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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

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Februar 1320.

LEIPZIG, h. Brockhaus: Allgemeines bibliographifches Lexicon von F. A. Ebert Erste Lief. ABibl. 1820. 192 Spalten 4. (jede Lief. à 12 Bog. auf Drekp. 1 Rthlr. 16 Gr., auf Schrbp. 2 Rthlr. 6 Gr.)

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ird diefs Werk vollendet, wie wir es hoffen und wünschen: fo erhält unfer Publikum an demfelben ein neues Denkmal deutfcher Gelehrfamkeit und deutfchen Fleifses in einem Fache, in wel chen wir bisher den Briten und Franzofen nachftanden. Der Vf., längst rühmlich bekannt durch eine Schrift über Bibliotheken- Einrichtung und andere literarifche Arbeiten, für jetzt Secretär bey der Königl. Bibliothek zu Dresden, beurkundet dadurch von neuem, dafs er zur Bibliographie und Bibliotheken Verwaltung berufen ift. Diefs zeigte fchon der mit umfaffender Einficht in die gegenwärtige Lage der Bibliographie und ihre Bedürfniffe vor mehreren Jahren entworfene Plan des Werks, der im Febr. 1817 bekannt gemacht, häufig verbrei tet, und (auch mit unferer A. L. Z.) verfendet wurde, fo da's die Angabe deffelben hier überflüffig ift; diels zeigt auch der Anfang diefer Ausführung des Werks, welches die in bibliographifcher Hinficht wichtigsten Schriften genannter und ungenannter Antoren aller Zeiten und Nationen mit wichtigen * literarifchen Notizen und mit Berichtigungen mancher Irrthümer angefehener Bibliographen alphabetisch aufführt, und fo ein leicht zu brauchendes Hülfsmittel abgiebt, das für den Nothfall alle früheren entbehrlich macht. Gern theilte Rec., dem Wunsche des Vfs. gemäfs, wichtigere Beyträge zu deffen Vervollkommnung mit; da er fich aber nicht im Stande fieht, mehr zu geben, als der Vf., durch die Dresdner Bibliothek und andere reiche und feltene, zum Theil erft vom Verleger herbeygefchaffte, Hülfsmittel unterstützt, gab oder geben wollte; fo wird er fich damit begnügen, mit Uebergehung der vorzüglich forgfam bearbeiteten Klaffiker alter und neuer Zeit, die Lefer auf einzelne Artikel aufmerkfam zu machen und über andere einige Bemerkun gen beyzufügen, die eine wiederholte Durchficht des Werkes veranlafste. So fiel ihm fogleich bey den Rubriken der Abhandl., Academia and Acten die Frage ein: ob es nicht, ftatt die Schriften der Akademien und Societäten, befonders folcher, deren Schriften unter verschiedenen Titeln erfchienen, unter das Hauptwort des urfprünglichen Titels zu fe

nen,

tzen, beffer gewefen wäre, fie entweder alle hier ihrer Sitze zu vertheilen, mit Ausnahme der an keiunter Academia zu bringen, oder unter die Namen nen Sitz gebundenen, wie die Akad. der Naturforfcher, deren Schriften hier unter Acad. verzeichnet find (fo dafs nur die bisher wenig bekannt gewordeaber zur Geschichte diefer Akademie wichtigen neuesten Verhandll. d. L. C. Akád. d. N. F. von Dr. Nees v. Efenbeck, Präf. der Akad. und Dr. J. S. C. Schweigger, als Adj. d. Präfidiums der Akad. vom 18ten und 31ften Oct. 1818. [40 S. 8] fehlen) und der mehr unter ihren Namen, als unter den Namen des Sitzes bekannten, wie die der britischen Antiquaries, deren Schriften hier unter Archäologia vorkommen, della Crusca u. a. So käme man nicht in die Verlegenheit, die Memoiren der Berliner Akad. unter Hiftoire fuchen zu müffen u. dgl. m. (Die alphabetische Anordnung nach den Namen der Verf. und den Hauptworten anonymer Schriften kann hier keinen Einwurf begründen, da fonft auch das Wort Academia hier nicht Statt finden könnte.) Irrig ift übrigens hier unter Acad. die Gefellschaft der naturf. Freunde in Berlin aufgeführt, deren unter fehr verschiedenen Titeln herausgekommene Schriften man unter dem erften (Befchäftigungen) suchen muss; fo wie auch die Göttingifche Societat d. W. und einige andere hier aufgeführte, fich bisher nicht Akade mieen nannten. Diefem Mifsftande wäre hier leicht abgeholfen gewesen, wenn der Vf. der Rubrik Acad. die der Societäten beygefügt hätte; dann wäre aber noch manche andere hier zu nennen gewefen. Wären alle Schriften der Akad. und Societ. unter eine Rubrik gebracht worden; fo hätten auch die Sammlungen aus mehrern derfelben, wie die von Amoretti, hier mit einigen Worten erwähnt werden können.

