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Lehrer an der praktischen Unterrichtsanftalt, zum Behuf der Anleitung künftiger gerichtlicher, Aerzte und Wundärzte unternommen, als mit möglichfter und mufterhafter Genauigkeit, Voll ändigkeit und erfchöpfender Sachkenntnifs angestellt betrachtet werden müffen. Man durfte fich zu der Erwartung berechtigt glauben, die Fundfcheine und Gutachten über einige der intereffanteften Fälle aus jeder Klaffe mitgetheilt und von kritifchen Bemerkungen zur Aufklärung noch dunkler, oder zur Entfcheidung bisher zweifelhafter Probleme begleitet zu finden. Die Erfunde und die Refultate von den minder wich tigen und gewöhnlichen Fällen hätten dann im Allgemeinen kurz angedeutet und zufammengefafst wer den können. Statt deffen hat der Vf. aller vorgekommnen Fälle Erwähnung gethan, aber ganz kurz in einigen Zeilen und mit Berührung deffen, was am merkwürdigften fchien durch ein Paar Worte, wie man dergleichen etwa in ein Diarium zu eigner Erinnerung aufzeichnen würde. Wenn diefes nun auch in einzelnen Fällen zureicht, fo wird man doch die ausführlichern und genauern Angaben des Fundfcheines und die in den Gutachten daraus abgeleiteten Folgerungen bey den wichtigern Fällen ungern verm ffen. Allgemeine Resultate, die als Gewinn für die gerichtliche Arzneykunde betrachtet werden könnten, find felten angegeben. Häufiger kommen Bemerkungen vor, die in pathologischer und pathologisch-anatomifcher Beziehung von Intereffe find. Zu diefer ift die Vergleichung der Symptome bey der apoplexia fanguinea, a ferofa (welche Hr. B. im Deutschen Schleimschlagfluß nennt) der Complication von beiden, bey dem Stickflufs, bey der Complication von Schlagflufs und Stickflufs und bey dem Lungenblutfturz (S. 34 ff.) zu rechnen. Bey den Ertrunknen (S. 47) verfpricht der Vf. auf die Todesurfache und den Zustand der Refpirationsorgane künftig recht aufmerksam zu feyn, und die Sache endlich ins Reine zu bringen; was allerdings fehr verdienftlich feyn wird. Als die gewöhnlichfte Todesart wurde der Stickflufs (d. h. Erftickung) gefunden, nur in einem Falle der Blutfchlagflufs. Bey allen ohne Ausnahme, und zwar fowohl bey den zufällig als abfichtlich in das Waffer gelangten, bey lange darin gelegenen, und bey eiligft wieder her ausgezogenen war der Kehlkopf nicht krampfhaft verfchloffen, der Kehldeckel offen, die Luftröhre, ihre Aeste und Zweige mit klarem Waffer und oben aufftehendem Schaum angefüllt, bey Einigen der Magen fogar von klarem Waffer stark ausgedehnt. (In den folgenden Jahrgängen (S. 75 und S. 117) wurde die Beständigkeit diefer Erfcheinungen aber nicht beftätigt, was aber der Vf. auch theils damit entfchuldigt, dass, wegen, der bey Ertrunkenen im Sommer fo fchnell eintretenden Fäulnifs, viele gar nicht, oder nicht genau, unterfucht werden konnten. Sonach zeigen die eignen Erfahrungen des Hn. Prof. B. die Unzulänglichkeit der Beftimmungen über die Fälle, in welchen der Gerichtsarzt allein die Obduction ablehnen dürfe.) S. 53 und S. 90, in der Note wird

