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nes ruhmvollen Fürften Vater werden folle, deffen gen, dafs nämlich des Kalidas Gedicht, eines ZufamHerrschaft an das Meer grenzen würde gegen Auf- menhangs ermangelnd, in dem alle einzelne Scenen gang und gegen Niedergang; werde nun Kanna's fich mit dem Charakter innerer Nothwendigkeit an Tochter, welche bereits von Duschmanta fchwanger einander reihen und ohne eine gleichmäfsig fort ift, einen Sohn gebähren, an deffen Händen und fchreitende Handlung an fich nicht Bühnenrecht im Füf en fich die Zeichen weit ausgebreiteter Herrschaft heutigen Sinne des Worts fowohl nach den unbeoffenbarten, fo folle fie als des Königes Gemahlin wufsten Anfoderungen der Menge, als auch einer aufgenommen werden, aufserdem aber die Rückkehr einfichtsvolleren Kritik, genannt werden kann; fon zu dem Vater ihr bestimmt feyn. Den Ring vermag dern fich vielmehr der fo wefentliche Unterfchied Sakontala, da er ihr an einer Quelle unbemerkt von zwifchen einem dramatischen Gedicht und einem eider Hand in das Gewäffer gefallen ift, nicht vorzu- gentlichen Schauspiel an ihm ganz befonders darftelzeigen. Kaum hat fie fich fo gemäfs der Entfcheidung fen läfst. Das Werk hätte bis zu Vernichtung feides Priesters entfernt, als die Kunde erfchallt, dafs ner schönsten Eigenthümlichkeiten umgeändert wereine weibliche Lichtgeftalt fich herniedergelenkt ha- den müffen um der modernen Theater - Anficht zu be, da wo die himmlifchen Nymphen verehrt wür- genügen, was durchaus damit nicht zu erreichen den, und die Weinende umfangend mit ihr ver- war, dafs unter andern der Prolog und die müssige fchwunden fey. Im fechsten Akte wird Dufchman- Nymphe Misrakeli wegbleiben, auch einige deu tas Ring bey einem Fifcher entdeckt, der ihn in fcenifchen Verrichtungen befonders fchaurige Scenen dem Leibe eines gefangenen Fifches gefunden hat. zu einer gröfseren Bequemheit gebracht worden find, Der Ring wird zu dem Könige gebracht, dem plötz- wie z. B. diejenige von Dufchmanta mit Makali auf lich bey deffen Anblicke die Erinnerung an Sakon- Indra's Wagen durch die Lüfte daher fährt und nur tala und das volle Gefühl der Liebe zurückkehrt. Al- allmählig fich dem Erdboden nähert. Manches gele folgende Scenen drücken nun Dufchmantas Sehn- feyerte Stück des Shakspeare vermag fich hauptfächfucht aus, welcher fchuldlos und reuevoll fich im lich nur durch deffen ehrfurchtgebietenden Namen Schmerz um die verftofsene und entfchwundene Gat- auf der Bühne zu halten, offenbar nur um defswillen, tin verzehrt. Eine Nymphe, Misrakeli, fenkt fich weil die höhere poetische Einheit der Idee weit über aus der Luft um als geheime Zeugin von Dufchman- der drama:ifchen Einheit der Handlung vorwaltet. kas Schmerzen ihrer Freundin Menaka, der Mutter So läfst felbft Göthe's Götz v. Berlichingen, obfchon Sakontala's, davon Kunde geben zu können. Nach die hiftorifche Einheit des Ganzen mit der lebendigeiner Reihe poetisch überaus fchöner für den Fort- ften poetischen Darftellung gehalten ift, dennoch um gang der Handlung aber völlig unerheblicher Scenen des gleichen Mangels willen das Publicum gleich lau erfchallt ein lauter Klageruf Madhawya's hinter der und unbefriedigt. Was follte ferner unter den handScene, denn er glaubt von einem ihn durch die Lüfte feften Angriffen unferer Bühnenhelden, wie fie nun mit fortreifsenden Ungeheuer getödtet zu werden, einmal find und wohl auch manches Jahrzehend noch und Duschmanta eilt das Unthier mit dem Bogen zu bleiben dürften, aus dem herrlichen Dufchmanta, erlegen. Allein es war nur Täufchung. Matali, des der zarten Sakontala und ihren Gefpielinnen, ja felbst Gottes Indra Wagenlenker war es, welcher fo den aus Madhawya, kurz aus dem ganzen Stücke werDuschmanta aus dem lähmenden Schmerze erwecken den, wenn nach A. v. Schlegets fehr, richtigem Ur wollte und ihm verkündiget, der Gott Indra wolle theile fchon die Idealität manches Göthifchen Stückes fich feiner starken Hülfe bedienen, um des Gottes durch die Aufführung fchwerfällig und profaisch zu Aufenthalt feindfelig bestimmende Dämonen zu über- werden droht. werden droht. Endlich liegt noch eine Schwierigwältigen. Im Anfange des fiebenten Aktes fieht man keit in dem Mangelhaften unferer fcenifchen MachiMatali mit Dufchmanta auf Indra's Wagen durch die nerie oder richtiger wohl in den überfpannten AnLüfte daherfahren und endlich laffen fie fich in dem foderungen, zu denen die Verkehrtheiten der Direirdifchen Paradiele herab, wo das göttliche Paar ctionen unfer Publicum verwöhnt haben. Nach dem Kafyapa und Aditi herrfchen und wohin die ver- was in der Sakontala geleiftet wird, ftand dem Kaliftofsene Sakontala geflüchtet ift. Zuerft findet und das eine Theatermaschinerie zu Gebote, gegen welche erkeant Dufchmanta feinen mit Sakontala gezeugten diejenige des Wiener Theaters noch befchränkt ausunterdefs gebornen und fchon zu dem erften Knaben- fallen möchte, oder, was uns glaublicher ift, fein alter herangewachsenen Sohn. Die Darftellung die- Publicum war gleich dem des Shakspeares noch geiftfes Kindes, welches die vorherverkündeten Zeichen reich genug fich auf dem Theater mit leichten Ander Herrfchaft an fich trägt und in kindlicher Nai deutungen der Natur anftatt gukkaftenmäfsiger Nach vetät schon des künftigen Herrfchers muthigen und äffungen derfelben zu begnügen und die alleinige dem Rechten zugewandeten Sinn hewährt, ift be und auch einzig würdige Illufion nur von der ausge wundernswürdig. Auch Sakontala findet er wieder, bildetern Kunft der Schaufpieler zu erwarten. Auf ihm ergeben in unwandelbarer Lieb' und Treue. Sie unferem Theater ift aber das letztere noch weniger erfcheinen beide vor den Gottheiten Kafyapa und Aditi, als das erfte e der Fall. Allerdings hat fich Hr. Gervon denen ihr Bund die unmittelbare Weihe erhält.hard mit den meisten Scenen, welche vorzüglich jeSchon durch diefe äufserften Umriffe des Ganges der Handlung möchte fich unfer Urtheil rechtferti