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Bey Abelin u. v. a. läfst fich fragen: ob die Schriften, auf die verwiefen wird, nicht beffer unter dem Namen der Vff. geftanden hätten? Sollte nicht neben M. A. Accurfius fein Namensverwandter B. Acc. ein Plätzchen verdient haben? - Nur den Namen nach hätten, um fie nicht gänzlich vermiffen zu laffen, Achmet und Era. Alber aufgeführt und auf Artemidor und Alcoranus Francifc. verwiefen werden können; eben fo bey J. Cp. Freyhrn. Aretin auf Anzeiger, bey Aframfychus auf Artemidor, bey Fr. P. Bayer auf Alfab. y lingua de los Fenices und N. Antonio u. dgl. m. Acontius, auf den Martyni Laguna in neueren Zeiten zuerst wieder aufmerksam machte, vermiffen wir ungern. Acropolita und Banduri konnten vielleicht gänzlich auf Byzantina verwiefen werden. - Unter der Rubrik der Acta

-

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zeichnen fich vorzüglich die A. Erud. und A. Sanct. bens; follten nicht aber Werke, die fo oft aufgelegt aus, die der Vf. auch in der neuen Encyclop. der und überfetzt wurden, und bedeutenden Einfluss geWiffenfch. und Künfte bearbeitete. Adler's Bear- wannen, in diefem Lexicon eine Stelle verdienen, beitung der fyrifchen Verfionen des N. T. hätten wie man auch über deren Werth denken mag? vielleicht fchicklicher ihre Stelle nnter T. N. gefun- In dem forgfältig gearbeiteten Art. über Pt. Aretino den; doch dürfte diefs ziemlich gleichgültig oder es ftofst man bey den Sonetti luffor. auf die Notiz, dass dürfte vielmehr, um die Rubrik der Ausgaben und die Dresdner Bibl. bis zum Jahre 1781 das vielleicht Ueberfetzungen des N. T. nicht unüberfehbar zu ma- noch einzige Exemplar, das bisher exiftirte, befafs; chen, vortheilhaft feyn, fie unter die Namen der wer hätte nicht hier ein paar Zeilen mehr über das Bearbeiter zu vertheilen, wenn es nur durchweg ge- Schickfal diefes Ex. zu lefen gewünscht? Diese fchielt. - Von 3. Affo find fo viele Schriften auf hätte doch der Vf. eben fo gut geben können, als er geführt, dafs wir uns wunderten, die über Parma's bey dem Affemanischen Catalog der Vatikanischen Buchdruckerey (P., Bodoni 1791. 4) nicht bemerkt Bibliothek anmerkte, dafs die 40 BI., die von dem zu finden. Bey d'Agincourt, Agoty, Alain u. 4n Bde erfchienen, nur in der Roftockfchen (nicht m. a. fragt fich, ob fie nicht richtiger hier, wo wir Dresdner) Bibliothek zu finden find. Zu der Ars fie von franzöfifchen Bibliographen behandelt finden, moriendi giebt Lart de morier für den Liebhaber der als unter Séroux, Gautier, Chartier u. f. w. ständen?. xylo- und typograph. Merkwürdigkeiten ein inter-Wie oft, ift auch bey J. Agricola (den nach Kor- effantes Seitenftück; andere Merkwürdigkeiten diedes Hr. CR. Mohnicke mit befonderem Fleisse in der fer Art wird der Kenner leicht auffinden. — Die neuen Encyclop. der Wiffenfch. und Künfte bearbei-Arts et metiers hätten wir lieber hier aufgeführt, als tete) eine Nebenanmerkung befindlich, die, dafs auf defcription verwiefen gefehen. Die Arundel fchon vor ihm Bebel deutfche Sprichwörter fammel- fchen Marmor würden wir hier erwähnt und dabey te; unter B. wird diefs auch nur kurz erwähnt. die fie betreffenden Rubriken angegeben haben. Unter Airoldi ift von Vella's Betrügerey das Nöthige Auf die Artikel von Audiffredi, Bandini, Barbier u. angegeben, mit Verweilung auf