behauptet, dafs in manchen Fällen auch faulende Lungen zur legalen Lungenprobe noch tauglich feyen. Diefe Vertheidigung einer, als verwerflich anerkannten, Behauptung Metzger's wird aber fchwerlich den Beyfall andrer Gerichtsärzte erhalten. S. 63 erklärt der Herausgeber nach feinen Erfahrungen den fluffigen Zuftand der Blutmaffe als eines der beftändigften Kennzeichen des einfachen Stickfluffes. Hat man aber nicht auch bey Ertrunkenen, hey den durch narkotifche Gifte, fo wie durch den Blitz Getödeten eben diefe Flüffigkeit der Blutmaffe als Merkmal angenommen? S. 75 ift gefagt: dafs bey Ertrunkenen, infofern diefs die noch nicht einge treine Fäulnifs zu erörtern geftattete, die Haut vom erlittnen Frofte beym Hineinftürzen in das kalte Waffer rauh war, und dafs die fogenannte Gänsehaut als ein in der gerichtlichen Arzneykunde noch nicht beachtetes ficheres (?) Merkmal dienen könne, es fey Jemand lebend in den Flufs gelangt. Diese Angabe verdient von andern beachtet und geprüft zu werden. Der Raum geftattet nicht länger dabey zu verweilen und wir müffen es daher den Lefern überlaffen, das Wichtigere in den Ueberfichten weiter felbft aufzufuchen.

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III. Auszüge aus ältern gerichtlich - medicinischen Schriften. Diele Auszüge follen, nach Angabe der Vorrede, die Gerichtsärzte mit den Meinungen, Anfichten und Grundfätzen, unfrer Vorfahren, so wie mit dem Geifte der ältern Gefetzgebung bekannt machen; die Anwendbarkeit der Grundlätze der theoretifchen gerichtlichen Medicin durch mannichfaltige Beyspiele aus dem wirklichen Leben anfchaulich machen, und das Material der in unfern Syste men der gerichtlichen Medicin vorfindigen (fic) Licken aus der Dunkelheit der Vorzeit und mit Staub bedeckten Folianten hervorziehen." Hier ift pun zuerst eine Centurie aus Michael Bernhard Valentin's wohlbekanntem Corpus juris medico legale übersetzt und ausgezogen, welche 60 Seiten füllt. Die Kritik kann diefe Auszüge für nichts anderes als Lückenbüfser erklären, welche den Raum nicht verdienen, den fie einnehmen. Gelehrte Gerichtsärzte kennen Valentin's Werk ohnehin und lefen es im Original. Für angehende Gerichtsärzte, die der Leitung be dürftig find, wäre höchftens die Aushebung einzel ner Gutachten, die durch Merkwürdigkeit des Falles und richtiges Urtheil fich auszeichnen, wünschens werth gewefen. Statt deffen find aber nach einer willkürlichen Ordnung Gutachten, ohne Unter fchied ihres Werthes, ausgezogen worden, unter welchen fich leicht begreiflich viel veralteter unnützer Wuft befindet. Mindestens hätten follen berichtigen de Anmerkungen hinzugefügt werden, wo ganz un richtige Grundfätze ausgefprochen find. Diefes ift aber nur höchft felten und nicht genügend gefchehen. So find z. B. S. 144 ff. 16 Gutachten über die Legiti mität der Kinder von 13 Wochen bis zu länger als Jahr mitgetheilt, in welchen die ältern Aerzte fo häufig durchaus fchwankenden, nicht selten ganz ver werflichen Beftimmungen folgten. Von dielen wird

das

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Num. 102. las letzte, welches ein Kind von einem Jahre und 3 Tagen für eine legitime Spätgeburt anerkennt, Is das einzig gehörig begründete erklärt. Wozu ollen ferner die Gutachten über den Unterfchied wifchen Luftfeuche und Peft, die Unterfuchungen ber Arfenikvergiftung aus dem 17. Jahrhundert 4. dgl m.? Endlich mufs man fich wundern eine hedicinifche Facultät kennen zu lernen, von der isher Niemand gewufst hat, nämlich die Hafner Die Kopen S. 155. 157)!!! Fac. med. hafnienfis. agner Aerzte werden darüber eiferfüchtig werden. - Statt diefer Auszüge würden einige mufterhafte Gutachten des Herausgebers über die wichtigern vorekommnen Falle, oder eigne wiffenfchaftliche Aus rbeitungen nützlicher und den Lefern willkommner ewelen feyn..

IV. Neuefte medicinisch gerichtliche Literatur. Diefer Abschnitt enthält. Anzeigen von A. Henkes Abhandlungen aus dem Gebiet der gerichtlichen Meicin Bd. I. u. II. und vom I. Bande von Orfila's Toxicologie. V. Correspondenznachrichten. Es find urze Notizen über eine zufammengewachfene Dopelfrucht, einen Acephalus und einen Hermaphro

iten darin enthalten.