nes Urtheil bedingen, fo ziemlich abzufinden gewufst, allein vollständig wollte es doch nicht gelingen; z.B.

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in der Scene wo Makali als vermeintliches Ungeheuer den Madhawya fortführt, würden alle Verfuche einer vollständigen Natürlichkeit nur um fo ftörender den Humor der Gallerie für Donauweibcheasfcenen erregen. Nach alle dem glauben wir durchaus nicht diefem neuen Bearbeiter der Sakontala zu nahe zu treten, wenn wir den Hauptzweck feiner Arbeit: fie für unfre Bühne zu bestimmen, für

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einen verfehlten erklären. Von diefer Beziehung aber ganz abgelehn, tritt fein fchönes Talent für die poetische Ueberfetzungskunft, befonders hinfichtlich feiner ausgezeichneten Gabe einer ungemein wohlgefälligen Verfification auch hier wieder ganz unverkennbar hervor. (Der Befchluss folgt.)

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

I. Gelehrte Gefellschaften.

Seit dem 3. Julius v. J., wo die naturforschende Gefellschaft zu Halle ihren 41ften Stiftungstag feyerte, hielten in derfelben bis Ende des Jahres folgende Mit glieder Vortrag. Hr. Prof. Nitzsch über Verfchiedenheiten in der Bildung der Vögel, welche zur BeStimmung ihrer natürlichen Groppen befonders wichtig find. Hr. Prof. Steinhäuser las in einer Sitzung über die Mehrheiten der Kometen und über die phyfi. fche Natur derfelben, und in einer andern über die Entstehung der Erde aus expanfiblen Stoffen. Hr. Juftiz-Commiffar Keferstein beschrieb in drey Sitzungen feine Reife nach dem Harze, welche er mit dem Ön. Prof. Germar im verflofsnen Sommer in mineralogi fcher Hinsicht gethan hatte. Hr. Prof. Germar fetzte diese Beschreibung von da an fort, wo fein Begleiter aufgehört hatte. - Hr. Dr. Kaulfufs theilte feine Beobachtungen über die Familien der Farrenkräuter mit. Hr. Infpect. Bullmann las über Selbstentzündungen und führte unlengbare Beyspiele und Proben davon

an.