V. Bey Alciat anderer Bibliographen, wie Bauer, Beyer u. f. w. u. a. m. dürfte man vielleicht noch einige andere machen wir die Liebhaber um so mehr aufmerksam, Werke vermiffen, und dabey wünschen, dafs der Vf. da der Vf. hier mehr wie anderwärts von der gein folchen Fällen auf leicht zugängliche Hülfsmittel wöhnlichen Regel, über den innern Werth nicht zu verwiefen haben möchte. — Fr. Alläus, hier als urtheilen, abweicht (was wir noch weit öfterer geP. Tvo angegeben, wird ander wärts auch Tves wünscht hätten). Bey Barbier ift noch auf Catalogue genannt; da er fich aber auch einmal P. Suon verwiefen; wahrscheinlich den Catal. de la Bibl. du nannte: fo ift wohl von der wahrscheinlichfte Na Conf. d'Etat, den wir hier fchon erwarteten. Kurz, aber befriedigend, ift die Ueberficht Bey Erwähnung des Verbots von Balbini diss. apolog. der gröfstentheils von J. Cp. Amaduzzi und P. Pau- pro lingua flav. praec. bohem. möchte man wohl den linus a S. Bartholomaeo herrührenden Alphabete der Grund deffelben angeführt sehen; anderwärts findet Propaganda; bey Amaduzzi felbft ift aber die Rück- man ihn leichter. Angaben, wie die über Bandello's weilung hieher verabfäumt; zugleich bemerken wir Novellen, müffen jetzt, da die ital. Novellen an der hier', dafs wohl P. Paul. a. S. B. auch fchon unter Tagesordnung find, mehr als fonft interesßiren. — B. aufgeführt und unter Amera Senha (das der Deut- Unter Barbou und Baskerville find deren Ausgaben fche wohl eher unter Amara Sinha fuchen dürfte) der lateinifchen Klaffiker kurz aufgeführt; hoffentdiefes Gelehrten Verdienft um diefs nachher von lich haben wir ähnliche Verzeichniffe von Bodoni, dem Engländer Colebrooke bearbeitete indifche Werk den Didots, den Elzevirs u. a. zu erwarten (die Aldi gedacht werden konnte. Sehr vollständig erfchei- nifchen find auf Manutius verwiefen);, doch dürften nen die Amadis, und zwar 1) der fpanifche, 2) der viele mit uns hier auch die Ausgaben neuerer Schrift franzöfifche, 3) der italienische und 4) der deutsche fteller aus berühmten (auch stereotypifchen) DruNr. 479-89 (Sp. 44-46). Ueber Wielands neuen ckereyen erwarten, wie mehrere franzöfifche BiblioA. hätte vielleicht ein Wort mehr gefagt werden fol- graphen deren mittheilten, und wir fie fchon unter ken, um die gänzliche Verfchiedenheit deffelben von Bodoni zu finden hofften. Auch wünschten wir, um den ältern bemerkbar zu machen. (Aehnliche Art. hier noch einen ähnlichen Punkt zu berühren, die Enden fich unter Alexander, Arthus, Attila, Aymon). hier und da einzeln vorkommenden Autoren ad Die hier nur kurz behandelten Ana hat der Vf. ufum Delphini, cum notis diverforum und variorum, feitdem in der neuen Encycl. bearbeitet. Bey den die Zweybrücker Ausgaben und die von der Acad. d. Götting. gel. Anzeigen hätten fich wohl Heyne's Crusca als klaffifch geftempelten Autoren an einen Nachfolger in der Beforgung angeben laffen. Die Ort zufammengeftellt zu fehen. Unter Balde Notiz über das Regifler zum lit. Anzeiger müllen wir konnte wohl Herder's Verdienst um diefen Dichter dahin berichtigen, dafs es nicht von Nicolai, wie- bemerkt werden, da anderwärts ähnliche Nachrich wohl es unter delfen Namen erschien, fondern von einem privatifirenden Gelehrten in Berlin herrührt. Bey Pt. Apiani's Infer. ift Bm. Amanti Antheil abemerkt geblieben Arndt fucht man verge