APRIL 1820.

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fulfureufes appliquées au traitement des affections cuta nées etc. 1816. 8.) fey, und führt nur gegen das En de einige nicht weiter ausgeführte eigene Beobachtungen an. Der Gang der Unterfuchung ist folgen der: Hr. Galés fand bey genauen microscopischen Untersuchungen der aus frifchen Krätzpusteln genommenen in warmes Wafter gebrachten Fluffigkeit wirkliche den Mehl Milben ganz ähnliche Thiere, acari, mit welchen er fich und andern, wie es Walz, deffen Verfuche ihm bekannt find, bey den Schaafen auch gelang, die Krätze einimpfte, und schliefst daraus, dafs diefe Thiere der wesentliche Charakter der Krätzpusteln, und die erfte Bedingung ihrer Fähig keit anzustecken, fey, fo dafs es fich mit diesen Thierchen in der Krätz- Lymphe gerade wie mit denen im Saamen verhielte, welche auch für feine Kratze entsteht Fruchtbarkeit wefentlich find. nach der Anficht des Hn. Galés nur bey vernachläffigter Hautcultur, bey feuchter Wärme, daher nicht im Geficht fondern mehr an den bedeckten Theilen der Hautfläche, befonders in allen Gelenkbeugungen, und Hautfalten, daher auch zwifchen den Fingern. Sie bildet fich nicht aus bey Menfchen die feharfe Ausdünftungen haben, oder eine Befchäftigung treiben, wobey in ihre Haut fcharfe Stoffe eindringen, oder die Atmosphäre, welche fie umgiebt, mit Gasarten erfüllt wird, welche das Ungeziefer tödten, deshalb bleiben auch Sekretfèger, Arbeiter in Gipsgruben, Lohgerber, Schuhmacher, Salinen- und Metallarbeiter und Krankenwärter in Sälen wo fich die Krätzigen aufhalten, frey. Jede Anfteckung werde durch diefe oft fehr eilfertige Milben vermit telt, eine kritifche Krätze nach Krankheiten wird auch nicht zugegeben. Auf die Tödtung und Til gung diefer Milben komme nun Alles an, wenn fie getödtet, fo höre die Fähigkeit anzustecken, fo wie der jückende Schmerz fogleich auf. Diefes Ertödten fey für den übrigen Körper ganz unfchädlich, und wenn man schon auf das fchnelle Verfchwinden von 1 Ausfchlägen nachtheilige Wirkungen gesehen habe, fo fey es eben nicht die Krätze gewefen, auch feyen manche der bisher angewandten Mittel, wie die verfchiedenen Bereitungen des Arfeniks, des Queckfilbers,und des Bleys fowohl für den übrigen Körper, als für die Haut nachtheilig, andere aber wie der Schwefel unwirkfam gewefen, denn letzterer müffe durchaus in feinen Wirkungen durch die Wärme unterstützt werden: diefs gefchehe, wenn man ihn nun den Schwefel in einer folchen Form anwenden: als Dampf, als fchweflichte Säure anwende. Um der Vf. eine wie es

erwar

Die Lefer werden nach diefer getreuen Inhaltsnzeige felbft im Stande feyn zu beurtheilen, in wie reit diefer erfte Band den Anfoderungen an eine eitfchrift für die gerichtliche Arzneykunde in unern Tagen entfpreche. Ift der Herausgeber ein öfentlicher Lehrer, dem aufser der herrlichften Geleenheit neue Erfahrungen, Beobachtungen und Verfuhe zu machen, auch die umfaffende Bekanntfchaft nit der Literatur, und diejenigen gründlichen Kenntille zu Gebot stehen, die man von einem folchen lepräfentanten der Wiffenfchaft mit Recht et, fo ift man ohnehin befugt, nicht mit dem gevöhnlichen Maassstabe zu meffen und die Erwartunen höher zu spannen. Sehr zu wünschen ift, dafs lie Fortsetzung den ersten Band an innerem Gehalt bertreffen möge! HANNOVER, im Verl. d. Helwing. Buchh. Ueber die Krätze und deren bequemfle schnellwirkendfle und ficherfie Heilart durch Badex in fchweflichtfau ren Dämpfen und deffen (des Badens) vortheilhaf te Anwendung zur Behandlung chronischer Krank. Gebilde nebft Beheiten der Haut und anderer Gebilde nebft Befchreibung eines hierzu dienlichen Apparats von Joh. Hetnr. Karften, Doctor der Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe,

