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oder fündigen. In der Bhagavad-Gita lehrt Krischna, daß die eine Seele, der Geist, Puruscha (vovs), der allgemeine göttliche Hauch, Alles durchdringend und belebend und Emanation des Brahma sey, und sich durch eigne Kraft von der Materie lösen und dadurch von allen Zufällen des menschlichen Lebens befreien könne; die zweite, zusammengesett aus den Elementen und Aether, seße die äußern und innern Sinne in Thätigkeit und sey das empfindende Prinzip der Lust und Unlust. Mit Verstand (der merkwürdig genug schon hier zu dem auf die Sinnenwelt sich Beziehenden gerechnet wird) begabt, ist sie durch ihre Vereinigung mit dem Körper den Einflüssen der Materie unterworfen und daher vergånglich und getrübt in ihren Anschauungen durch den Schleier, den die Leidenschaften um sie werfen, vermag sie nicht das Höhere zu erkennen. Sie ist (vgl. von Bohlen) gleichsam die Hülle des Geistes, ein subtiles Schattenbild aus dem feinsten materiellen Wether, die vvxý, welche die widerstrebenden Neigungen des Menschen verursacht, die endlich im Aether vergeht, während die göttliche Vernunft (Geist) von der Gottheit absorbirt wird. Keinesweges aber verliert dieser dadurch seine Individualität, und diese ewige Seligkeit ist eben die allgemeine Auferstehung in dem kommenden Lichtreiche, wenn die neue Welt entsteht.

Im Menu XII. 12-15 heißt es:,, Die Weisen nennen die Substanz, welche dem Körper Bewegungskraft ertheilt, Cshetrajnya ober Jivatman, den Lebensgeist, und den Körper, welcher seine Thätigkeit daraus herleitet, Bhutatman, d. h. von Elementen zusammengesetzt. Ein anderer innerer Geist, Mahat oder die große Seele, ist bei der Geburt aller bekörperten Geschöpfe gegenwärtig, und daher wird in alle sterbliche Formen entweder eine angenehme oder schmerzhafte Empfindniß gebracht. Diese zwei Lebensgeister und die vernünftige Seele find genau mit den fünf Elementen vereinigt, aber mit dem höchsten Geiste oder dem göttlichen Wesen, welches alle hohe

id niedrige Geschöpfe durchdringt, verbunden. Aus der Subinz dieses höchsten Geistes verbreiten sich, wie Funken vom euer, unzähliche Lebensgeister, welche beständig erhabene und rworfene Geschöpfe in Bewegung sehen.“ (S. unten Se3keit.)

§. 25. Nach Verschiedenheit der Vorstellungen über den rsprung des Bösen muß auch der Standpunkt, den der Mensch if Erden einnimmt, verschieden erscheinen. Im Sastra find e Menschen gefallene Geister, welche auf Erden durch die örper als Gefängnisse wandern müssen, deren Zweck in diem Leben also Reue und Büßung für begangene Verbreen ist 78). Der Mensch wird demnach schuldbeladen geren und muß sich hienieden mit einem Körper verbinden, um ch je mehr und mehr zu reinigen, jede Prüfung zu bestehen nd so gebessert zu seinem Schöpfer zurückzukehren. Das ist ine Bestimmung und der Zweck seines Daseyns auf Erden. Dasselbe verlangt auch Zoroaster, obgleich von andern Vorderäten ausgehend. Nach dem Avesta ist der Mensch ein Gehöpf Ormuzd, folglich muß er als gut und rein gedacht weren, da alles Böse von Ahriman geschaffen ist; als reiner Geist Feruer) steigt er aus Ormuzd Lichtreich in den Körper (Emryo) herab, um in demselben auf Erden das Böse zu bekámofen und sich bei diesem Kampfe im Guten zu bewähren und zu verherrlichen. Er kann freilich als freies Wesen auch gegen `seine Bestimmung in diesem Kampfe unterliegen und zum Bösen übergehen, allein dann leidet er auch nach dem Tode seine bestimmte Strafe, bis am Ende der Welt selbst Ahriman, Der Quell des Bösen, gut wird.