me.

ten vorkommen.

Bartsch'ens Peintre Graveur ift zu früh als mit dem 13ten Bde beendigt angegeben. Wie anderwärts, findet man auch bey Bayle's Dict., neben den Ausgaben und Ueberletzungen, die.

Fort

Fortsetzungen und andere dazu gehörige Schriften verzeichnet; fo ist z. B. auch Adriani's ift. de fuoi tempi mehr als Fortfetzung des Varchi als Guiccardini und W. Belfham's neuere Gefchichte Grofsbritanniens als an Hume's Gefchichte fich anfchliefsend bezeichnet; vernachläffigt ist aber die Angabe von le Beau's hift. du Bas Empire als Fortf. von Rollin's und Crevier's röm. Geschichte. Unter Beaumarchais hätte wohl im Voraus auf feine Ausgabe der Werke Voltaire's verwiefen bey Benyowsky's Reifen neben die Forflerfche auch die Ebelingfche Ueberf. geftellt werden follen. Bey Bertola darf man bedauern, feine Verdienfte um die Bekanntfchaft der deutfchen Literatur in feinem Vaterlande nicht angedeutet zu finden. In dem fehr wichtigen Abschnitte der biblifchen Literatur, Bibl. polyglotta, B. americana -B. wendica — und B. Pauperum, Nr. 2102 2361 (S. 169—91) werden wohl in Zukunft die Berichte der Bibelgefelifchaften, befonders die in Britannien und Rufsland, noch wichtige Beyträge lie

fern.

Wenn brigens Rec., wie oben fchon angedeu tet ift, oft die Frage aufzuwerfen hatte, ob nicht im Verhältniffe zu diefem und jenem aufgeführten Schriftsteller oder Werke mancher andere, oder manches andere auch erwähnt zu werden verdient hätte: fo befcheidet er fich doch gern, dafs Vf. und Verleger, bey gehöriger Rücklicht auf ein hey folchen Werken fehr befchränktes Publikum ihren Plan gerade fo fparfam ausführen mufsten, als es hier ausgeführt ift, und dafs eben deshalb der Druck - zum Theil mit faft zu weit getriebenen Abkürzungen, vorzüglich in den Noten fo eng gehalten werden mufste, dafs man in Vergleichung diefes mit ähnlichen Werken darüber erstaunt, wie viel hier zufammengeprefst ift. In diefer, fo wie in Rücklicht auf den fchwierigen mit gröfsern und kleinern Capitalen Curfiv- und Petitfchrift abwechselnden Druck kann auch kein billiger Käufer den Preis zu hoch finden. Wir haben nur noch den Wunsch zu äussern, dafs der Vf. feine Arbeit recht bald vollenden, und dann durch die Liberalität feiner Regierung in den Stand gesetzt werden möge, eine bibliothekarifche Reife zu machen, um das Werk durch einen vollwichtigen Nachtrag über alle ähnliche Werke des Auslandes zu erheben.