Hannöverfchem

› Obere Wundarzt im lei Bataillon des Lü fehr zweckmässige Construction einer Badwanne,

neburger Regiments. 1818. VIII u. 112 S. 8. mit 2 Kupfert. is mor

Der Vf., bey der Occupations- Armee der Alirten in Frankreich angestellt, erklärt in der Vorede selbst, dass feine Abhandlung eine freye Ueber etzung der Schriften des Parifer Arztes J. C. Gales (Effai fur le diagnoftie de la gale etc. 812. 4. und Mémoire et Rapports fur les fumigations

die mit einem Feuer- und Medicamenten Heerd, aus! welchem der Schwefel verdunftet, in Verbindung ge- . fetzt ift, an. In diefer Wanne wird die Temperatur, auf 30-40° Reaumur erhöht, und nachdem der darin befindliche Kranke feinen Kopf vor dem aufzu fteigenden Dampf verwahrt hat, fo wird-diefem durch Oeffnung einer Klappe erft der Eintritt geftattet, und ebenso ist auch darauf Bedacht genommen, dafs

die

die Schwefeldämpfe durch eine andere, mit dem Kamin in Verbindung gefetzte Röhre vorher wieder entweichen können, ehe der Kranke die Wanne verläfst, fo dafs aller Nachtheil für die Respiration be feitigt ist. In der Wanne ift nach hinten auch noch ein Behälter angebracht, in welchen die Kleider des Krätzigen gebracht, und durchgeräuchert werden können. Zwey oder drey eine Stunde dauernde Ba der reichen hin das juckende Gefühl und die Anfte ckungsfähigkeit zu tilgen, und zehn folgende heilen den Ausfchlag der fchon 5 Monate dauerte, vollkommen.

Der Vorzug diefer Heilungsart vor der durch Salben ift allerdings einleuchtend. Bey Salben wird häufig auch noch neben dem fchnellen Unterdrücken des gewohnten Hautausfcblags die Function der Haut geftort, und die Unreinlichkeit welche je die Krankheit herbeyführte, vermehrt, hier aber wird gerade die Thätigkeit der Haut zugleich erhöht, und viel leicht durch diefe Erhöhung der Hautthätigkeit ftatt des nun aufhörenden Exanthems eine andre Ablei tung auf der Haut veranlafst, fo dafs die CentralOrgane nicht dabey leiden können; ja durch die fo kräftig erhöhte Hautthätigkeit werden manche Complicationen der Krätze und andere hartnäckige Krank heiten der Haut und der zunächft darunter liegenden Organe zugleich geheilt z. B. venerifche Flechten, eingewurzelte Rheumatismen, Gichtknoten, fcrophulofe und Gelenkgefchwülfte u. a. m. enthalten auch die von Galés erzählten zwanzig Wirklich Krankheitsfälle merkwürdige Refultate, denen man feinen Glauben um fo weniger verfagen kann, als die Wahrheit der Erzählung nicht nur durch achtungswerthe Autoritäten, fondern vorzüglich auch durch eine lobenswürdige Aufrichtigkeit, welche in manchen Fällen nicht verfchweigt, dafs 200 Bäder zur

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gänzlichen Heilung nothwendig gewefen feyen, ihre Beftätigung und Zuverläffigkeit erhält.

