Page images
PDF
EPUB

bemerken. In allen folchen Fällen fey die Körperwärme eher unter als über die natürliche Temperatur, und wo die Centraltheile wärmer oder heifs waren, da waren die Gliedmafsen meiftens kalt. (Die verminderte Temperatur, die dem Vf. ein pathogno. mifches Zeichen der regulärcongestiven Form ift, zeigt fich nach unfern Beobachtungen nur kurz vor dem Tod, fonft ift die Hitze vielmehr ein Calor mordax.) Currie räth daher die kalten Begiefsungen, aber man dürfe fich nicht wundern, wenn er diefe, wie alle andere Mittel hier fruchtlos fand, da feine Hauptmittel China und Wein waren, und er die Zeiträume der Krankheit nicht gehörig unterfchieden habe, indem er die Krankheit von Anfang an für faulicht hält, was aber nur Folge der aufserordentlichen Congestion fey. - In gewöhnlichen Fiebern fey die Gefahr aus dem Grade der allgemeinen Reizung, und aus den örtlichen Leiden abzunehmen, allein in dem verkappten oder regulärcongeftiven Fieberformen ftehe die Gefahr in Verhältnifs mit dem Mangel der Aufreizung und mit dem Umfang der venöfen Congeftion. Arterielle Aufreizung fey ein Uebermaafs, venöle Congestion ein Mangel der natürlichen Thätigkeit. (Aber grade in den bösartigsten Fällen von Scharlach ift die Thätigkeit zu Zeiten übermäfsig erhöhet, wie die unbändigen Rafereyen beweifen.) Erftere fey nur ftarken, letztere fchlaffen Leibesbeschaffenheiten eigen. (Was gegen alle Erfahrung ift; grade find es die starken wohlgenahrten, welche vom bösartigen Scharlach am häufigften weggerafft werden.) Von des Vfs. Heilverfahren bey dem einfachen und anginofen Scharlach heben wir nur Einiges aus. Wenn Scharlach herrfcht, follten Kinder forgfältig beobachtet werden, und gleich bey den erften Zeichen der Anfteckung eine rafch wirkende Abführung, und zunächst ein Brechmittel erhalten (beffer wohl erft das Brechmittel und dann die Abführung). Ift irgend ein Theil hervorftechend leidend, Blutigel, oder ein mäfsiges Aderlafs (!), zuvor aber ein warmes Salzbad. Wenn fich nun das Scharlach als gut artig zeigt, fo müsse dennoch die Aufreizung bald befchränkt werden, damit es nicht in das anginofe, und diefes in das höchftentzündliche übergehe; was durch lauwarme Begiefsungen des Tages 4-5 Mal, ftarke Abführung und milde Diät zu bewirken fey. Im Zeitraum der hier gewöhnlich fehr unbedeutenden Erfchöpfung, fo wie in der Rückkehr zur Genefung, wird mit Recht vor Wein und andern reizend ftärKenden Arzneyen in der Diät gewarnt. (Ein nicht genug einzufchärfender Grundfatz, in jeder HerstelJung der Kinder nach entzündlichen Krankheiten, befonders aber nach Scharlach, nur mit der äufserften Vorficht zu ftärken und zu nähren. Nicht felten find die wafferfüchtigen Zufälle nach Scharlach, die gewöhnlich einen entzündlichen Charakter haben, Folgen der Nichtbeachtung diefer Maafsregel; die ficherften Mittel, wafferfüchtige Zufalle nach Scharlach zu verhüten, find: dafs man während der Genelung alle reizend ftärkende Arzney und Nahrung und die äussere Luft vermeide, täglich einigemal