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Hr. Obfervat. Winckler las über die Verbeffe. rung der Barometer Beobachtungen zu Höhen-Meffungen. Hr. Dr. Krimer theilte verschiedene naturhistorische Bemerkungen mit, über Blaufäuren Gehalt aus Pflaumenrinde, über Blutegel und über die Ernährung der Frösche und Wassersalamander.

Von eingelandten Abhandlungen und Auffätzen wurden vorgelefen: - des Ha. Prof. Meinecke Abhandlung über die Entwickelung der Salze aus den gediegenen Verbindungen; - Hn. Schulze's (Schullehr. zu Naumburg) Abhandlung über des Hn. Hofrath Okens natürl. Pflanzenfyftem; - Hn. Steininger's (Lehrer am Gymnafium zu Trier) Auflatz: Bemer. kungen über die Bafalte der Killgegend; Hn. Paft. Heffe's aus Nienburg a. d. W. Abhandlung von Europäifchen und andern ausländifchen Gewächfen, welche nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung verpflanzt worden find; Hn. Dr. Glocker's (z, Z. in Breslau) Bemerkungen auf feiner Reise durch Sachsen und Böhmen, vorzüglich in naturhistorischer Hinficht.

-

Von mehreren Mitgliedern und Frennden diefer Gefellschaft liefen fchätzbare Beyträge für die Biblio thek ein, als: von dem Hn. Grafen v. Buquoi, ́Hn. Hausmann, Mertens and Ficinus, den Herren Predigern Juftiz Commiflar Keferftein, den Herren Profefforen Ballensteds und Dr. Burdach, Hn. Dr. Ohm u. m. a.

In diefem halben Jahre wurden in die Gefell fchaft aufgenommen als auswärtige, correfpondirende Mitglieder: Hr. Schulz, Schullehrer in Naumburg, Hr. Paftor Heffe in Nienburg an der Wefer, und Hr. Prof. Ficinus in Dresden.

Durch den Tod verlor die Gefellschaft ein aus

wärtiges Mitglied in dem Hn. Provifor Schweis zu Ladterberg am Harze..

II. Vermifchte Nachrichten.

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Der Dichter Klamer Schmidt zu Halberstadt, welcher dafelbft am 19. Decbr. 1745 geboren wurde und zuerst im Jahr 1769 mit „fröhlichen Gedichten" anonyin auftrat, feyerte am 29. Decbr. v. J. im Kreise feiner Familie und mehrerer literarifcher Freunde zu gleich mit feinem Geburtstage auch fein funfzigjäbri. ges Dichter-Jubelfeft. Die diesem Feste gewidmeten Gedichte find unter dem Titel: Klamer Schmidt's Dichter -Jubiläum. Manufcript für Freunde" auf 40 Seiten in 8. im Druck erschienen. Es find zwölf Gedichte, worunter zwey von Wilhelm Schmidt, demjing. ften Sohne des Jubilar's, Brigadeprediger zu Erfurt; die übrigen find von Auguftin (zu Halberstadt), Dr. Friedrich Cramer, Fouqué, Gockingk (zu Berlin, älteltem Freund des Dichters), Dr. Wilh. Körte, Friedr. Lautsch, (zu Halberstadt, Schwiegerfohn des Dichters und Veranstalter des Feltes), Meineke, (Confiftorialrath zu Quedlinburg), Refe, Stubenrauch (zu Halberstadt) und Tiedge. Von allen in der letzten Periode Gleims zu Halberstadt verfammelten Dichtern ift der Jubelgreis dort allein noch übrig. Seine Ueberfetzung des Horaz ward wenig Tage nach dem Feste zu Braunschweig im Druck vollendet.

ALLGEMEINE LITERATUR ZEITUNG

SCHÖNE KÜNSTE.

März 1820.