lichsauren Dämpfe nicht für neu auszugeben, daja Der Vf. ift fo billig feine Anwendung der schwefwirklich fchon in der Salzburgifchen med. chirurg. Frank fie fchon früher angegeben habe, ihrer auch Zeitung 1792. Bd. 3. S. 191 erwähnt ift, defto gewilfer gebührt ihm das Verdienft zuerst den Apparat und die Methode angegeben zu haben, deren grofse Nützlichkeit in Militär- und Civil - Spitalern, wo die Krätze und die verwandten Haut Krankheiten fuft machen, gar nicht zu bestreiten ift. 'den Aerzten fo unbefchreiblich viele Mühe und Un

nach welcher die Milben es allein feyn follen, braucht Ueber feine Anficht der Natur der Krankheit, Rec. fich hier nicht weiter einzulaffen, da die Metaftalen, das of epidemifche, durch keine Ansteckung vermittelte Erfcheinen der Krankheit, und ihr häufiges Aufhören ohne dafs Milben tödtende Substanze angewendet wurden, genug dagegen sprechen; aber das möchte Rec. den Vf. fragen, warum, wenn, widerliche Ausdünftungen verbreiten, die Krätze wie er erklärt, Perfonen, die befondere den Milben gar nicht bekommen, und wenn bey der Anwendung des Schwefels alles nur darauf ankommt, ihn in Dampfform an die Milben zu bringen, warum man den angegebenen Apparat brauche und nicht die innerliche Anwendung des Schwefels hinreiche, da ftand entweicht, und gleichförmiger durch die thieja derfelbe durch die Haut in einem expandirten Zurifche Wärme vertheilt auf die in der Haut niftenden cherungen der Fall ift? Von den beiden KupferMilben einwirkt, als diels je bey den Schwefelräuder Milben und die andere verfchiedene Anfichten tafeln enthält die, eine die vergröfserte Abbildung und Durchschnitte des Apparats.

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Beförderungen u. Ehrenbezeigungen.

Kaiferlich. Leopoldinischen Gefellschaft der Naturfor feher zu Bonn und von den naturforschenden Gefell

Durch höchftes Refeript vom 1. März d. J. ift dem fcbaften zu Halle und Marburg als correfpondirendes

zeitherigen ordentl. Prof. der fächfifchen Gefchichte und Statistik zu Leipzig, Hn. Politz (der gleich itig einen ehren vollen Ruf zur Profeffur, der Staatswillen schaften nach Jena, au des nach Bonn verletzten Hofráths Sturm Stelle, ablehnte,) die durch Arndts Tod erledigt ordentliche Profeffur der Staatswirthschaft und Politik, nebft der damit verbundenen Cenfur, und mit Beybehaltung des grössern Theiles fines bisher genoffenen Gehalts als Zulage zur Befoldung der ihm confe. rirten Lehrstelle, übertragen, dabey aber feines bisherigen Lehramtes entlaffen worden.

Hr. Prof. Gravenhorft in Breslau ift von der Kö nigl. Sociatät der Willenschaften zu Turin, von der

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Mitglied aufgenommen worden.

Hr. Oberforftrath C. P. Laurop zu Karlsruhe ist von der Niederrheinifchen Gelebfchaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn zum auswärtigen Mitgliede, und in Steyermark zum correfpondirenden Mitgliede er« von der K. K. Landwirthschafts Gesellschaft zu Grätz nannt worden.

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Phyfiologie und höheren Anatomie an der k. k. UniDer Kaifer von Oefterreich hat die Profeffur der fer, Hn. Dr. M. Michael von Lenhoffek, zeither Prof. verlität zu Wien dem rühmlich bekannten Schriftstelbeider Fächer an der Universität zu Pesth, verlieben.

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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

April 1820.

LITERARISCHE ANALEKTEN.

Noch einige Bemerkungen über die Aftronomie

der Indier.

Eine Abhandlung des Oberften Colebrooke: On the No

tions of the Hindu Aftronomers, concerning the Preceffion of the Equinoxes and motions of the Planets, in den Afiat. Ref. Vol. 12. Nr. VI, giebt mir Veranlaffung zu einem Zufatze zu meinen Bemerkungen über die Chronologie und Aftronomie der Indier, in der A. L. Z. 1817. Nr. 46. Sie Aftronomie der Indier, in der A. L. Z. 1817. Nr. 46. Sie ftellt Manches, was bisher noch nicht ganz klar war, näher ins Licht.

