammer) noch jezt Chenerets heißt, d. h. die Erde des Chenosch, im paradiesischen Hochlande, dem siebenten Erdgürtel, der meist mit dem Zusatze Bamian vorkommt, wor nach Bamian oder Balk die älteste Stadt der Welt ist, genannt die Erde Chen's, wie das ganze Land nach Chenoch, dem Sohne Kain's. (1 M. IV. 7.) Dieses Chenerets, das alte Iran, Urierne oder Irman, ist nach den Forschungen Hammer's, das am Gihon gelegene, vor Alters Dschermanin ge nannte Land (Chawaresm), der Ursiß der den alten Iraniern oder Persern stammverwandten Germanen. Gewiß ist es in dieser Beziehung bemerkungswerth, daß Herodot I. 123 bei Aufzählung der Persischen Stämme nicht blos von Ackerbau treibenden spricht, sondern unter diesen den Stamm der Ge manen (yɛquávioi, andere Lesart xoquávioi) namentlich auf: führt. Ackerbau war den Dienern des Ormuzd ein heiliges Religionsgebot. (Vgl. Xen. Oec. 4; Heeren's Ideen 1. 2.) Das unentbehrlichste Thier für den Ackerbau war der Stier, daher die höhere Bedeutung des Stier-Symbols, der Urstier, von welchem Pflanzen und Thiere entsprießen. So aber auch

im alten Aegypten, wo Viehhirten ein Gråuel waren (1 M. 43, 32; 46, 34), wo der dem Osiris, dem Gott der LandesCultur geheiligte Stier Upis, der selbst mit dem Persischen Urstier den gleichen Namen Abudad führt, hervortritt. Haug (Untersuchungen über den Mythos 1812), Baur (Symbo lik 824) bringen den Mythos vom Perseus und dessen segensreichen Fußtritt mit der Fruchtbarkeit in Verbindung, indem sie ihn die Jungfrau, die königliche Tochter des Landes, den Nil (wie der Ganges unter dem Bilde eines weiblichen Wesens, Ganga, verehrt) von einengenden Klippen befreien und dadurch abgelegene Strecken fruchtbar machen lassen. Eben so sey Aegyptens Name: Mizraim gleich Mithrasland und Xemia, Chemia, ein anderer Beiname (Plat. de Iside 37) sey identisch mit Chemmis, wo Perseus eine ausgezeichnete Verehrung genoß.

§. 64. Uebereinstimmung zwischen der Indischen und Perfischen mit der Jüdischen Religion. „Die Mosaischen Schriften (sagt Görres Mythengeschichte S. 537) stimmen mit den Indischen Büchern auf eine überraschende Art zusammen, gerade weil die Literatur des lehtern Volkes nicht fragmentarisch (wie bei Aegypten, wo feindliche Einfälle verheerend einwirkten, während Indien weniger zerstörenden Kriegen ausgescht war), sondern beiInahe ganz unversehrt erhalten worden ist." Mar darf, um dieser Behauptung beizustimmen, nur auf die Vorstellungen von dem Wesen Gottes, auf die später mehr ausgebildete Dämonenlehre, auf die beiderseitigen Ansichten von der Schöpfung, Vorschung, Auferstehung und Weltgericht, oder auf die Vorschriften der innern und äußern Reinigkeit sehen, z. B. Todtenverunreinigungen, auf Aussah u. a. Krankheiten, welche dem Einfluß der Dåmonen zugeschrieben werden, auf die Heilighaltung der Zahlen 3, 4 und besonders 7, auf das Verbot der Zauberkünste und Zeichendeuterei (2 M. 7, 11; 22, 18; 3 M. 19, 31), auf die Palm- und andere Baumzweige, welche bei religiösen Hand

lungen benußt wurden, auf die Kleidung der Priester, auf das heilige Feuer 2. sehen, um Indisch Persische Ideen wieder zu finden.

