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ker in vier Hauptdialekte, welches eine Trennung in vier Hauptstämme mit vier verschiedenen Wohnsißen vorausseßt: a) in das

schnell und leise: eine Küche, mit starker Stimme: eine Säule.)
Dieser geringe Sprachsag würde indeß unmöglich ausreichen, um
ohne Mißverständnisse alle concreten und abstracten Begriffe aus-
zudrücken, wenn diesem Uebelstande nicht durch Verbindung meh-
rerer Wörter zu Einem Begriffe abgeholfen worden wåre, so daß,
wie vieldeutig das Wort an sich sey, es doch in dieser Verbins
dung nur Einen Begriff giebt und der Zusag nur der Deutlichs
keit wegen statt hat. (3. B. Mu heißt Baum, Holz; in der Zus
sammensegung mit andern Wörtern erhält es eine ganz andere Be-
deutung: Mu-leao
Holz zum Bau bereitet: Mu- lan = cin
hölzernes Gitter; Mu-hia: eine Schachtel. Mu-tsiang: ein Zim-
mermann; Mu- mien: Baumwolle. (S. du Halde und Gosier,
Beschreibung des Chinesischen Reiches 2c.) Ableitung und eigent
liche Biegung fallen weg; die Deklinationen und Konjugationen
werden durch Umschreibung erseßt. Mehrere Vokale in der Mitte
eines Wortes bilden immer nur eine Sylbe.

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Bei dieser Einfachheit und Armuth läßt sich jene Sprache nur unvollkommen durch Buchstabenschrift darstellen. Die Chinesen ers fanden daher ein System von Zeichen, deren Anblick den Begriff des bezeichneten Gegenstandes gab, welche also Begriffe, nicht Sylben bezeichnen, deren Bedeutung, so gut wie die der arabis schen Zahlzeichen, von Jedermann verstanden werden kann. Sie bestehen aus sehr einfachen Linien (eine Querlinie, zwei senkrechte, eine oben zugespigt, die andere unten abgestumpft), einem Punkt, zwei krummen Linien (eine zur Rechten, die andere zur Linken), die in ihrer Verbindung 214 Urzeichen (Schlüssel) geben, aus denen die übrigen (80000?) Zeichen zusammengesett sind. (Nach Guglaff, Geschichte des Chinesischen Reiches, «giebt es 487 einfylbige Wörter, welche durch mehrfache Betonung auf 1445 bes tonte einsylbige Wörter vermehrt sind. Ueberall, wo durch Aehnlichkeit der Laute Irrthum entstehen könnte, werden zwei einsylbige Wörter verbunden. Doch giebt es noch viel Doppelsinn. Jede Provinz variirt im Laute und der Betonung. Die Schrift= zeichen, welche sich auf 14000 belaufen, bestehen aus 216 Wurs zelzeichen, welche die einfachsten Ideen ausdrücken. In dieser

Sanskrit, die heilige Sprache der Hindus, in welcher ihre ges sammte Literatur verfaßt ist und welche als Gelehrten-Sprache noch fortlebt "); b) in die Zend - Sprache der alten Arier, sie

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Schreibart liegt eine Fülle, die keine alphabetische Sprache nachs zuahmen vermag.") Zum Erlernen und Behalten derselben würde ein Menschenleben nicht ausreichen; allein oder I reicht zum Verständnisse der meisten Bücher aus. Von jenen 214 Zeichen bedeutet jedes einen besondern Begriff, z. B. Feuer, Licht, Erde, Mensch, Sonne, Pferd, Haus, Vater, Zunge. Abstracte Begriffe müssen durch Metaphern von sinnlichen Gegenständen entlehnt, be= zeichnet werden. In Gedichten heißt der Adler: der Wirth der Wolken; der Kopf: das Heiligthum der Vernunft; die Augen: Sterne der Stirn; Mann und Frau: die nur ein Herz haben; Wittwen und Waisen: Arme des Himmels; ein Fluß bezeichnet: Bewegung; die Sonne = Glanz. Der tiefe Sinn, die gedankenreiche, von der Schrift wunderbar begünstigte, epigrammatische Kürze ihrer Poesien, sagt Schott, giebt den Chinesischen Dichtungen (auch wenn sie die Indischen an Phantafie und Gefühl nicht erreichen) und der Sprache der alten Philosophen einen Karakter feierlichen Ernstes und unnachahmlicher Erhabenheit." Sind mehrere Zeichen zusammengesezt, so sind sie nur Theile eines Hauptkarakters und die ganze Gruppe bezeichnet ein Wort oder eine Redensart. Z. B. «verstehen oder begreifen" wird bezeichnet durch Zusammensegung der Zeichen für Mund (Wort) und Pfeil (cindringen), ein wie ein Pfeil eindringendes Wort; weinen: Wasser und Auge; Leidenschaft: Herz und Sklave zc. Als Erfinder dieser Begriffs- oder Bilderschrift wird der erste Kaiser Fohri (2950 I. v. Chr.) genannt; überall wird auf hohes Alter derselben hingedeutet. Der Bücherdruck (schon 950 I. v. Chr. bekannt) ist rein rylographisch, die Platten zu jedem Buch werden erst geschnitten.

