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te lo vortreffliche Mann in Auslegung alter Denkmäler nicht seine volle Stärke, wie Rec. auch fein Myfterium Baphometis revelatum (im 6ten Bande der Fundgruben), wenn gleich ein fonft wegen feiner Gelehrfamkeit und vieler intereffanten Nachrichten und Auffchlüffe fchätzungswerthes Werk zu beweifen fcheint. Die andere Schrift ift: L'alphabet raifon né, ou explication de la figure des lettres par Mr. L'abbé Mouffaud, Profeffeur u. 1. w. à Paris 1803. 8. das non plus ultra dummdreiften Unfinns! Rec. fetzt nur aus den erratis einen Beytrag zu den Heidschnukois, peuple fauvage dans le defert de Lunebourg je

nes franzöfifchen Geographen her: nämlich Ruffes, lifez Runes (vielleicht von der Runenfchrift) anciens peuples de la Germanie! Gott bewahre jeden vor folcher pflichtmäfsiger Lektüre! Und nun, nachdem Rec. das ganze Buch vom Anfange bis zum Ende gleich aufmerksam und mit der Feder in der Hand durchlefen hat, dankt er dem Vf. für das Vergnügen, und die Belehrung, die ihm diefe Lektüre gewährte, und wünscht, der Vf. möge auch in Zukunft seine Erholungsftunden auf ähnliche Weise zum Frommen der gelehrten Lelewelt verwenden.

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

Lehranstalten.

Heidelberg.

Am 20, 21 und 22 Septbr. wurden an dem hiesigen

Gymnauum die gewöhnlichen jährlichen öffentlichen Prüfungen gehalten und nach Endigung derfelben der damit verbundene Rede und Promotions-Actus. Hie zu lud als zeitiger Director des Gyinnafiums, Profeffor Dr. Lauter durch ein Programm ein, welches die Lehrgegenstände, worüber in dem Schuljahre vom Herbfte 1818 1819 Unterricht ertheilt wurde und

die Ordnung, nach welcher an jedem Tage und in je der Klaffe die Prüfungen vorgenommen wurden, enthält nebft einem Verzeichniffe der Schüler, welche im

ver floffenen Schuljahre das Gymnafium zählte und deren im Ganzen 210 waren. Die Feyerlichkeiten eröffnete Hr. Prof. Lauter mit einer Rede: über das Verhältnifs des Gymnafial- Unterrichtes zum UniversitätsUnterrichte. Von den Lehrern des Gymnaliums gingen im Laufe des Jahres ab: Hr. Prof. Eirenbenz, erfter Katholischer Lehrer und alternirender Director, wel. cher Oftern die ihm ertheilte Pfarrey Bietingen im Seekreife bezog, Hr. Prof. Kleinfchmid, dritter refor mirter Lehrer des Gymnafiums, welcher nach gehalte nen Prüfungen die ihm übertragene erste Predigerftelle an der hiesigen reformirten Kirche zu St. Peter antrat, und Hr. Prof. Dr. Martens, der nach dem Schluf fe des Schuljahres als Lehrer an das neuerrichtete ge meinschaftliche Gymnafium zu Köln ging. Katholischer Director an Hn. Eitenbenz Stelle wurde der Hr. Prof. Mitzka, die durch den Abgang des Hn. Eitenbenz erledigte Profeffur erhielt Hr. Brummer aus Mannheim, bisher Prof. an dem Lyceum zu Raftadt, an deffen Statt nach Raftadt Hr. Kaplan Schmeifer berufen wur de, nachdem er zu Heidelberg von Oftern bis Herbft die durch des Hn. Eitenbenz Entfernung ledig gewor dene Lehrftelle verfehen hatte. Für Hn, Prediger KleinSchmid wurde Hr. Wagner, bisher (reformirter Prediger zu Pforzheim und Lehrer an dem dortigen Pädagogium, als Prof. an dem hiefigen Gymnafium angestellt, und die durch den Abzug des Hn. Prof. Martens von hier

vacant gewordene Profeffur an dem hiesigen Gymna. fium erhielt Hr. Röther aus Aglasterhausen unweit Mosbach. Ferner wurde wegen Kränklichkeit mit Rück. ficht auf 30jährigen Dienst an dem hiefigen Gymna

fint dem Prof. Dr. Lauter eine Erleichterung leiner Gymnafialarbeiten, jedoch ohne Verminderung feines bisherigen Diensteinkommens, gnädigst verwilligt, und um diese möglich zu machen, Hr. Haut aus Meckesheim bey Heidelberg, zum Collaborator an dem Gymnafium ernannt. Das Gymnafium darf sich von den an demselben neu angeftellten Lehrern um fo Jugendlehrer ift, und die drey andern neu angestellten mehr verfprechen, da Hr. Wagner ein fchon geübter Lehrer als ehemalige Mitglieder des hiefigen philolo gifchen Seminariums Zöglinge unferes Hn. geh. Hofr.