SCHÖNE KÜNSTE.

PARIS, b. Renouard: Les quatre Ages par Charles, Pongens, de l'Academie roy. des Infcript. et belles lettres etc. etc. 1819. 139 S. 12. Diefer kleine idyllifche Roman fchildert in vier Abtheilungen die vier Alter des Lebens, und in denfelben ein zärtliches Liebesverhältnifs zwifchen zwey intereffanten Perfonen, Flora und Floridor, wie diefes in der Kindheit schon sich entfponnen, im Ju gendalter befestigt und geknüpft, im reiferen durch die edlen Eigenfchaften der beiden schönen Naturen

herrlich bewährt und auch im späteren unter glück. lichen Familienumgebungen, trotz einzelner Unfälle, heiter und rein erhalten hat. - Man sieht, der geistreiche Vf., längst auch im Auslande durch verfchiedene elegante und gelehrte Schriften, namentlich fein mit eindringendem Forfchergeift verfasstes Werk über die Synonymik rühmlich bekannt, wollte mehrere Zwecke bey diefer liebenswürdigen Production verbinden; und es ift ihm auch ohne Störung des eigentlichen Kunftzweckes gelungen. Die Scene in den drey erften Abtheilungen fpielt auf dem fchönen klaffifchen Boden Italiens, in der Gegend von Tivoli, wo der Vf. einen Theil feiner in jungern Jahren dort felbft erfahrenen Anfchauungen auf eine anziehende Weife niederzulegen, und die verfchiedenen Partieen feines Familiengemäldes daran zu knüpfen Gelegenheit hatte. Die zum Grunde liegende Handlung ift ganz einfach, und es konnte auch weder auf Verwicklung derfelben, noch in der Entwicklung auf ein allmähliges die Erwartung fpan. nendes Fortfchreiten hier angelegt feyn. Im Ganzen wird mehr innere als äufsere Gefchichte gegeben, wobey die Subjectivität des Vfs. felber häufig in lyrifchen Ergiefsungen hervortritt. Die vier Ueberfchriften und Abtheilungen find eben fo viel Rahmen zu vier verfchiedenen, fich wechselfeitig bedingenden, erklärenden, ergänzenden Gemälden, wo der Phantafie des Lefers jedes Mal felbft überlaffen wird, das ausgelaffene Hiftorische in dem harmlofen Lebensgange der Familie, die uns vorgeführt wird, auszufüllen und das Frühere an das Spätere, durch die Ueberfpringungen der Zeiträume und der Schickfals wechfel in ihnen hinweg, anzureihen. Man könnte auch und vielleicht noch beffer mit den Basreliefs der plastischen Kunft, fofern diefe ein ftetiges kleines Ganze darftellen, diefe Bildungen vergleichen. Neben den Ortsgemälden find als Motive zur Belebung und Verfchönerung des Kunstwerkchens mancherley andere Scenen gebraucht, Fami lienfcenen z. B., wo im Verhältniffe gegen Kinder und Enkel, liebend, lehrend, erziehend, geniefsend, auch gegen Hausgefinde und nachbarliche Umgebungen, achtfam, mittheilend, wohlthätig, vorsorgend das liebenswürdige Paar erfcheint; eben fo erfreuer gröfsere Beschreibungen, z. B. die malerifche eines Winzerfestes im dritten Gemälde (S. 58 ff.), und die lebhaft vergegenwärtigende eines winterlichem Schweizeralpengemäldes, womit die letzte Abtheilung eröffnet. Zwar, wir können es nicht bergen, fcheint diefe faft ein hors d'oeuvre zu feyn, und als folches, wenn man schon wahrnimmt, fie ftehe da, um den Winter des Lebens, das Alter, fymbolisch zugleich mit zu bezeichnen, în das übrige nicht ganz gefchickt fich einzufügen, weil wir plötzlich von der anziehenden Schilderung doch wieder zurück müffen nach Italien, um dort Flora und Floridor in ihrem alten Afyl unter den Pinien und Lorbeeren ihres anmuthigen Wohn platzes als Philemon und Baucis, und zwar gerade vor dem Tage, an welchem Kinder und Enkel ihm ein Feft bereitet haben, zu