Bey

abführen laffe, und ein lauwarmes Bad gebe.) krankhafter Hitze in anginofen Scharlach werden kal te Begiefsungen angerathen und in den ersten 24 Stunden wiederholt, fo oft die Hitze wieder brennend wird; ihre Anwendung finde nur in den erften drey Tagen der Reizungsperiode Statt; fie mindern die allgemeine Aufreizung des Herzens und der Arterien, die, wenn fie anhält, örtliche Entzündung herbeyführen kann. Befonders wirkfam fey aber zugleich der Gebrauch des in grofsen Gaben, Kindern zu 6-8 Gr. 3-4 Mal in 24 Stunden und abfüh rende Mittel. Ift die Periode der Reizung vorüber, dann warme Begiefsungen 6-8 Mal in 24 Stunden, immer aber in Verbindung mit Abführungen, die auch während der Nacht fortgebraucht werden müffen. Zuweilen nehme diefes Scharlach dennoch einen tödlichen Ausgang, wovon, wie Leichenöffnungen den Vf. gelehrt haben, eine innere Entzündung Urfache ift; wenn daher das angegebene Verfahren nicht erleichtert, fo fey Verdacht auf innere Entzündung, und ein mässiges Aderlafs fey dann von überrafchender (!) Wirkung. (Aeufsere, oft wiederholt angebrachte Reizmittel, und die Vitriolfäure, diefe wichtigen Mittel in dem Heilapparat gegen Scharlach, deren aber der Vf. nirgends erwähnt, leiften Rec. in folchen Fällen erwünschten Erfolg, ohne Blutentziehen, wozu wir überhaupt im Scharlach das Vertrauen nicht hegen wie der Vf.; am wenigften möchten wir aber im Scharlach noch Blut entleeren, wie hier angerathen wird, wenn die vermeintliche Entzündung fchon weit vorgeschritten ist, der Zustand bereits längere Zeit gedauert hat.)

A

[ocr errors]

(Der Befchluss folgt.)

MATHEMATIK.

STUTTGART, b. Steinkopf: Em. Develey's u.f.w. Anfangsgründe der Geometrie in einer natürlichen Ordnung und nach einem durchaus neuen Plane. Nach der zweyten verbefferten Ausgabe aus dem Franz. übersetzt von C. F. Deyhle, Lehrer der Mathematik. Mit einer Vorrede yon Hofrath und Prof. Kausler. 1818. 8. Nebft Kupft. (2 Rthlr.)

Diefes Werk wird fowohl in der Hand des Lehrers als der des Schülers ein fehr brauchbares Lehrbuch feyn. Der Vortrag ift klar und fafslich, die Erklärungen die man immer gehörig verbreitet findet, find an jedem Orte im Buche felbft angebracht, die Lehrfätze find möglichst zufammengezogen und was gewifs höchft zweckmäfsig ift, bey der Abfaffung derfelben find alle Buchstaben vermieden, die fich auf die Figuren der Kupfertafeln beziehen, da jeder Lehrfatz auch ohne alle Conftruction verständlich feyn mufs. Auch dafs die Beweife nach d'Alemberts Methode den Lehrfätzen vorgehien, kann nur gebilliget werden, indem dadurch der fich Unterrichtende von felbft auf die Wahrheit des Satzes, ohne scheinbare Sprünge, gelangt und ohne vorher nöthig zu haben,

in den Sinn der Worte deffelben genau zu dringen. Die Aufgaben find, ganz von den Lehrfätzen getrennt, am Schluffe beygefügt. Auch diefe Methode verdient allen Beyfall. Sehr zu wünfchen wäre gewefen, dafs es der Raum des Werks hätte geftatten mogen, felbiges noch weiter auszudehnen und man vermifst hier ungern manche fehr intereffante Aufgabe, z. B. über Verwandlung und Theilung der Figuren. Das Kapitel über die Das Kapitel über die ebenmässigen Polyeder ift finn- und lehrreich und wird gewils befriedigen. Unter den Figuren find einige die körperliche Räume ausdrücken, nicht ganz de lich dargestellt, wohin wir vorzüglich Fig. 163 rechnen. Anfänger mögen fich nicht irren, wenn fie finden, dass auf Taf. VIII. die Numern aller dort befindlichen Figuren verftochen find, und jede um eine weiter zu lefen ift. Um den Beleg zu geben, wie reichhaltig das Werk ift, liefern wir hier noch die Inhaltsanzeige: Einleitung, 1) Ueberficht. Von der Ausdehnung in einer und derfelben Ebene. Von der Ausdehnung in zwey und mehreren Ebenen. 2) Erfter Theil. Von der Ausdehnung in einer und derfelben Ebene. 3) Von den geraden Linien und den Ebenen, welche fic einfchliefsen. 4) Von den Formen der Verbindungen gerader Linien. 5) I. Buch. Von den Formen der Verbindungen gerader Linien, welche keinen Raum einfchliefsen. 6) II. Buch. Von den Formen der Verbindungen gerader Linien