LEIPZIG, b. Brockhaus: Sakontala oder: der verhängnißvolle Ring von Wilh. Gerhard u. f. w. (Befchluss der im vorigen Stück abgebrochenen Recenfion.)

Wie gering daher auch immer das Vergnügen

ie gering daher auch immer das Vergnügen des Zuschauers bey einer wirklichen Aufführung diefer Bearbeitung ausfallen möchte, dem Lefer, der Sinn für des Kalidas tiefe Eigenthümlichkeit hat, ift durch des Hn. G's. Arbeit ficher kein unwillkommenes Gefchenk gemacht worden. Es ift der Text der Forsterfchen profaifchen Nachüberle tzung mit Benutzung der englifchen von W. Jones, welche Hr. G., wie er in der Vorrede bemerkt, erft in England felbft, wohin ihn 1818 eine Reife führte, erhalten konnte; in fehr gefälligen wohlklingenden Jamben gegeben worden, ohne dafs das Vorbild an Sinn oder Ausdruck das Mindelte eingebüfst hat. Diefs achten wir aber allerdings für einen Gewinn. Das Formlofe der Profa bey einem wahrhaft poetifchen Gehalte wirkt alle Mal unangenehm und es gehört eine ausgezeichnete Luft und Liebe zur Sache dazu, bey ununterbrochenem Lefen der Arbeit des geiftreichen Forfler's nicht einen gewiffen Ueberdrufs zu empfinden. So weit unfer fünffüfsiger Jambe von dem Versmaafse des Originals entfernt feyn mag, fo hat er doch gerade die gute Eigenschaft, das möglichft glückliche Surrogat für mehrere Versgattungen verfchiedener Art zu feyn. We gut Hr. G. ihn zu gebrauchen weifs, braucht nicht durch eine hervorgehobene einzelne Stelle belegt zu werden, denn das Ganze fpricht dafür. Eben fo lobenswerth find die einzelnen lyrifchen Stellen des Gedichts wieder gegeben. Wir heben den Gefang der Waldnymphen aus, womit diefe Sakontala's Abfchied aus dem Hayne der Eremiten feyern:

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Dafs manche herrliche Stelle wegen beabfichtigter Einrichtung zu heutiger theatralifcher Brauchbar

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keit weggeblieben oder stark beschnitten worden ift, wie z. B. die erfte Scene im fiebenten Aufzuge, ist bey dem poetifchen Reichthume des Ganzen wenigftens kein empfindlicher Verluft. Kein Grund ift aber abzusehen, aus dem die höchst vortreffliche Stelle zu Anfange des erften Aktes wegblieb, wo (S. 8 bey Forster) Dufchmanta die Merkmale befchreibt, aus denen er die Nähe der Eremitenwohnung erkennt:

Sieh', unter jenen Bäumen liegen die geweiheten Körner, die dort hingeftreuet wurden, während die zärtlichen Papageyenweibchen ihre unbefiederten Jungen im hangenden Nefte fütterten u.

f. w.

Andere Male ift G. in feinen Weglaffungen inconse quent gewefen. Manches an den Sommer erinnernde dem heutigen conventionellen Gefchmack, wo z. B. Gleichnifs ift weggeblieben, als unvereinbar mit (S. 44 bey Forfier) der Feldherr von dem Könige fagt: Wie grofs er ift! uns andern kleinen Menfchen fieht er aus, wie ein Elephant, der auf einem liches Gleichnifs in Akt 4. Sc. 1. S. 105 bey G. fteBerge weidet." Dagegen ift ein anderes ganz ähnhen geblieben, wo ein Kämmerer von dem Könige fagt:

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Er kommt vom Richterftnhl und fuchet nun
Mit leichter Bruft des Zimmers Einfamkeit,
So wie ein Elephant, der Heerde Haupt,
Wenn er den Morgen über weidete,