Bentley ging in feinen Unterfuchungen besonders darauf aus, durch innere Gründe die mögliche Entftehung der ungeheuren Cyklen zu zeigen, welche man lange Zeit als Beweise eines hohen Alterthums der wif fenfchaftlichen Cultur unter den Indiern gebraucht hat. Zugleich fuchte er darzuthun, dass Varaha Verfaller der Surya Siddhanta fey, welche für göttliche Offen barung galt, und überall als erfte und faft einzige Au torität in der Aftronomie angeführt wurde. Da ein Volk, welches das Vorrücken der Nachtgleichen nur für ein Schwanken der Koluren innerhalb einer geringen Anzahl Grade hält, nicht auf Erfahrungen von Millionen Jahren Anspruch machen darf, da die Grenzen, oder vielmehr der angenommene Anfangspunkt diefes Schwankens mit den Zeiten Varaha's (499 p. Chr.) zufammentreffen; da man bey den Arabern nicht blofs, wie bey den Indiern, den Gebrauch der Sinus, fondern bey Albategnius auf die Entstehung derfelben aus den Sehnen des Ptolemaeus bemerkt; da die indiIche Theorie der Planeten ganz unzweydeutig die ara. bifch, griechische ift: fo glaubte ich mit Grund fchlie fsen zu dürfen, dafs die aftronomischen Kenntniffe um die Zeiten Varaha's von den Arabern zu den In diern gekommen wäre Col. findet nun auf einem andern Wege ebenfalls den griechischen Ursprung der indifchen Aftronomie, glaubt aber, dafs die Brahmi nen unmittelbar von den Griechen, und zwar lange vor Varaha, ihre Kenntniffe erhalten und diefelben den Arabern mitgetheilt hätten. Die Möglichkeit Jäfst fich nicht ableugnen, einige Zweifel werden indeffen gegen die Gründe erlaubt feyn. Schon längst mufste man wünschen, dass noch mehrere Schriften im Sanfkrit aufgefunden und benutzt würden. Diefes ist von Col. gefchehn. Er lässt den Unterfuchungen Bentley's, welche er scharffinnig (ingenious effays) nennt, und den darin aufgeftellten inneren Gründen Gerechtigkeit

wiederfahren.

Seinen übrigen Behauptungen glaubt er aber aus andern Schriften Einwendungen entgegenstellen zu können, besonders der, dafs Varaha Verfal. fer der Surya - Siddhanta fey. Col. Nachrichten, fo interessant fie auch find, und fo wichtig die Benutzung neuer Quellen ist, geben indeffen kein bestimmteres Refultat, fondern es muss auch hier eine Wahrscheinlichkeit der andern entgegengefetzt werden. Eine Behauptung der Indier widerfpricht der andern, die Scholien, welche fich faft bey jeder Handfchrift finden, dem Texte; ja diese Gloffen fcheinen das Schickfal aller Scholien gehabt zu haben, dafs nämlich von unbekannten Händen Zufätze und Veränderungen gemacht worden find, welche die Kritik nicht leicht wird entdecken und fondern können, besonders, weil durch Eitelkeit und sonderbaren Nationalstolz ab. fichtlich Altes und Neues vermifcht worden ift. Col. hält sich zunächst an Bhascara, einen Aftrononien um das Jahr 1150 p. Chr., deffen Alter hinlänglich be kannt fey, und von welchem man einen vollständigen Curfus der Aftronomie habe." Die übrigen beiden, Brahma-Gupta und Aryabhatta, werden nur, als frü her lebend, angeführt, Brahma Gupta's Alter wird nur dadurch beftimmt, dafs er fich auf Varaha und andre, namentlich auch auf Aryabhatta, beruft. Dieser ift vorher noch nicht genannt worden, und wird hier blofs im Allgemeinen und unbestimmt für älter, als Albategnius; alfo vor das Jabr 880 unferer Zeitrechnung gefetzt. Die Autoritäten, auf welche fich Col. ftützt, reichen folglich nicht über die Zeit der Araber hinaus. Brahma-Gupta erklärt aufserdem ausdrücklich, dafs in der Aftronomie Offenbarungen nur fo lange gelten könnten, als die Erfahrungen fachkundiger Männer damit übereinstimmten, und Bhafcara verwirft diefelben geradezu. Diefes alles deutet da her auf allmählige Veränderungen, auch wo diefelben nicht angegeben fiud, und verhindert jeden bestimmten Beweis gegen Ben ley's Behauptung. Derfelbe fucht nämlich zu zeigen, dafs die Surya Siddhanta Varaha's Werk sey, unter andern auch aus dem Grun de, weil fie früher in einigen Schriften seinen Namen führe, und mit den Angaben einer andern Schrift Va raha's, Jatok Arnob, welche ihm ohne Widerspruch beygelegt werde, zufammenftimme. Col, glaubt degegen, dafs dieses Werk (denn offenbar foll es daffelbe feyn, welches er unter dem Titel Fatacarnava von Varaha anführt) nicht unwahrscheinlich (allo doch nicht mehr) einem andern Aftronomen ange. höre, und Varaha mit Unrecht (improperly) zuge