welche eine Ebene einfchliefsen. 7) III. Buch. Von den Dimensionen und Verhältniffen der Verbindungen gerader Linien. 8) III. Buch. Von den Dimenlionen und Verhältniffen gerader Linien in ihren Verbindum: en. 9) IV. Buch. Von den Dimenfionen und Verh. Itniffen der Flachen in den Verbindungen gerader Linien, oder in den Vielecken. 10) V. Buch. Von den kreisförmigen Linien und den durch kreisförmige Linien begrenzten Ebenen. Erfter Abschnitt. Von den Formen. Zweyter Abschn. Von den Dimenfionen und Proportionen. 11) Zweyter Theil. Von der Ausdehnung in zwey und mehreren Ebenen und in den drey runden Körpern. 14) VI. Buch. Von den Formen der Verbindungen von Ebenen, welche keinen Raum einschliefsen. 15) VII. Buch. Von den Formen der Verbindungen von Ebenen, welche keinen körperlichen Raum einfchliefsen. 16) Von den Dimenfionen und Verhältniffen der Verbindungen von Ebenen. 17) VIII. Buch. Von den Dimenfionen und Verhältniffen der Linien und Oberflächen in den Verbindungen von Ebenen. 18) IX. Buch. Von den Dimenfionen und Verhältniffen der körperlichen Räume in den Verbindungen von Ebenen. 19) X. Buch. Von den runden Flächen und den durch runde Flächen eingefchloffenen körperlichen Räumen. Anhang. Aufgaben zu diefem Werke. Noten die fich auf mehre re Numern diefer Geometrie beziehen.

Am

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

Todesfälle.

31. Auguft v. J. Starb zu Caffel der königl. preufs. Gesandte am Kurhess. Hofe Conr. Siegm. Karl v. Hänlein. Er war 1760 zu Ansbach geb., erhielt feine wissenfchaftl. Bildung zu Erlangen und Tübingen, ward 1785 in Erlangen Doctor der Rechte und im folgenden Jahre Rath bey der damaligen Markgräfl. Regierung zu Ansbach, 1790 zu den Ministerial gefchäften gezogen und 1792, nach dem Uebergange der fränkischen Fürstenthümer an Preussen, zum Geb. Regierungsrath ernannt.

Im September starb zu Madrid der hoffnungsvolle junge dänische Gelehrte, Dr. Paul Lemming aus Ko. penhagen, auf feiner Rückkehr. vom Efcurial, wel. ches er der dortigen morgenländifchen Handschriften wegen befucht hatte. Nachdem er fich fchon in Kopenhagen treffliche Kenntniffe in der theologifchen, befonders biblifchen und orientalischen Literatur erworben, und fich durch eine gelehrte Probefahrift, einen Abschnitt aus dem arabifchen Schriftfteller Kemaloddin enthaltend, (f, die Rec. deffelben A. L. Z. 1818. Nr. 33.) bekannt gemacht hatte; machte er mit kö

nigl. Unterstützung feit dem Sommer 1817 eine Reife ins Ausland, wo er sich zuerst in Berlin, dann zu Haile bey Hn. Dr. Gefenius aufhielt. Im Winter 1817 ging er nach Paris, wo er unter de Sacy, Langlés, Chezy feine Studien fortsetzte, und von da nach Madrid. Seine nächfte Abficht war auf eine Ausgabe des Ebn Kotaibu ge richtet. Die gelehrte Welt verliert an ihm einen eben fo talentvollen, eifrigen und kenntnifsreichen als bescheidenen und liebenswürdigen jungen Gelehrten, von dem fie viel Vorzügliches erwarten durfte.