Im Buddhismus erscheint das Böse von einem andern Gesichtspunkte. Hier ist von keinem andern, böse Geister her

78) Vgl. Joh. 9, 2. Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Aeltern, daß er ist blind geboren.

vorbringenden oder sie verführenden Geiste die Rede, die Seele des Menschen ist ein reiner Ausfluß der Gottheit, und, wie alle Dinge, gut geschaffen, er selbst also, als freies Geschöpf, schuld an den moralischen Uebeln. Jeder Geist fångt auf einer niedern Stufe, unvollkommen und verkörpert, an, und muß sich selbst zur Vollkommenheit und Heiligkeit empor ar beiten, bis er fähig wird, die beschränkende, körperliche Hülle abzulegen. Das Böse entwickelt sich hier in dem freiwilligen Festhalten des Unvollkommenen und dem vorsäglichen Widerstreben des Besser- und Heiligerwerdens. Ueberall wird in diesem Systeme, vielleicht mit Ausnahme der Vedanta, wo dem Menschen das eigne Seyn abgesprochen und das moralische Böse in einen pantheistischen Idealismus zu verschwinden scheint, die Willensfreiheit vorausgeseht. (Vgl. Rohde u. von Bohlen I.) 79)

79) Nach jüdischer und christlicher Lehre ist der Mensch das Ebens bild Gottes, eine lebendige Seele, was von Thieren nicht ges sagt wird, ihm eingehaucht, von Gott ausgeflossen, 1 M. 2, 75 Pred. 12, 7, und des göttlichen Geistes empfänglich; dadurch ist er Herrscher über die Erde (1 M. 1) und den Engeln wenig nach: gesegt (Ps. 8). Seine Bestimmung ist also Gott - Aehnlichkeit; dazu hat er die Fähigkeit in sich, er ist sittlich frei, zurechnungss fähig, perfectibel; ein Hang zum Bösen liegt zwar in ihm, aber er kann ihm widerstehen, von Natur ist er weder gut noch böse. Die Sünde ist Abweichung vom göttlichen Willen, Abfall_von Gott, doch steht dem Menschen immer die Rückkehr offen. Obgleich die menschliche Natur durch den Sündenfall verderbt ist (1 M. 6, 5; 8, 21; p. 51, 7; 143, 2; Hiob 4, 17; Sp. 20, 9), so ist doch das Ebenbild Gottes nur unterdrückt, nicht verloren (1 M. 9, 6; Ps. 8, 6) und der Wille frei (Sir. 10, 22. 26; 15, 14 ff.; 26, 10. 11.) Nach Philo ist der vernünftige Theil der Seele (vous) göttlicher Art, ein Ebenbild Gottes, und hat vor der Schö pfung des Leibes, der ihr eine Art Gefängniß oder Grab ist, pris existirt. (de opif. 33, de somn. 1. 592, de migr. p. 389. 91.) Der Talmud läßt den Kain und mit ihm das Böse und alle Bdsen

Der reine ewige Geist, heißt es in der Religion des Fohi, als er durch eine Wirkung seiner Ullmacht die Körper erschaffen wollte, nahm selbst eine materielle Form an, und machte eine Absonderung der männlichen und weiblichen, in ihm verborgenen Kräfte, durch deren Wiedervereinigung die Schöpfung des Welts gebäudes 2c. möglich wurde. Hoang-chang-ti flößte den Mens schen die Erkenntniß der Wahrheit und Liebe zum Guten ein, und gab ihnen das Gesetz des Rechten 80). Tien hat dem Mens schen den freien, vernünftigen Geist gegeben und ihm die Sprache verliehen, dies geistige Wesen heißt Ling; die Seele in ihrer Natürbestimmtheit: Sinn, Empfindung, Triebe zc. wird durch Huen bezeichnet.