fchrieben werde. Brahma-Gupta citire, fagt er, die Surya-Siddhanta und Varaha, jedes befonders, ja die Surya Siddhanta werde von Varaha in einer feiner ohne Widerspruch echten Schriften (in his most undoubted work in der Varahi-Sanhita angeführt. In der. felben foll Varaha behaupten, ein Astronom müsse alle Siddhanta's studieren, unter andern auch die SauraSiddhanta. Es fragt fich alfo, ift Saura und Surya ei nerley? Colebrooke behauptet diefes, Davis dagegen fchon früher das Gegentheil. Der Widerftreit ift in deffen älter, und von den Brahminen selbst veranlafst worden. Bhafcara nämlich nimmt in einer Stelle über die Präceffion, von welcher Col. ganze Unterfuchung ausgeht, beide Ausdrücke für einerley. Da nun Bhafcara's Citate aus der Surya - Siddhanta und die Wer the für die Präceffion mit dem noch vorhandenen Texte derfelben nicht übereinstimmen: fo erklärt der Commentator der S. S. Munjala die Ausdrücke Surya und Saura für verfchieden, ftatt dafs der Scholiaft von Bhafcara, Muniswara, feine Zuflucht zu Veränderungen des Textes und zu kritischen Conjecturen nimmt, um das Mifsverständnifs aufzuhellen. Col. erkärt überdiefs die S. S. für dunkel, und behauptet, lie werde eigentlich keinen befondern Verfaffer zugefchrieben diefes durfte aber wohl auch nicht gefchehen, wenn he wenigftens bey dem gröfseren Publicum für Offenbarung gelten follte], der Name fey alt, aber die Schrift felbft, wie mehrere diefer Art, wahrscheinlich modernilirt (modernised). Das Resultat bleibt alfo im mer, dafs der Text derfelben, wie ihn Davis und Bentley vor Augen hatten, wenigftens gröfstentheils aus Varaha's Zeit abstamme, die frühere Grundlage mag gewefen feyn, welche Lie wolle.

Eben fo verhält es fich auch mit dem Vorrücken der Nachtgleichen felbft. Es gehörte natürlich eine Reihe von Jahren dazu, ehe man fich eine richtige Vorstellung dayon machen konnte. Nachdem alfo Hipparch durch die Mondsfinfterniffe Veranlaffung bekom men hatte, darauf aufmerksam zu feyn, Ptolemaeus ungefähr 200 Jabre später die Veränderung in 100 Jahren auf einen Grad gesetzt hatte, mufsten fich die Beobachtungen, wie bey andern Gegenständen, immer mehr vervielfältigen und vervollkommnen. Es liegt allo in der Natur der Sache, dass man zu den Zeiten der Araber der Wahrheit durch eignes Nachdenken näher kommen konnte. Ein blofses Schwanken der Koluren statt der fortfchreitenden Bewegung durch die ganze Ekliptik hindurch dabey anzunehmen, ift, To fonderbar dasselbe uns auch jetzt vorkommen mag, zu den Zeiten der Araber eine natürliche und den UmStänden nach gar nicht auffallende Hypothese. Nur bey den Indiern, bey ihrem erträumten hohen Alter. thume und ihren Offenbarungen, bleibt fie ein lächerlicher Widerspruch in fich felbft. Doch davon ist auch bey Col. die Rede nicht mehr. Er zeigt nur, dafs einige, wie Munjala und Bhafcara, eine vollkommene Präceffion durch alle Zeichen der Ekliptik, andere hingegen, wie Aryabhatta, Muniswara, auf die Autorität der S. S. ein blofses Schwanken, und zwar der