Am 29. Septbr. ftarb zu Münfter Heinrich Chaves, Dr. der Medicin und Hochfürftlich Hildesheimifcher Leibarzt, im 78. Jahre. Er hat des berühmten Münsterschen Leibarztes Chriftoph Ludw. Hoffmans ,vermischte medicinische Schriften" in 4 Theilen (Münst. 1790-95) herausgegeben, und auch ein paar eigne medicinifche Schriftchen verfasst. Sein Geburtsort war Robertville im Gebiete der Abtey Stablo.

[ocr errors]

Im Oct. starb in der Nähe von Paris der frucht bare Romanenfchriftsteller Fr. W. Ducray Duminil.

ALLGEMEINE LITERATURZEITUNG

Januar 18 20.

ARZNEYGELAHRTHEIT.

LONDON: Practical Illuftrations of the scarlet fever, Meafels, Pulmonary Confumption, and chronic difeafes, with remarks on fulphureous Waters etc. by John Armstrong etc.

(Beschluss der im vorigen Stück abgebrochenen Recenfion.)

[ocr errors]

ehandlung der Scarlatina maligna, und zwar der höchft entzündlichen Form. Die Hauptmittel find hier, wiederholtes Blutlaffen, grofse Gaben Catomel in Verbindung mit abführenden Mitteln u. f. w. (Rec. zweifelt nicht, dafs diefe Mittel in folchem wahren entzündlichen Scharlach, befonders, wie der Vf. darauf dringt, früh in der Krankheit, und in vollem Maafse angewandt, die angemeffenften und wirksamsten find; allein wir geftehen, dass wir uns nicht erinnern in einer Reihe von mehreren 20 Jahren, ein folches echt entzündliches Scharlachfieber beobachtet zu haben, und können daher nicht fagen, dafs in den Fällen wo wir Blut entzogen (wenn nämlich der Sturm die Richtung nach einem edeln Theil hin zu nehmen drohete), die grofse Wirkung, wie in wahren Entzündungskrankheiten davon gefehen hätten. Damit foll aber nicht in Abrede geftellt werden, dafs nicht einzelne Fälle von Scharlach, ja ganze Epidemien einen echt fthenifchen Charakter haben können; allein folche Scharlachfieber dürften dann wohl keine bösartige feyn, da die zur rechten Zeit ernftlich angewandte entzündungswidrige Heilart, den beften Erfolg haben würde. - Aber auch die Fälle die der Vf. hier als höchft entzündliches Schar lach aufftellt, fcheinen uns nicht einen folchen echt entzündlichen Charakter gehabt zu haben. Scharlachfieber der Art, fieht Rec. in jeder Epidemie bey der oben angedeuteten Behandlung, ohne allgemeines, geschweige denn wiederholtes Blutlaffen glücklich verlaufen. Auch der Leichenbefund den der Vf. mittheilt, um darzuthun, dafs die Krankheit ein höchft entzündliches Scharlach gewefen fey, ift durch aus nicht beweifend; in der Leiche fanden fich nämlich Spuren von Entzündung in der Kehle, im Gehirn und in der Leber; in keinem Theile aber zeigten fich Erscheinungen wie in denen an wahrer Entzündung verftorbenen, als Ausfchwitzung von plaftifcher Lymphe, Verwachsungen, Verdickung, fehr geröthete Membran u. f. w.) Nachdem der Vf. die Wirkung des dreiften Blutlaffens in diefer Scharlachsform als höchft hülfreich gepriefen hat, heifst es: indeffen dürfte man in Entzündungskrankheiten,