3) Die Urtheile aller Sachverständigen stimmen in dem Lobe der hohen Vollkommenheit des Sanskrit miteinander überein, zeigen die Abftammung der Griechischen, Lateinischen, Persischen, Deutschen x. Sprachen aus derselben und sehen es über diese. The sanscrit language (erklärt W. Jones discours on the Hindus. Asiatic res. I, p. 422) whetever be its antiquity, is of a wonderful

ebt noch jest, obgleich als Volkssprache wahrscheinlich ausgetorben, in den heiligen Schriften dieser Völker und deren Nach

structure; more perfect than the Greck, more copious than the Latin, and more exquisitely refined than either; yet bearing to both of them a stronger affinity, both in the roots of verbs, and in the forms of grammar, than could possibly have been produced by accident; so strong, indeed, that no philologer could examine them all three without believing them to have sprung from some common source, which, perhaps, no longer exists. There is a similar reason, though not quit so foncible, for supposing that both the Gothick and the Celtick, though blonded with a very different idiom, hạd the same origin with the Sanskrit; and the old Persian might be added to the same family, if this were the place for discussing any question concerning the antiquities of Persia. Er behauptet z. B., daß uns ter 10 Zend Wörtern immer 6 bis 7 reines Sanskrit find, leitet, nachdem er eine Menge Sprachen auf drei Hauptzweige, die ins dische, arabische und tartarische Familie zurückgeführt hat, doch, obgleich er selbst die totale Verschiedenheit des Indischen und Aras bischen gezeigt, alles aus einem gemeinschaftlichen Urquell ab.

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Colebrooke sagt (As. Res. VII, 200) vom Sanskrit: Es ents sprang augenscheinlich aus einer Ursprache, welche nach und nach in verschiedenen Klimaten sich änderte, in Indien Sanskrit, in Perfien Pahlavi, am Mittelmeer Griechisch wurde.

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Die Verwandtschaft dieser vier Dialekte hat Leyden außer allem Zweifel gefest (As. Res. X, 283. 284.). Vgl. Rhode, die heilige Sage der Baktrier, Meder und Perser, Fkf. 820, dem wir hier gefolgt sind. Der Semitische Sprachstamm theilt sich in das Hebräische in Kanaan, das Aramäische in Syrien, das Chaldäische in Babylon, das Arabische 2c. Alle diese Völker hatten Buchstabenschrift, auch die Aegypter neben der Hieroglyphe, die Griechen, Hetrusker 2c.

Das Sanskrit ist eine unermeßlich reiche Sprache, vorzüglich durch die Mannigfaltigkeit seiner Derivationsformen und die unbes gränzte Fähigkeit seiner Zusammensegung. A. M. Schlegel.

Ware, sagt v. Bohlen, auch von den alten Indiern nichts auf uns gekommen, als etwa die Grammatik ihrer bewunderungswür

kommen der Parsen, Guebern 4); c) das Bali, Pali, Pehlwi, auf dem Hochlande in dem alten Magadha, wo Multan eine der ältesten Hauptstädte der Bali - Könige, von den Quellen

digen Sprache, und von dieser allenfalls nur das Verbum mit seiner geregelten Struktur, seinem Reichthum an temporibus und modis, mit seiner Menge von Bedeutungen mittelst weniger Präpositionen und seiner Fähigkeit sich alles Accessorischen bis auf die einfachsten Ur-Elemente zu entledigen: wir würden von der Größe der alten Hindu - Völker uns einigermaßen zu überzeugen Gelegenheit haben. Denn nichts giebt wohl den Karakter und die intellektuelle Bildung eines Volkes klarer und getreuer wieder, als der Spiegel seiner Gedanken; es kann Kultur und Künste von außen her erhalten, aber die Sprache ist ganz sein Eigenthum, und es wird sie festhalten, so lange noch ein Funken von Selbstständigkeit es belebt.