erstere zu 24°, ftatt der gewöhnlichen 17° annehmen. Merkwürdig ift das Schweigen von Brahma Gupta, welcher doch vor Bhafcara lebte, und einiger andern (und zwar der berühmtesten Aftronomen, fetzt Col. hinzu), über die Existenz einer Präceffion überhaupt. Die Sache fcheint mir nicht anders erklärbar, als dass Brahma Gupta's Vorgänger nicht aus Beobachtun gen, die bekanntlich fast überall fehlen, fondern durch Autorität und Glauben an Offenbarungen entscheiden wollten, er aber diefelben, wie ich bemerkt habe, durch Erfahrungen in der Aftronomie befchränkte. So erkläre ich mir Bhascara's Urtheil, dass diese Verände. rung noch zu unmerklich für Br. G. gewefen sey, und diefs fcbeint mir ein neuer Grund, dafs die Hypothele einer Libration nicht von den Indiern felbft ausgegangen ift. Bhafcara nimmt nun fpäterhin 60 Jahre auf einen Grad an, alfo ungefähr fo viel, als die Araber. Aryabhatta wird aufserdem von Brahma Gupia getadelt, dafs er in der einen Schrift eine Revolution der Knoten (wahrscheinlich der Nachtgleichen, fagt Col.) annehme, in der andern verwerfe. Um nun zu zeigen, dals die Vorftellung von Schwanken der Aequinoctialpunkte von den Indiern zu den Arabern übergegangen fey, be ruft fich Col. nach Riccioli's Zeugnifs zunächft auf Alba tegnius. Dieler fcheint zwar (de fe. ftell. c. 52.) eine Hypothefe diefer Art aufzuftellen, die Ueberfetzung von Plate Tiburtinus aber, aus welcher allein wir feine Ansichten und Lehrfätze beurtheilen können, ift dunkel und unbe ftimmt. Es wird in derfelben behauptet, dass, nach Prolemaeus Zeugnifs, einige Autoren vor ihm die Präcession in 80 Jahren auf einen Grad gefetzt hätten, und dafs die Bewegung 8 Grade vorwärts und eben fo viel wieder rückwärts gehe. Bald darauf werden 84 Jahre da für angenommen. Da nun im Almageft nichts davon vorkömmt, vielmehr alles auf Timocharia und Hipparchs Beobachtungen beruht, welche Ptolemaeus mit den Sei nigea vergleicht, und dadey 100 Jahre für einen Grad der Präceffion annimmt, so darf man wohl an der Zu. verläffigkeit der Nachricht zweifeln, die wahrschein lich auf einem Milsverftand beruht. Albategnius glaubt aufserdem aus feinen eignen Beobachtungen 66 Jahre dafür annehmen zu müssen. Diefe verfchiedene Beftimmungen des Zeitraums der Präceffion von Prole macus und feinen eignen nennt Albategnius ein augmentum motus. Er fcheint alfo diefe Verschiedenheit nicht in einem Fehler der frühern unvollkommenern Beobachtungen, fondern in einer wirklichen bald beschleunig ten bald verminderten Bewegung, wie bey den Planeten, zu fuchen. Welche Idee nun auch hier zum Grunde liegen mag: so ist wenigstens kein Grund vor handen, aus Albategnius Worten auf einen indifchen Urfprung der arabischen Vorstellungsart zu schliessen. Der andere von Col. angeführte Grund, dass die S.S. der Anlage nach älter fey, dafs fie allo Alb. Veranlal. fung zu der Hypothefe von einem Schwanken der Aequi noctialpunkte gegeben baben könne, ift eben fo un haltbar, fo bald nicht die Unmöglichkeit nachgewiesen werden kann, dafs fie nicht erst nach Erneuerung der Schrift, folglich durch Varaha oder einem andern um jene Zeit lebenden Aftronomen, alfo durch einen Ara

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