Creuzer find.

Bruchfal.

Am 20, 21 u. 22. Septbr. fanden an dem hiesigen Gymnasium die öffentlichen Prüfungen Statt und am 24. Septur. die feyerliche Preisaustheilung, verbunden mi einem Declamatorium. Hiezu wurde durch ein Programm eingeladen, welches die Gegenstände der öffentlichen Prüfungen angiebt. Das Gymnafium befteht aus einer Vorbereitungsklaffe in 2 Abtheilungen, einer untern, mittlern und obern Klaffe der Grammatik und zwey rhetorischen Klaffen. Die Gegenstände, worüber in diefen Klaffen Unterricht ertheilt wird, find Reli gion, Deutsche, Lateinifche, Griechifche und Franzőfifche Sprache, Alterthümer, Gefchichte, Geographie, Mathematik, Dichtkunft und Redekunft, wozu noch kommen Zeichenkunft, Schönschreibekunft und Mufik in befondern Nebenftunden und bey befondern Lehrern. Die Zahl der hießigen Gymnafiaften belief fich bey den Prüfungen auf 97. Von den bisherigen Lehrern an dem Gymnafium trat Hr. Prof. Specht unmittelbar nach den Prüfungen von der katholifchen Kirche zur Proteftantifchen über und ift nun nach vorher be standener Prüfung unter die Zahl der Evangelischen Landescandidaten des Predigtamtes, im Grossherzog. thume Baden aufgenommen.

ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

SCHÖNE KÜNSTE.

Januar 18 20.

BUCHAU, b. Küen: Sebaftian Sailer's Schrif ten in fchwäbischem Dialect. Gelammelt von Sixt Bachmann. 1819. 507 S. 8.

Die

verfchiedenen, meift in oberfchwäbifcher ren schon verstorbenen Vfs. waren bisher nur einzeln, und bey weitem nicht alle gedruckt, die meiften nur in Handfchriften, und das auch unter we nigen meift in den Gegenden, wo Hr. Sailer lebte und als heiterer witziger Gefellschafter in frifchem Andenken war, bekannt. Vorzüglich hatte fchon vor dreyfsig Jahren feine burleske Komödie: die Schöpfungsgefchichte, im Gefchmacke der alten My fteries behandelt, handfchriftlich fich einer grofsen Verbreitung, und regen Wohlgefallens an dem poffierlichen oft ins Freche fpielenden Tone, womit das Heilige hier behandelt ift, fich zu erfreuen, und wurde nachgehends auch in Kreuznach bey L. Chriftian Kehr (1800), aber ziemlich fehlerhaft, oft bis ins Unverftändliche, abgedruckt. Der Fall Luzifer's, in zwey Aufzügen, von gleichem Geifte, gleichem Muthwill, trefflichen, wenn fchon oft derben Witzes, mit den übrigen Schultheißenwahl zu Lümmelsdorf die fieben Schwaben: Schwäbischer Sonn- und Mondfang (in einem Aufzuge), die schwäbischen heil. drey Könige, die Bauernpredigt u. f. w., waren weniger

bekannt.

Der Herausgeber darf fich alfo den Dank des Publicums verfprechen, dafs er fich der Mühe unterziehen wollte, die originellen Erzeugniffe eines fo reich ausgeftatteten Geiftes zu fammeln, nach den beften Handfchriften zu vergleichen, und, was keine Kleinigkeit war, auf die richtige Erhaltung des Dia lects, in dem fie gefchrieben find, genaue Sorge zu wenden: denn nicht nur find fie auch von diefer Seite her für den Sprachforscher wichtig; -die eigenthümliche Laune und der Komus, die ihnen einwohnen, gewinnen und heben fich gerade am meiften durch die Form diefer Einkleidung. Nur zwey Stücke find zum Theil in fogenannter hoch deutscher Schreibart in alexandrinifchen Verfen ab gefasst, die Schultheißenwahl und ein kleines Feft piel, aus Veranlaffung eines kurzen Aufenthalts, den die kaiferliche Prinzeffin von Oefterreich, die nachmalige unglückliche Königin von Frankreich, im Klofter Ober-Marchthall, wo Hr. Sailer damals als Kapitular des Prämonftratenferordens lebte, bey ihrer Hinreife nach Paris nahm, in der Eile, wie