namentlich aber in dem entzündlichen Scharlach, dem Blutlaffen allein nicht vertrauen, fondern man müsse zugleich reichliche Darmentleerungen unterhalten. (In wahren Entzündungen ift das Blutlaffen das Hauptmittel). Ueberhaupt finden fich S. 69 ausdrückliche Warnungen von zu grofser Blutentleerung, felbft in diefer Scharlachform; was in Widerfpruch mit der Lehre fteht, Kindern 2 Mal reichlich Blut zu laffen, am Arm, oder an der Jugularis, dann noch Blutigel, u. f. w. In der Behandlung der irregulär congeftiven Form, aus deren schwankenden diagnoftifchen Darftellung, wie vorhin fchon bemerkt ift, durchaus nicht erhellt, welche Scharlachmodification gemeint fey, find die Hauptmittel, Abführungen und grofse Gaben Calomel. In 3-4 Fällen wagte der Vf. anfangs ein mäfsiges Aderlass (nach welchen Anzeigen?) er habe aber nicht Erfahrung genug, um entscheidend über die Wirkung deffelben in diefer Form urtheilen zu können, da ohnehin den befagten Mitteln zu vertrauen fey. Ein Hauptgegenstand dieser Abhandlung ift des Vfs. Heilmethode der regulär congestiven Form des Scharlachs, das eigentliche bösartige Scharlach, das wie der verewigte Reil fagt: tödtet, ehe es der Kunft möglich ift in's Zeug kommen zu können. Die entfcheidenften Maafsregeln müffen hier wegen des fchnellen Befallens, ohne Auffchub ergriffen werden. Wenn der innere Andrang Zeit dazu lässt, ein Salzbad, die Haut mit Flanell der in Effig getaucht ift, gerieben, was das Blutlaffen erleichtert, und unmittelbar darauf, fo viel Blut entleert, bis der Puls fich entwickelt. Bis zur Ohnmacht dürfte es hier. nicht kommen. (Wenn aber der Puls fich nicht entwickelt?) Ueberhaupt fey hier ein mäfsiges Aderlafs vorzuziehen, (was nutzt denn die gegebene Norm?) - obgleich dann und wann Fälle vorkämen, wo ein volles Aderlafs nöthig fey, um das verlorene Gleichgewicht (zwifchen den arteriellen und venöfen System, da ersteres durch heftigen Andrang im letzteren unterdrückt ift) herzustellen. (Abgefehn von der Unhaltbarkeit diefer Hypothese eines vermeintlich aufgehobenen Gleichgewichts, und deffen Wiederherstellung durch Blutlaffen, fo follten vor allem die Erfcheinungen die folche Fälle bezeichnen, klar herausgehoben feyn. Hier würden fich dann die beiden Extreme, die höchft entzündliche und die regulärcongeftive Form, in dem vollen Aderlaffe berühren.) Das wirkfamfte Mittel ift, reichliche Gaben Calomel, in Verbindung mit Abführungen, und zwar in den erften 30 Stunden wo der Kranke gerettet oder verloren ift, zu gr X-Xjj, 2-3 mal