Sich Kühlung vor der Mittagshitze fucht. Dafs Kafyapa und Aditi weggeblieben und die Worte derfelben in der Schlufsfcene dem Matali zu fprechen gegeben, ift eine gewaltfam in das Wefen des Gedichtes eingreifende Abänderung, wodurch das Apotheofrende in deffen Ausgange faft ganz verloren geht. Eben fo können wir es nicht anders als mifsbilligen, dafs der Fluch des Durwala's, der im Original hinter der Scene gehört wird, hier erzählend eingeführt worden ist. Für fo gelungen wir nun übrigens diefe neue Bearbeitung der Joneslchen englifchen Ueberfetzung der Sakontala, felbft nach der frühern Forferichen Verdeutichung derfelben, im Allgemeinen auch anerkannt haben, fo höchft wünschenswerth, wie auch fchon Göthe in feinem weftöftlichen Divan bemerkt hat, bleibt doch nicht minder noch eine dritte, die uns endlich das im Sanskrit und Pakrit gefchriebene (auf der Königl. Bibliothek zu Paris in einer Handfchrift befindliche) Original diefer reizenden Dichtung felbft, in einer möglichft treuen deutschen Ueberletzung, die zugleich den verfchiedenen Dialekten, wie eigenthümlichen, unferer Rhythmik gewifs völlig fremden metrischen Formen und profaischen

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Diefe Sammlung enthält drey Poffen (von den auf dem Titel verheifsenen Luftfpielen haben wir in die fem Bändchen nichts gefunden, obgleich der Vf. die beiden erften fo nennt): Der l'eibermagiftrat in Klatschhaufen, in einem Aufzuge. Ein Complott der Ehefrauen des Magiftrats gegen ihre Eheherren we gen einer Pauline, Nichte und Mündel des Oberbürgermeifters Dickkopf, die den ganzen hochanfehnlichen männlichen Magiftrat den Kopf verrückt, und daher in Abwefenheit der Männer in einer feyerlichen Seffion der Frauen inquifitorisch vernommen und aus Klatfchhaufen verbannt wird; die Männer haben aber von diefer Seffion und von dem Anfchlage ihrer Hausehren, während ihrer Abwefenheit auf einer Jagd ein Bällchen mit ihren jungen Schreibern zu veranstalten, Wind bekommen, kehren zurück und der Herr Oberbürgermeister beftätigt das Urtheil der Damen in Hinficht Paulinens, die ihrem Liebhaber in die Refidenz folgen darf, und in Hinficht des Balles werden die Herren Schreiber fortgefendet und die Eheherren treten an ihre Stelle allerdings eine exemplarifche Strafe für die armen Weiber. Man fieht, die Erfindung kann dem Vf. nicht viel Kopfbrechen gekostet haben, und wir verfichern, nicht viel mehr die Ausführung, obgleich einzelne Situationen ganz gut, nur nicht durchgeführt, find, und was wir als echtkomifches Ingredienz bey diefer und den übrigen Poffen recht fehr in Anfchlag bringen - oft eine ganz ergetzliche Selbft Perfiflage der handelnden Perfonen, wie z. B. hier in der weiblichen Rathsfitzung, eintritt. Der betrogene Entführer. Ein Herr Affeffor Mondfchein entführt die alte Schwefter des Hrn. Advokaten Gänfekiel ftatt deffen junger Nichte, und entdeckt den Betrug erft im Gasthof zur leeren Schüffel in der nächsten Provinzialftadt, wohin die Entführte vorausgefahren war. Sie hatte die Briefe des Affeffors, obgleich fie fehr wohl wusste, an wen fie gerichtet waren, fich zugeeignet und beantwortet, hat das Abenteuer der Entführung auf fich genommen, und gründet nach der Entdeckung darauf ihre Anfprüche, dafs die Briefe an eine Eleonore gerichtet