G. Stand der Unschuld der ersten Menschen und

Sündenfall.

Das Leben der ersten Menschen war ursprüngs lich unschuldig und glücklich; allein sie ließen sich

vom Teufel, der Eva verführet, entstehen. (Eisenmenger II. 1) Den alten Griechen lag die Frage: Woher das Unkraut? ferner. Sie lehrten ein ewiges Chaos, aus dessen Bewegung Alles, auch die Götter, ihren Anfang nehmen. Pythagoras und Plato lehrs ten: Gott allein ist der Urheber des Guten; des Bösen Quelle ist eher jedes andere als Gott. (Plato de rep. II.) Daher schränkten sie die Macht Gottes lieber ein; freilich wollte Gott, so viel möglich nur das Gute in jeder Art und nichts Arges. (Plato in Tim. III.) Da nun Plato und Pythagoras meinten, alle Dinge hätten zwei Principien, Gott und die Materie, und sie die Ursache des Bösen in legterer suchten, so behaupteten sie auch die ewige Materie, damit es nicht schiene, als sey Gott der Schöpfer des Bösen. (Just. Martyr. Cohort. ad Gent.)

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80) Proprium est Hoang-chang - ti infundere hominibus cognitionem veri amoremque boni et illis concedere ut a ratione non deflectantur Hoang-chang-ti, ut primum creat homines, dat illis regulam maxime rectam, quae dicitur naturalis rectitudo. (Glosse Che-kiang.) S. unten Sittenlehre.

zum Ungehorsam gegen Gott (zur Sünde) verleis ten und machten sich dadurch unglücklich und vor Gott mißfällig.

§. 26. Das erste Weltalter war ein Ulter der Unschuld und Vollkommenheit. Die Menschen liebten und schäßten die Tus gend, welche damals auf vier Füßen ging: Wahrheit, Buße, Liebe und Ulmosen. Über Reichthum und Ueberfluß, die Quelle vieles Bösen, veranlaßten, daß Alles bald in Verwirrung ge rieth. Der Brahmin wurde nachlässig in Ausübung der From migkeit, der Krieger herrschsüchtig und grausam; der Kaufmann betrog mit falschem Gewichte und der Gewerbtreibende sette einen übertriebenen Preis auf seine Arbeiten, um einen thôrichten Aufwand zu bestreiten. Da sie in sich selbst böse waren, so wurde auch einer dem andern Feind. Der Brahmin war eifersüchtig auf die Größe und Macht des Kshatria; dieser ver: ächtete die stille Gemüthsart des Brahmin, der an Einsamkeit Vergnügen fand, und unterließ die Hochachtung und Ehrenbezeugung, die er ihm als dem Erstgebornen schuldig war; ja er ging in feinem Stolze so weit, daß er seine Gefeße und seine Macht selbst über die Geseze der Gottheit erhob, einzig und allein, weil Brahmin ein Werkzeug der Gottheit war. Es war ihm eine Lust, diejenigen zu tödten, die ihm mißfielen, den Schudra mit Auflagen zu beschweren und die Quelle des Gewinnes zu verstopfen, die dem Fleiße des Vaishia gebührt. Vaishia, um den Brahmin noch verächtlicher zu machen, be mühete sich durch Einführung des Bilderdienstes und der Pagoden und anderer Cerimonien, die ihm in einem Gesichte geoffenbaret worden waren, der Religion eine neue Ges ftalt zu geben. Da in den Büchern des Brahmin nichts davon zu finden war, entstand ein großer Streit; weil aber Vaishia eidlich versicherte, er habe seine Neuerungen in einem Gesichte von der Gottheit erhalten, so wurden sie als ein Theil des Cerimonial - Gesetzes aufgenommen. Die schlimmen Bei

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