Bey

felbft Kindern, mit einem fchleimigten Vehikel, damit es beffer vertragen werde. (Solche grofse Gaben Calomel würde jeder deutsche Kindermagen ficher wegbrechen; überhaupt beherrscht die englifchen Aerzte feit einiger Zeit ein fonderbarer Widerfpruch in Betreff des Quecksilbers. Von der einen Seite zeigen fie eine unbegreifliche Scheu gegen das Mittel, dafs fie fogar die Syphilis, gewifs zum grofsen Nachtheil ihrer Kranken, ohne daffelbe heilen wollen, und in Krankheiten wogegen Calomel keine fpecifike Heilkraft belitzt, geben fie Erftaunen erregende Gaben deffelben. Diefer Widerfpruch ist in der, meistens grundlofen Behauptung des Vfs. und mehrerer anderer englifcher Aerzte, dafs die Speichelflufs erregende Wirkung des Quecksilbers, in fieberhaften Krankheiten minder fey, als in nicht fieberhaften, keinesweges auszugleichen.) grofser Empfindlichkeit des Magens foll man das Calomel mit kleinen Gaben kamphorirter Opium Tinktur geben, und doch follen zugleich abführende Mittel gereicht werden um die Wirkung des Calomels nach den Eingeweiden zu difponiren.) Las Eintreten des fo erwünschten (?) Speichelfluffes fey der Beweis, dafs die innere venofe Congeftion (um welche fich fehr einfeitig hier alles drehet,) nachgelaffen habe. (Freylich infofern der Speichelflufs die noch nicht erlofchiene, oder von neuem belebte Reizempfänglichkeit der Speicheldrüfen darthut; übrigens fcheint uns der Speichelflufs hier infofern günftig, indem er als eine wirksame, und dem hier meift fchwer befallenen Gehirn möglichst nahen Ableitung zu betrachten ist.) Im letzten Zeitraum paffen blofs gelinde Abführungen, und der Wein in Verbindung mit Opium (worauf allein fich Rec. in folchen Fällen nicht verlaffen würde.) Einige Fälle werden beygebracht die schnell tödtlich endeten, bey denen aber offenbar der ftärkenke Heilplan (the cordial plan) ganz unangemeffen angewandt wurde. Bey einem 7jährigen vom Scharlach befallenen Knaben zeigten fich früh alle Zeichen die auf ftürmischen Andrang nach dem Gehirn deuteten; fofort wurden gr X Calomel mit eben fo viel Jalappe gereicht und die Gabe nach zwey Stunden wiederholt; da keine Entleerung und keine Befferung darauf erfolgte, wurde aus der Jugularis Vj Blut entleert, und kurz darauf ein warmes Bad, und Reibung der Haut; (warum diefes nicht vor dem Blutlaffen?) die Wirkung war günftig, das Calom. und Jalappe wurden wiederholt, nach 3 Stunden 5-6 entftellte (Wirkung des 6 entstellte (Wirkung des rii) reichliche Stuhlentleerungen; Ausficht zur Befferung, die endlich mittelft Calomel und anderen abführenden Mitteln völlig bewirkt wurde. (Diefer Fall ift belehrend, und Rec. würde da, wo fo offenbar das Gehirn bedrohet wird, und die Abführung mit Calomel und alle die grofsen äufseren Ableitungsmittel nicht bald den Zustand änderten, fich nicht auf Blutigel verlaffen, die hier den Andrang eher vermehren, fondern nicht anftehen die Jugularis oder die Temporalarterie zu öffnen, und kalte Kopfumfchläge anzuwenden.)

i..

[ocr errors]

Schliesslich warnt der Vf. nochmals diefe thätigen Maafsregeln nicht halb, und nicht zu spät anzuwenden (letzteres zumal bedingt gewifs fehr oft den glücklichen oder unglücklichen Ausgang der Krankheit). Viele Widerfprüche in der praktifchen Arzneykunde, über Wirkfamkeit oder Unwirksamkeit einer Heilmethode hängen davon ab, dafs diefe nicht im gehörigen Umfang, und zur rechten Zeit, angewandt worden ist.

GESCHICHTE.

NEW YORK, b. James Eaftburn u. Comp.: An anniverfary Difcourfe delivered before the New York Hiftorical Society, December 7, 1818, by Gulian C. Verplanck, Efq. 121 S. 8.

[ocr errors]