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feyen und fie diefen Namen wie ihre Nichte führe. In demfelben Gafthof ift Frohberg, ein junger Officier, welcher auf dem Wege ift, nach der Beftimmung feines Vaters die eigentliche Geliebte des Af feffors zu heirathen, auch eingekehrt, er hält den Affeffor für den Kellner, giebt ihm eine Ohrfeige und erbietet fich nach der Erkenntnifs feines Irr thums zur Genugthaung in der Nacht auf des Allef fors Zimmer. Der wechfelt in der Angft das Zim mer, welches von dem ihm nachfetzenden Bruder feiner Entführten, der ein wüthiger dramatischer Dichter neben dem Advokaten ift, eingenommen wird. Diefer wird nun durch den Befuch des Offciers überrascht. Affeffor Mondfchein will aber während der Erklärung entwifchen, wird jedocin feftgehalten und in die Arme der entführten Tante gefchüchtert. Der Grundzug des Stoffes ift nicht neu und der Vf. hat die daraus hervorgehenden Situationen wenig zu benutzen, verftanden, obgleich einzelne Scenen, wie die zwifchen Frohberg und dem Affeffor, ganz ergetzlich find, und auch wieder jene oben erwähnte Selbft - Perfilage, befonders in der Entführten und in ihrem Bruder, in welchem wir falt verrauthen 'möchten, der Vf. habe fich felbft perf flirt, hervortritt. Die magnetifirte Verlobung, in einem Aufzuge. Soporito, ein umherziehender Magnetifeur, entführt dem Doctor Würgengel alle 'feine Patienten und wird daher von diefem hinläng lich gehafst. lich gehafst. Des Doctors Sohn liebt aber des Ma gnetifeurs Tochter; und da diefer einft: Emilien als Somnambule gebraucht, um die Wirkfamkeit feiner Kunft zu beweifen, der fich der ihm unbekannte Eduard als Kranker anvertrauet hat, fo fieht er fich gezwungen, da beide fich im magnetifchen Schlafe in gegenfeitigem Rapport erklären, feine Einwilli gung in ihre Verbindung zu geben, wozu denn auch Eduards Vater geneigt gemacht wird, indem der Magnetifeur ihm feine Patienten wieder zuftellt und einen Theil feiner eignen abtritt. Iffland's Geift ift hier nicht, allein auch hier findet fichi mancher Funke des Echtkomifchen und in den Charakteren ist diefs das ausgeführtefte Stück von den dreyen, def fen Ende auch gehörig vorbereitet eintritt. Das aber lebende Aerzte, die fich magnetischen Kuren unterziehen, ohne dafs man fie für Charlatane zu halten berechtigt ift, namentlich angeführt werden, ift, aufs gelindefte, eine fehr tadelnswürdige Unde fonnenheit. Sprachfehler, wie: ftatt dem, wäh rend dem, charakterifiren das Vaterland des Vfs, den wir fchliefslich erfachen wollen, feine Stiefkinder nicht fo gar ftiefväterlich in die Welt zu jagen.

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(neu bearbeitet), und: Die Rückkehr des Gatten, nach Segir, gereimt find und wo denn Alexandriner, wie folgende:

Ha! fchickt vielmehr die hochcivilifirten Staaten

wir nicht irren, unter einem andern Titel; wahrfcheinlich gleichfalls franzöfifchen Urfprungs, obgleich Hr. V. nichts dabey bemerkt hat. Eine junge Wittwe wird mit ihrem ihr perfönlich unbekannten

O Gott, wer kennet mehr als ich wohl feinen hohen Gegner durch eine Freundin verföhnt, welche def

Werth

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und Reime, wie: scheitert, geschleudert; beleidigten, anzuflehn, verkommen, und es fich überhaupt zeigt, dafs der Vf. für Verfification und Reim weder Sprachgewandtheit noch Ohr hat; er bleibe alfo bey der fchlichten Profa, in welcher er den Dialog recht lebhaft, nur in denen aus dem Franzöfifchen nicht ganz rein von Gallicismen, wie S. 21:,,Diefer Zug gewann ihn mir lieb" durchzuführen weifs. Auch hat der Vf. den franzöfifchen Urfprung hier und auch in dem dritten, aus dem Franzöfifchen bearbeiteten Stücke nicht genug zu verwischen gewufst, wie z. B. in den Eintrittsfcenen, wo fich die Perfonen nach franzöficher Manier das weitläufig felbft erzählen, wovon der Zuschauer unterrichtet werden foll. In den beiden angeführten Stücken kommt im erftern eine wundergrofsmüthige Indianerin, ein wundergrofsmüthiger Quaker und ein wundergrofsmüthiger Freund vor; in dem letztern aber ein wundergrofsmüthiger Ehemann, der feiner Frau und feinem Neffen die etwas ftarken gegenseitigen Irrthümer ihres Herzens, trotz dem Eheherrn in Kotzebue's Stricknadeln, verzeiht. Das dritte Luftfpiel ift nach Barre: Die Heimlick- Vermählten, oder: Er wird fein eigener Richter eine recht artig gewendete Kleinigkeit, in welcher ein geld- und adelftolzer Vater von einem Minifter den Auftrag bekommt, einen feiner Collegen zur Einwilligung in die heimliche Verheirathung feines Sohnes mit feines Gefchäftsmannes Tochter zu bewegen, diefs fchriftlich thut und als er entdeckt, dafs er den Brief an fich felbft gefchrieben hat, mit feinen eigenen Gründen in die Enge getrieben und dann durch des Ministers Hinzutritt zur Verzeihung bewogen wird. Die Entdeckungsfcene ift die ergetzlichfte. - Die übrigen drey Stücke find: Die Rückkehr der Krieger, ein Gelegenheitsftück ohne grofsen Geiftesaufwand mit ein Paar ziemlich pöbelhaften Eheleuten, und in welchem uns auch Ausdrücke wie „Heimtückerey" nicht gefallen. - General Moreau, oder die drey Gärtner (nach einer wahren, im J. 1803 vorgefallenen Anekdote, wie der Titel befagt), mit einem Paar Kotzebue ich naiven jungen Verliebten, die lich denn zuletzt in eine Markife und in einen Baron, Abkömmlinge von angefehenen Emigranten - Familien, umwandeln. Was eigentlich an dem Stoffe der Anekdote angehört, wagen wir nicht zu bestimmen: wahrfcheinlich wohl blofs die Zurückgabe eines an fich gekauften Emigrantengutes an den rückkehrenden Erben, deffen Ausftreichung von der Emigrantenlifte Gen. M. bewirkt hat. Die Proceßvermitt lung, ein kleines niedliches Luftfpiel in einem Aufzuge, welches wir uns entfinnen, bereits mit Vergnügen auf der Bühne gefehn zu haben, aber, wenn