Hierzu kommt noch die Schrift. Von Hieroglyphen ist bei den Indiern keine Spur, alle gefundenen Inschriften sind mit einem Alphabete geschrieben, das mit dem Phönizischen nicht in Uebereinstimmung zu bringen, sondern wohl ein freies Erzeugniß Ins diens ist. (S. Kopp, Bilder und Schriften der Vorzeit II, 367 ff.)

4) Die Zend-Sprache hat 12 einzelne Selbfilaute, 14 Doppel- und 3 Dreilaute und 30 Mitlaute, zusammen 42 wirkliche, verschies dene Buchstaben. Mit der Sanskrit - Sprache hat sie Aehnlichkeit, aber auch bedeutende Verschiedenheiten, steht mit dem scythischen, thrakischen und keltischen Sprachstamm in Verbindung, also in der Mitte zwischen dem Indischen und Griechischen. Sie hat sinnliche Kraft, Hårte des Styls und Schärfe des Accents. Gegen die Ansicht von Meiner, W. Jones, Eskine, daß die Zend-Sprache nur ein Dialekt des Sanskrits sey, suchte Rask zu zeigen, daß dies mehr von jener gelte; die Aehnlichkeit zwischen beiden suchte Rhode das durch zu erklären, daß er das Zend, und das Hindu - Volk vom Ge: birge des Hindu - Kusch ausgehen läßt. Dagegen sind die spåter Pahlavi - und Parsi - Sprachen wahrscheinlich mehr von der ZendSprache ausgegangen. Auch die Inschriften auf den Ruinen von Persepolis scheinen das zu bestätigen. Vergl. Bopp's gramma

tica etc.

bis zur Mündung des Indus und auf Ceylon, jeht noch in den heiligen Büchern der Buddhisten und durch diese auf der östlichen Halbinsel, auch in überseßten Zend -Schriften; d) das Prakrit (dem Sanskrit sich nähernd, wie das Pahlavi und Parsi der Zend-Sprache), in welchem mehrere Religionsschrif ten der Dschainas (Buddhisten der westlichen Halbinsel) abges faßt sind. Oft begreifen die Brahmanen alle vom Sanskrit abweichenden Dialekte darunter. Um bekanntesten und wichtigften find das Sanskrit und die Bend Sprache.

§. 2. Die heiligen Schriften der Hindus, welche das gesammte Wissen dieses Volkes in Bezug auf Religion, Sittenlehre, bürgerliche Gesetzgebung zc. enthalten und im Sanskrit geschrieben sind, werden, nicht sowohl nach dem Grade ihrer Heiligkeit, als nach der Verschiedenheit ihres Inhaltes in mehre Klassen eingetheilt 5).

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1) Die 18 Vidyas (Widyas), d. h. Theile der wahren Erkenntniß. Zu ihnen gehören die, den ersten Rang einneh menden, von Brahma geoffenbarten vier Vedás (Wedás, auch Beids); a) Rich (Ritsch), d. h. Lob oder Rigveda, metrische Hymnen auf die Gottheit in 10000 Doppelversen; b) Yajush (Yadschus, Yajurveda), d. h. Opfer, in 80 prosaischen Abschnitten über Opfer c.; c) Sâman (Sâmanveda), d. i. Lied, lyrische Gebete, die nur gesungen werden dürfen; d) Atharvan (Atharvaveda), Priester, 700 Hyınnen ®).

5) S. Colebrooke- on the Vedas, or Sacred Writtings of the Hindus. As. Res. VII, p. 378 ff. On the Literature of the Hindus, from the Sanskrit by G. Caul in As. Res. I, 340. Polier weicht (mythol. des Hindou's) theilweise in Aufzählung dieser Schriften ab.

6) Jede Veda an sich, besonders der zweite Haupttheil, welcher die esoterischen Brahmanas enthält, begreift eine Menge von Traktaten, Upanishadas, d. h., Meditationen genannt, welche die eigent

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