Eine Rede in der Manier der franzöfifchen Eloges, wie denn auch ein aus Thomas Eloge des Kanzlers d'Agueffau genommenes motto auf dem Titel fich befindet. Ihr Thema ift Erneuerung des Gedächtniffes einiger tugendhafter und aufgeklärter Europäer, welche, die hehre Beftimmung der neuen Welt als Zufluchtsort für Freyheit und Wahrheit ort für Freyheit und Wahrheit ahnend, fich beeiferten die Segnungen der Religion, der Sittlichkeit, der wiffenfchaftlichen Cultur und der Freyheit über fie zu verbreiten. Als folche werden hier ausführlich erwähnt Las Casas, Roger Williams, Lord Baltimore, William Penn, John Locke, General Oglethor pe, Dr. Berkeley und Thomas Hollis. Da New York im fiebenzehnten Jahrhundert während 40 Jahr unter Holländifcher Bothmäfsigkeit geftanden, fo nimmt der Vf. daher Anlafs der grofsen Verdienste diefes Volks um Freyheit und Wiffenfchaften, insbefondre des Leidenfchen Profeffors Johann Luzac ausführlich zu gedenken, welcher als Herausgeber der Lei denfchen Zeitung, fich zuerst mit Nachdruck der Sache der Amerikanischen Freyheit angenommen. Am Schlufs erwähnt der Vf. einige um Wissenschaft und Freyheit verdiente Franzofen, und zollt den Manen des unglücklichen Ludwigs XVI. um fo inniger den Tribut der Dankbarkeit, als er vielleicht nicht gefallen wäre, wenn er den jungen Freystaat nicht genährt, gepflegt und geschützt hätte. Wir heben einige biographifche Notizen aus, die unfren Lefern intereffant feyn können. Roger Williams, geboren 1630 in Wales war der erfte, welcher unbegrenzte Gewiffensfreyheit felbft für Papiften und Arminianer lehrte, eine Lehre, die der Geiftlichkeit von Maffachufet fo grofsen Anftofs gab, dafs der Verbreiter derfelben aus der Provinz verbannt wurde. Er wurde jetzt Gründer der Stadt Providence und der Colonie von Rhode Island, deren Angelegenheiten, er während 48 Jahr im Geist jener Grundfätze leitete. Lord Baltimore, ein Mann von grofsem Werth, wenn gleich nicht von Williams Talenten und Excentricität, bekleidete unter Jacob I. wichtige Staatsämter, die er aber im Jahr 1624 niederlegte und zur römischkatholifchen Religion überging. Jetzt wollte er eine Colonie auf New Foundland anlegen. Da diels Vorhaben aber ungeachtet feiner angestrengtesten Bemü

hun

hungen fcheiterte, fo wandte er fich nach Maryland, an deffen Colonisation er den entfchiedenften Antheil hatte, und wo er die uneingefchränktefte Ge wiffensfreyheit für alle Religionsparteyen einführte. Von unerfchütterlicher Beharrlichkeit in den gröfsten wie in den kleinsten Dingen war William Penn. In einem Zeitalter der höchften politifchen und religiöfen Intoleranz gab er während eines beträchtlichen Theils feines Lebens monatlich irgend eine polemifche Schrift heraus, und diefe Schriftftellerey brachte ihn jährlich wenigftens einmal in's Gefängnifs. Unter jedem Glückswechsel war er reinen, wohlwollenden Herzens, geduldig, arbeitfam, furcht los, eifrig, fromm. Nachdem fein jugendliches Aufbraufen und fein Enthufiasmus zu weifem praktischem Wohlwollen gereift war, begab er fich im J. 1652 nach Amerika und wurde Stifter des Gemeinwelens, das feinen Namen fo rühmlich verewigt hat. Er war ein genauer Freund von John Locke, welcher, wegen der für die beiden Corolinas entworfenen Conftitution, unter die Gesetzgeber von Amerika gehört. Während der kurzen Zeit von Penn's Einfluss am Hof Jacobs II, wirkte er Begnadigung für Locke aus, welcher, um den Verfolgungen der herrichenden Partey zu entgehen, nach Holland entflohen war. Locke erwiederte: er könne keine Begnadigung annehmen, da er fich keines Verbrechens fchuldig wiffe. Als nun drey Jahre darauf, nach Vertreibung der Stuarts Locke triumphirend zurückgekehrt, und Penn, um irgend eines Parteyzwecks willen, ohne allen Grund für einen Verräther erklärt war, wirkte Locke Begnadigung für Penn von dem neuen Herr fcher aus; allein er lehnte fie aus dem nämlichen Grund ab, wie früherhin fein Freund Locke. Einen merkwürdigen Contraft zu den milden Tugenden diefes grofsen Mannes liefert der Charakter und das Leben des Generals Oglethorpe, des Gründers der Colonie von Georgien. In feiner Jugend genofs er das Vertrauen des Lord Peterborough, erregte die Aufmerksamkeit des grofsen Herzogs von Marlborough, und diente_mit Auszeichnung unter dem Prinzen Eugen, in Deutschland, Ungern und der Türkey. Vom Felde in's Parlament übergegangen, machte er fich durch männlichen Unabhängigkeitsfinn und reines feuriges Wohlwollen bemerklich. Ein Vorgänger Howards unterfuchte er die Gefängniffe, zog manche Ungerechtigkeit an's Licht, und veranlafste die Beftrafung der Schuldigen. Im J. 1732 verliefs er England, um die Colonie von Georgien zu gründen, wo unter feinem Einfluss der Sclavenhandel verboten wurde. Er hatte hier mit manchen Hinderniffen zu kämpfen und feine Arbeiten wurden felbft einige Zeit unterbrochen, während welcher er wieder zu dem Degen griff, und in den Jahren 1740 bis 1742 Georgien und die beiden Carolinas kräftig fchützte. Nachdem er nun noch eilf Jahr die Colonie verwaltet hatte, kehrte er nach England zurück, wo er den Abend feines Lebens im Umgang mit Männern wie Johnson, Goldfmith und Reynolds verlebte und 1785 starb. - Dr. Berkeley, geboren und er