fen Aufmerksamkeit auf einem Maskenballe auf fich zog und dann fie felbft, ihr unbewusst, wem? bey dem Befuche, um welchen der Verehrer anhält, als die Zauberin unter der Maske ihm unterschiebt. Die Erfindung ift echt franzöfifch und die Ausführung ift voll Feinheit, Gewandtheit und Leben, und auf der Bühne fehr unterhaltend. — Der Zuwachs, den die Original-deutfche Dichtkunft durch die Producte in diefer, wie der Titel befagt, rechtmässi gen Original-Ausgabe erhalten hat, ift nun zwar, wie man fieht, nicht eben hoch anzufchlagen; allein unferer Bühne können die aus der Fremde entlehnten Gaben willkommen feyn. Die Bemerkung auf dem Titel fcheint uns aber anzuzeigen, dafs des Vfs. Arbeiten wohl gar einen Vordruck erfahren haben, der in jeder Hinsicht noch fchändlicher ift als ein Nachdruck: wäre diefs nicht, fo würden wir diefelbe für durchaus unnöthig in Hinficht der ach tungswürdigen Verlagshandlung halten.

VERMISCHTE SCHRIFTEN.

STUTTGART, in der Sattlerfchen Buchh.: Schwa bifches Taschenbuch auf das Jahr 1820. Mit Beyträgen von Pfifter, Lebret, Ther. Huber, Haug, Neuffer, G. Schwab u. a. 137 S. 12.

Diefes Taschenbuch, welches das erfte Mal in der Reihe feiner zahlreichen Brüder auftritt, verfolgt einen eigenen, aber löblichen patriotifchen Zweck. Es will wirklich feyn, was es auf dem Titel fchon ankündigt, ein fchwäbisches, d. i. nicht blofs von einem fchwäbischen Verleger und fchwäbischen Verfaffern auf gewöhnliche Art angelegtes profaifches und poetisches Vergnügungs-Allerley, fondern für die Gefchichte und die Ehre des alten Schwabens in Kunftblättern und Schrift zeugendes kleines Tafchenrepertorium, zu Nutz und Unterhaltung. Den erften Anlafs dazu gab die Abficht einiger fchwäbifchen Künftler, die, um die vaterländifchen gefchichtlichen Denkmäler zu fammeln, theils folche nach der Natur gezeichnet, theils ältere, echte Abbildungen aufgefucht haben, befonders von Burgen und Klöftern, die im Laufe der Zeit der Zerstörung anheim gefallen. So finden fich bereits in dem vor uns liegenden erften Jahrgange, von Heideloff gezeich net und theils von Seyffer, theils von Bauer geftochen, aus der Reihe der entweder ganz oder gröfstentheils zertrümmerten merkwürdigen alten Burgen und Schlöffer Schwabens die alte Stammburg der fchwäbifchen Kaiser Hohenflaufen, nach einem in der St. Johanniskirche zu Gmünd erhaltenen Gemälde; die Teckburg nach einem Gemälde in der Kirche von Owen, wo die Herzoge von Teck ihr Erbbegräbnifs hatten; Hohenurach, ein Lieblingsau fenthalt

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