[ocr errors]

Aus dieser Uebereinstimmung beider Religionssysteme läßt sich auch das ausgezeichnete Wohlwollen erklären, welches die Perfischen Könige Cyrus und Darius, im Gegensaß mit der Unduld: famkeit der alten Parsen gegen den Naturdienst anderer heidnischen Völker den Juden beweisen. Es läßt sich die Verwandtschaft ihrer Religionslehre und das gegenseitige Aufeinandereinwirken schon daraus muthmaßen. Die Geschichte des A. Test. zeigt aber deutlich, wie die Israeliten, deren Religion jedem Naturs dienste streng entgegenstand, doch immer die Sitte des älteren Persischen Religionsdienstes, heilige Feuer auf den Bergen an: zuzünden, nicht aufgaben. Mögen nun, wie Stuhr (Religions: systeme der alten Welt, Berl. 836) meint, die höheren Deutungen des Hom- Gesetzes aus dem Judenthum geschöpft seyn (was allerdings nicht unmöglich ist, da Zoroaster um das Jahr 600 vor Chr. lebte, die Assyrische Gefangenschaft aber im Jahre 728 und die erste Wegführung in die Babylonische ums Jahr 607 begann), und mögen wiederum die Israeliten ihre Engel- und Auferstehungslehre dort ausgebildet haben, so spricht beides für eine Uebereinstimmung der Grundideen.

Die Nachricht des Alten Testaments (1 M. 11), daß Abram (Abraham), der Sohn des Tharah, von Ur in Chal dáa nach Westen zog nach Kanaan und nach Aegypten, um sein Haus vor dem einreißenden Gößendienst zu bewahren und bei dem Glauben an einen Gott zu erhalten, fiimmt mit d Indischen Sage von einem vertriebenen Brahma, Sohn eines Rajah, Namens Thura überein, der mehr westlich gezogen und seine väterliche Religion verlassen habe, und läßt die Vermu thung zu, daß diese Auswanderung vielleicht bei einem Relis gionskampfe zwischen den Brahmaiten und Schiwaiten oder Wischnuiten erfolgt sey, wodurch Abraham als der Träger und

315

Verbreiter des reinen Brahmaismus erscheint; wobei es nicht zu übersehen ist, daß schon zu seiner Zeit sich ein König und Priester Melchisedek als Monotheist kund giebt (1 M. 14, 19. 20.) Vgl. Berosus apud Joseph. 1. 7; Eupolem. apud Eus. Praep. evang. IV. 7; Philo etc. Wogegen freilich umgekehrt Epiphanes contra haeret. meint, daß die Kinder Abrahams von der Kethura, von ihrem Vater vertrieben, sich nach Magodia im glücklichen Arabien gewendet, und von da vielleicht nach Indien gelangt wåren, was jedoch nur der frühern theologischen Ansicht, daß die Israeliten das Urvolk gewesen, zu Liebe gesagt scheint.

Eben so begreiflich ist es, daß die Israeliten während ihres Aufenthalts in Aegypten und besonders Moses erzogen in aller Weisheit der Aegypter" mit den morgenländischen Traditionen und Religionsformen nicht unbekannt geblieben, und daß ein gegenseitiger Einfluß statt gefunden habe, ohne daß es nöthig ist, deshalb mit Volney und Dupuis 2. anzunehmen, er habe aus einer Quelle geschöpft, die offenbar unlauterer war als der Abrahamismus, welcher wie seine eigne Lehre vielmehr als göttliche Sanction einer Uroffenbarung erscheint, und so die Schwierigkeit auflöset, welche aus der Annahme hervorgeht, daß die Israeliten das Urvolk 1) und die alleinigen Monotheisten und das von Gott durch Offenbarung allein gesegnete Volk gewesen 2).

1) Schon Hugo Grotius bemerkt in Annotatt. ad V. Test. (Gen. XI. 1; Jos. XXIV.), daß die Hebräische Sprache als Dialekt der Phönizischen, als eine in Palástina von den Hebråern angenommene Sprache, nicht die Mutter aller andern, nicht wie die alte Theologie meine, die Sprache Adams im Paradiese gewesen seyn könne. 2) On ne peut pas douter (sagt Polier, Mythol. des Indous II, 681) que Moyse, soigneusement élévé par la protection de la fille de Pharaon, ne fusse instruit dans les sciences égyptiennes, qu'il ne connusse les traditions orientales et les opinions populaires, qu'on apperçoit dans toutes les mythologies existantes de son

« PreviousContinue »