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.begegnen. Das Feft ift kein geringeres, als ein Ju- niedlich vereinte, wie diefes, angetroffen zu haben. belgreifenfeft. Beide Ehegatten treten am künftigen Von unferm beynahe nun mit Unrecht vergeffenen, Tage ihr hundertftes Jahr an, vollenden alfo zwey wenigstens kaum mehr gelesenen Zachariä haben wir Jahrhunderte zufammen. Was den noch mun- ein Gedicht, das einigermaafsen mit diefem könnte tern Aeltern als Ahnung und Wunsch oft vorge- zufammengeftellt werden. Es find die vier Stufen fchwebt war, fie möchten wie Philemon und Baucis des weiblichen Alters; aber einmal ist es mehr einan Einem Tage in eine beffere Welt entrückt werden, feitig, ohne dafs zugleich die des männlichen Gewird ihnen auch gewährt. Nach dem Fefte, als am fchlechts gegenüber geftellt find, und dann macht Morgen darauf lange Söhne und Töchter die greifen die Beschreibung dort die Hauptbafe, wo, wie es alAeltern zum Frühstück erwartet hatten, und end- lerdings poetifcher ift, hier das Befchreibende nur auf lich in ihre Schlafkammer fchleichen, finden fie die Handlung beruht und aus diefer hervorgeht. Der felben Arm in Arm todt. So fchliefst fich das klei- Vf., ein ehrwürdiger Greis, der fein mit mannig. ne Gemälde, dem die Grazien fchönen Ausdrucks faltigen wichtigen Erfahrungen und fchönen Kennt und der Sittlichkeit ihr Siegel aufgedrückt haben. niffen bereichertes Alter noch im Dienste der Musen Die Sprache ist gewählt, fein, edel, und wenn auch erhellt und erfrischt, giebt uns vor dem Titelblatte in der Schilderung der erften Liebesaufwellungen feines Werks ftatt der Vorrede die Notiz: er finde Nr. der schönen nachbarlichen Kinder Floridor's und 135 im Journal du commerce (Vendredi 5. Dec. 1817) Flora im erften und zweyten Gefang (S. 18 - 19 und 19 und eine Anekdote eingerückt, die derjenigen, die den S. 33-38) die jugendlichen Spiele, die fie treiben, Stoff bilde, feiner Erzählung ziemlich ähnlich fey. die Situationen, in denen wir fie unter dem Einfluffe Er belehrt uns nun, feine quatre dges feyen fchon' der erft verborgnen, dann bey Floridor befonders vor mehr als zwanzig Jahren niedergefchrieben wor ftärker fich ausfprechenden Sinnlichkeit faft bis an den, er habe im Jahr 1814 eine Abfchrift davon eidie Grenze geführt werden, wo der Stil üppiger ner der vornehmsten Prinzeffinnen Europa's mitge wird, fo mag diefes nicht fowohl die franzöfifche als theilt, und von Zeit zu Zeit mit Sorgfalt an feinem die heifse italienifche Natur, mit der wir befchäfti- Gedichte gefeilt; die Erfindung fey alfo ganz fein ei get find, entfchuldigen und dem Vf. kann keineswegen. Wer wollte ihm diefs nicht gern glauben? ges die Verletzung des Anftandes, da er zu rechter Und wäre diefes auch gar nicht der Fall, wie wir Zeit einlenkt, vorgeworfen werden. Sollte man ein- gewils find, dafs er es ift: fo kommt auf die Auswenden wollen, Sprache und Darftellung feyen im führung und Anlage das Meifte an, die Flocken des Malerifchen doch oft zu poetisch, und der Ausru Gefpinnftes mögen hergenommen feyn, woher es fungen zu viel, fo hat der Vf. dem erften wenigftens immer fey. - Diefe ift gröfstentheils meifterhaft. dadurch begegnet, dafs er, indem er diefe vier Stu Bereits hat diefes auch ein grofser Theil der ausfen des Alters in feinem Gemälde als eben fo viel wärtigen Freunde der franzöfifchen Literatur anerGefänge bezeichnet, feine Compofition als eine Poe- kannt, und wir wiffen, dafs ins Englifche, Italienifie, als einen in poetischer Profe verfafsten Roman fche, Spanische und, wo wir nicht irren, auch ins ankündigen wollen, etwa wie Telemaque, an den, Holländifche das reizende Werkchen fchon überin verjüngtem Maafsftabe, diefs geifteriche Erzeug- fetzt ift. Sollte die deutsche Literatur zurückblei nifs wirklich auch öfters mahnt, ohne dafs wir dem- ben wollen? Nar mufs es in keine Miethlingshände felben dadurch das Eigenthümliche in Erfindung und fallen denn die Arbeit bey einer fo eleganten, Ausführung abfprechen wollen. Rec. erinnert fich zierlich feinen und gefeilten Composition ist mit nich nicht, in irgend einer andern Literatur ein ähnliches ten leicht. Gemälde, befonders das mehrere Beabfichtigungen fo

