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allein nicht vermögend war, die Anstrengungen gelehrter und vaterländisch gefïnnter Isländer der Welt mitzutheis len, und ans Licht zu befördern, waren diese genöthigt, sich nach Dänemark und Schweden zu wenden, und dort die Herausgabe isländischer Sagen und Dicha tungen. zu unternehmen.

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Gleichzeitig mit ihnen, traten in Schweden, Dalin, Gjöransson und Digelius,malle, gelehrte Kenner und Herausgeber der Ueberreste der Vorwelt, mit ihren Arbeiten hervor, unter denen die, so wenig gekannte, den, vom Herausgeber felbstgebildeten Nahmen, Bautil, tragende Samm lung von Runsteinen, besonders bemerkenswerth ist. Ihnen folgte der an Gelehrsamkeit wie an Geschmack, sie weit hinter sich zurücklaffende, große Johann von Ihre, der treffliche Bekämpfer und Berbesserer der Wuth feiner Landsleute für Volks- und SprachAbleitungen.

In dem benachbarten, stets, selbst auf diese literarischen Fortschritte Schwedens, eifersüchtig ge wesenen Dänemark, welches durch Islands Besik die doppelte Verpflichtung auf sich genommen hatte, für die Erhaltung seiner Sprach: Denkmåler: zu, forgen, brach ein Ausländer, der Schweizer

Werk, welches zuerst einen vollständigen Ueberblick der reichen, sich hier eröffnenden Dichtungswelt gewährt. Mögen die andren beyden Theile diefem ersten bald folgen.

Mallet, wenn gleich von Johann Erichsen unterstüßt, zuerst wieder die Bahn zu solchen Unters suchungen. Ihm folgten bald die eingebohrenen, ihn an Gelehrsamkeit weit übertreffenden Männer, Anchersen, Halfdan Einersen, Schoening, bis die Alterthumsforschung auch in Dänemark, einen nicht minder großen, mit dem schwedischen Ihre auf gleicher Linie stehenden Helden und Vors fechter in der Person Peters von Suhm erhielt. Ein Mann, der nicht allein durch eigene, noch immer unübertroffene Arbeiten, das Studium der skandinavischen Borwelk weiter brachte,... fondern sich auch durch die beherrschende Gewalt seines Geistes, wie durch den edlen Gebrauch seines Geldes, zahl: und kenntnißreiche Schüler und Nachfolger erzog, und die gelehrte Herausgabe der schäßbaren, unge druckten Denkmäler des Alterthums bewirkte, in edlem- und glücklichem Wetteifer mit einer andern, durch den Isländer Arne Magnusson gestifteten, und reich ausgestatteten, in ihrer Art einzigen Stiftung, zu gleichen, reinliterarischen Zwecken.

In dem britischen Inselreiche, hatte die durch den Mårtyrer seiner Auffindung Macpherson, gemachte Entdeckung der Poesie, der Tiefe der Empfindung und des Adels, eines, feit seiner Be fiegung bey Culloden im Kampfe für seinen angestammten › Herren (1745) mit der darauf fol;

genden Zerstörung seiner uralten, sein Wesen begründenden patriarchalischen Verfassung, verachteten Bergvolkes, zuerst wieder den Blick auf die Dichtung der Vorzeit zurückgelenkt. Ueberrascht mußten daher die auf einer so hohen Stufe der Kritik und Dichtung sich wähnenden Briten werden, als ihnen Johann Perch zuerst, die reichen, spåter erst ganz bekannt gewordenen Schäße ihrer eigenen Volks Dichtung, der einzigen die mit der der Teutschen an Reichthum zu wetteifern im Stande ist, eröffnete. Eine Lieder: und Sagen Dichtung, die ihnen jedoch nie ganz fremd werden konnte, da Shakspeare, ihr und vielleicht der ganzen neueren Zeit, größter Dichter, feine unsterblichen Schauspiele auf diese und die Ges schichte des britischen Volkes gegründet hatte.

Percy wurde hierin bald von dem auf ähnlicher Bahn wandelnden Dodsley unterstüßt, während Evans, Borlase und Rowland auf die uralte, vorgeschichtliche, nach Frankreich hinübers schlagende, so reiche Ult: Britische oder Walisische Literatur; zurückführten, "O-Brien an die, den Kaledonischen Barden verwandte, ersische Dichtung erinnerte, Wilhelm Maitland, die, mit der englischen gleichlaufende, Schottische Volksdichtung, kennen lehrte, und Lye und Somner, den Weg zu der Sprache und Sage, des alten, Englands

Verfassung begründenden Angelsächsischen Volkes, offen erhielten.

So wurden die Briten nach und nach," mit der Zahl und Dichtungsreichen Literatur, der vielartiz gen Völkerståmme ihrer Vorfahren, bekannt gemacht, und durch sie, mehr als alle übrigen germanisch; rö mischen Völker, zu der wahren, durch französische Aftersitte verkrüppelt gewesenen Poesie zurückgeführt, welche sich bey ihnen, merkwürdig genug, in neuerer Zeit am schönsten und vollendetsten, in Walter Scott, dem gefühlvollen und gelehrten Herausgeber alt schottischer Volks und Ritter : Dichtungen, ausgesprochen und dargestellt hat.

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Auch in Frankreich versuchte man um die nähme liche Zeit, sich durch den hemmenden Schlagbaum des Jahrhunderts Ludwigs des Vierzehnten hindurch, wieder mit der früheren, an Reichthum, der neueren unvergleichbar überlegenen, in südlicher und nördlicher Zunge, sich ganz verschieden aussprechenden und gestaltenden Volksdichtung, in Verbindung zu sehen. Aber ein solcher Versuch könnte bey der Befangenheit und dem Dünkel des Volks, natürlich nur theils weise, und zwar grade nur in den Theilen gelingen, deren Hervorrufung erst zuleht gewünscht werden mußte, nachdem man noch viel wichtigere Schäße dem allgemeinen Gebrauche wiedergegeben hatte. Des Grafen Caylus und la Curne de St.

Palaye's Hinweisungen auf die provenzalische, viel reichere, und um uns so auszudrücken, viel dichterischere Dichtung, wurden daher nur wenig beachtet. Ungedruckt blieb die große, von dem lehtes ren, in funfzehn Folio Bånden angelegte Samm lung provenzalischer Gedichte, in der Bücheren des Zeughauses. Höchstens, gleichsam zum Ueber: flusse, begnügte man sich mit Millor's, dürftigem und doch einzigem literarischem Werke, über diefen reichen Garten der Dichtkunst, mit Fabre d'Oli: vet's höchstverdächtigen Dichtungen in der Sprache von Oc, und mit Roquefort's schätzbarer, wort: erklårender Arbeit. Dagegen ließ sich eine, nur aus dem dunklen Gefühle verwandten Geistes, erklärbare Vorliebe, für die, an Dichtungskraft, Adel und Sittlichkeit der Gesinnung, bey weitem zurückste hende, meist nur Erzählungen und Romane begreis fende, nordfranzösische Dichtung, spüren. Eine Vorliebe, für deren Befriedigung, le Grand, Gudin, Tressan, Barbazan, Meot, Vanderbourg, Caron und andre, auf eine, zum Theil höchst tadelnswerthe und unverantwortliche, weder dichterisch noch sittlich zu entschuldigende Weise, reichlich sorgten. Denn es ist leider ein eigenthümlicher, diese nordfranzösische Dichtung höchst unrühmlich bezeichnender Zug, daß Unreinigkeit der Seele und des Leibes die beyden Hauptelemente sind,

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