zogen in Irland, wie fein Freund Oglethorpe in feiner Jugend ein Schützling des Lord Peterborough, Swifts berühmten Mordento's. Ein Freund von Pope und Swift, deren Talente er ehrte ohne ihren Stolz und ihre Selbftfucht zu theilen. Als Gelehrter gebührt ihm ein Platz unter den fcharffinnigften Erforschern des menfchlichen Geiftes und der erften Gründe unfres Wiffens. Im Befitz einer der reichsten Pfründen in Irland fafste er den von Swift belächelten Entfchlufs eine Universität auf der Infel Bermude zu gründen, wozu er auch von der Regierung die Erlaubnifs und eine anfehnliche Summe Geldes angewiefen erhielt. Er begab fich nach Rhode Island, wo er jedoch bald wahrnahm, dafs Bermude für eine Univerfität nicht geeignet fey, weshalb er denn um die Erlaubnifs anhielt, ftatt deffen eine Universität auf dem festen Lande von Amerika zu gründen. Allein unterdeffen war über die ihm bestimmt gewefenen Fonds anderweitig verfügt worden, weshalb er fein Vorhaben aufgeben mufste, jedoch der Wohlthäter verfchiedener gelehrten Anftalten in Amerika wurde. Er ftarb als Bifchoff von Cloyne in Irland, in welcher Eigenschaft er nie den reinsten Patriotismus verleugnete und felbft die katholifche Geiftlichkeit einen Beschützer an ihm hatte. Thomas Hollis, ein durch das Studium des klaffifchen Alterthums gebildeter, Freyheit liebender Mann, von ftrengen, ernsten Sitten, der früh zum Befitz eines grofsen Vermögens kam, welches er zu edlen Zwecken verwendete. So liefs er gute englische Claffiker abdrucken, und vertheilte fie unentgeldlich. Ein gleiches that er mit der politischen Pamphlets, welche während der Streitigkeiten Englands mit den Amerikanischen Colonieen, die deren Unabhängigkeit herbeyführten, in Amerika herauskamen. Harward College in Maffachufet, welches fein Vater bereits fehr begünftigt hatte, war ein vorzüglicher Gegenstand feiner Freygebigkeit. Er ftarb 1774

Uebrigens ift in diefer Schrift Vertrautheit mit der Europäischen, vorzüglich der Englischen und Französischen Literatur nicht zu verkennen.

ERDBESCHREIBUNG.

BERLIN, in Comm. b. Schropp, und nach einem andern in Kupfer geftochnen Titel, BERLIN, in Nauck's Buchh.: Grundriß eines Aufenweise zu erweiternden Unterrichts in der Erdbefchreibung, vorzüglich für die Elementar- Klaffen in den königl. preufs. Cadetten - Inftituten, entworfen von Chr. Fr. Wohlers, Prof. im Berlinifchen Cadettencorps. (1818.) 1819. VI u. 80 S. 8. (5, und auf Schreibp. 6 gr.)

Ein verunglückter Verfuch, dem weder der gedruckte Titel vom J. 1818, noch das in Kupfer geftochene und mit einem Planiglob in Miniatur verzierte Titelblatt vom J. 1819 Abfatz aufser den Umgebungen des Vfs. gewähren dürfte. Hr. W. hat, fo wie Olshaufen, die willenswürdigsten Gegenstände

« PreviousContinue »