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

Beförderungen u. Ehrenbezeigungen. Der Kaifer von Oefterreich hat, zufolge eines höch

ften Kabinetsschreibens aus Perugia vom 3ten Jul. 1819, in Anfehung der ausgezeichneten Verdienfte, welche fich die Profefforen an der Universität zu Wien, der Hr. Baron von Jacquin der jüngere und Hr. Dr. Hart mann, fowohl durch ihren gründlichen Vortrag, als durch die Herausgabe gehaltvoller Schriften erwarben,

fich bewogen gefunden, erfterem den Titel eines wirklichen K. K. Regierungsrathes taxfrey, dem zwey. ten aber eine Perfonalzulage von jährlichen 500 Gul. den aus dem Studienfond zu verleihen.

Mittelf allerhöchster Entschliefsung vom 6ten Jul. 1819 hat der Kaiser den Doctor der Medicin, Hn. Franz Marabelli, zum Profeffor der allgemeinen und pharmaceutischen Chemie, und Hn. Dr. P. Bongiovanni zuin Prof. der Entbindungskunft an der Univer fität zu Pavia ernannt.

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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

VERMISCHTE SCHRIFTEN.

Februar 1820.

PHILADELPHIA, b. Small: Transactions of the hiflorical and literary Commitee of the American Philofophical Society held at Philadelphia for promoting useful Knowledge. 1819. Vol. I. L u. 464 S.

gr. 8.

Die

ie American Philofophical Society beftand bis zum Jahr 1815 aus fechs Klaffen: 1) für Geographie, Mathematik, Phyfik und Aftronomie; 2) für Medicin und Anatomie; 3) für Naturgefchichte und Chi mie; 4) für Handel und Gewerbe; 5) für Mechanik und Baukunft; 6) für Ackerbau und in Amerika anwendbare Verbefferungen. Durch einen Befchlufs der Gesellschaft vom 17ten März 1815 wurde eine fiebente Klaffe für Geschichte und Literatur errichtet, die fich mit Erforschung der Gefchichte, Geographie, Topographie, Alterthümer und Statistik der Länder befchäftigen follte, welche die vereinig ten Staaten, und vorzüglich derer, welche den Staat von Penfylvanien bilden. Diefer Band nun liefert die erften Arbeiten diefer Klaffe, welche uns eine ausführliche Anzeige zu verdienen scheinen.

S. I-XVI findet man verfchiedene, die Errichtung der Klaffe betreffende Aktenftücke. S. XVII Report of the corresponding Secretary Peter S. Duponceau, to the Committee, of his progreß in the investigation committed to him, of the general character and forms of the languages of the American Indians, read 12. Jan. 1819. Der Vf., welcher feinen Gegenftand durchaus beherrscht, und mit den einfchla genden Schriften Vaters und der beiden Adelungs vertraut ift, zeigt in diefem Bericht: 1) Dafs die amerikanischen Sprachen im allgemeinen reich an Wörtern und grammatischen Formen feyen, dafs in ihren zufammengefetzten Constructionen die gröfste Ordnung, Methode und Regelmässigkeit herrfche; 2) dass diese zusammengesetzten Formen, welche der Vf. polyfynthetisch nennt, in allen Sprachen von Grönland bis zum Cap Horn bemerklich find; 3) dafs diese Formen fehr wefentlich von den Formen der alten und neuen Sprachen unferer Hemifphäre abweichen. S. XLVII. Catalogue of manufcript works on the Indians and their languages, prefented to the American Philofophical Society or depofited in their library. Drey Wörterbücher, von denen uns hier bemerkenswerth scheinen: Deutsch undOnandagaïfches Wörterbuch von David Zeisberger (einem Miffionarius, deffen Verdienfte um die Erforschung der indifchen Sprachen oft in dem Buche rühmlichft erwähnt wer

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den (7 Bde 4.) und Aruwakifches Deutfches Wörterbuch, vermehrt 1803 durch Theodor Schulz; fieben fchen und Onandagifchen Sprachen; und zwanzig Grammatiken, vorzüglich der Delaware, AruwakiVocabularien; endlich fünf Manufcripte zur Gefchichte einzelner amerikanischer Völkerfchaften.

Introdu

S. 1346. An account of the history, manners and cufloms of the Indian nations, who once inhabited Penfylvanie and the neigbouring flates, by the Rev. John Heckewelder of Bethlehem. ction. Nach einer Zuschrift an den Präfidenten der Phil. Society, den jetzt bereits verftorbenen Caspar Whistar M. D. erklärt der Vf. in der Einleitung, dafs das, was er hier mittheile, nicht aus andern Schriften gefchöpft, fondern das Resultat eignen Studiums und eigner Erfahrungen fey, während länger als 30 Jahren, die er als Miffionar unter den Indianern verlebt. Allgemeine Nachrichten von den beiden vorzüglichsten indianischen Völkern, welche in Penfylvanien und den benachbarten Staaten wohnten und beynahe ftets in feindlichen Verhältniffen mit einander lebten, den Delawares oder, wie fie fich felbft nennen, Lenni Lenapes, und den Mengwes oder Mingos, die uns unter dem Namen der Irokefen oder Fünf auch Sechs Nationen bekannt find. Ch. 1. Hiftorical traditions of the Indians. Vor mehreren hundert Jahren wohnten die Lenni Lenapes in einem fernen weftlichen Lande des amerikanifchen Continents; fie fanden fich bewogen, öftlich zu ziehen, und gelangten nach einem langen Marsch an die Ufer des Miffifipi, wo fie mit den Mengwes (oder Irokefen) zufammenftiefsen, die ebenfalls neue Wohnfitze fuchten. Im Often des Miffifipi wohnte ein mächtiges Volk, die Alligewi, welche anfäng lich den Lenapes den Durchzug geftatteten, um weiter öftlich Wohnsitze zu fuchen. Als nun die Lenapes angefangen hatten, über den Flufs zu fetzen und die Alligewi die grofse Zahl derfelben wahrnahmen, welche ihrer Sicherheit Gefahr zu drohen schien, griffen fie fie wüthend an, und drohten ihnen den Untergang, wenn fie nicht von ihrem Vorhaben, über den Flufs zu fetzen, abftänden. Die Lenapes vereinigten fich nun mit den Mengwes, griffen die Alligewi's an, und zwangen fie, ihr mit Städten und Dörfern angebautes Land zu verlaffen und den Miffifipi hinunter zu ziehen. Nach beendigtem Kriege theilten die Sieger das eroberte Land: die Mengwes wählten die Länder in der Nachbarschaft der gro fsen Seen, die Lenapes hingegen liefsen fich in den füdlichen Gegenden nieder. füdlichen Gegenden nieder. Lange, einige fagen mehrere hundert Jahre, wohnten diese Völker fried

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