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der Vf. fagt, componirt. Die in beide eingerückten falls in fchwäbischen Reimen. Es fällt aber fogleich Bauernfcenen und Bauerndialogen hingegen find ebenin die Augen, dass das Talent des Dichters in jenem feinen urfprünglichen Anlagen, Uebungen und Stu dien mehr fremdem Gebiete fich nicht fonderlich ausnimmt. Er fällt bald aufser femem Charakter, aufser und Sprache und Verfe werden rauh, oft gemein. Man merkt es, dafs er Haller'n, den er, wie auch die kurze Nachricht von feinen Lebensumständen fagt, unter den deutschen Dichtern vorzüglich kannte und am meisten schätzte, in Wendungen und Elocution oft nachringen will, aber wie weit bleibt er hinter diesem zurück! Im Gebiete des Niedrigkomischen und Burlesken ift recht feine Heimath; und es ift nicht blofs Spafsmacherey, was einen leichtbefriedigten, nach Ergetzung ftrebenden müssigen Sinn hier auf wohlfeile Weife anziehen möchte; es ift wirklich genialer Kunftfinn, und ein charakteriftifcher, keineswegs bedeutungslofer, das Leben und feine Erfcheinungen in feinen mancherley fchroffen Abweichungen und Lächerlichkeiten mit heiterer, wenn schon oft derber Satire ergreifender Geist in diefen Lachftücken. Ja man wird bey der reichen ergiebigen Ader des Witzes, deffen Rohheit felber oft, auch wo fie zu ftark hervortritt, man kaum oft mehrere Abgefchliffenheit zu wünschen in Verfu chung kommt, nicht felten an Aristophanes erinnert, ungeachtet der Vf. diefen, wenn er ihn fchon kannte, da es ihm an ausgebreiteter Gelehrfamkeit keineswegs mangelte, nicht nachzuahmen im Sinne hatte. Wenigftens verräth die ganze Oekonomie feiner Stücke, und auch der Ton derfelben, kein folches Vorbild. Einzig darin find beide einander gleich, dafs, wie das Heilige auch dort oft in den Kreis des Alltäglichen, ja Gemeinen, heruntergezogen wird, der Vf. nicht minder ohne Umstände feine Engel, ja feinen Herrgott felber, in fchwäbische Bauern und Dorffchulzen verwandelt. Wir finden aber eine ähn liche Behandlungsweife fchon in ältern fogenannten Myfteries, und der Gefchmack an folchen geiftlichen Farcen scheint im 15ten Jahrhundert vorzüglich bey dem Koftnitzer Concilium von England aus nach Deutschland verbreitet worden zu feyn: denn die damals fich dort aufhaltenden Bischöfe und Kardinäle gaben (f. Stumpff's Gefch. des Concil.) folche Spektakel, namentlich eines: die Annontiation der Maria, und: die Geburt Chrifti, das wegen des profanen und frommen Gemifches viel Auffehen erregte. Andere später hin und wieder in katholischen Städten

oft jährlich gefeyerte Schauspiele diefer Art find bekannt genug. Von folchen und ähnlichen fcheint Hr. Sailer ausgegangen zu feyn. Es würde zu weit führen, wenn wir viel ausheben wollten. Man mufs folche Stücke felber in unbefangener Stimmung, und als ein Ganzes lefen. Dann wird man manches, woran ein zu ekler zarter Sinn fich oft ftofsen könnte, dem im Leben durchaus rechtlichen, biedern, ja religiöfen und als Urheber mehrerer gut aufgenommener afcetischer Schriften bekannten Vf. gern nachfehen, und in den lateinifchen Prologus einstimmen, den er feinem Falle Luzifer's voranfetzte; auch die Schöpfung des erfien Menschen hatte einen folchen Prologus galeatus, deffen der Vf doch, von gleisnerifchen Brüdern und Aufpaffern öfter verfolgt, nöthig zu haben glaubte, wenn er dort fagt:

Hoc unum noto praeambulum,
nullatenus me velle ftatum angelicum ·
atra injuria inhonorare;

fed dialectó ruftico,

plebejorum modulo

fimpliciter enarrare

difcretum hic appello auditorium,

cum fatuis namque mihi nullum negotium, .
Hos enim et Sycophantas

ad Indos et garamantas

ad Thulem ultimam

amando, quin in Utepiam.

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Vater wie einen Nürnbergifchen Paftor oder Superintendenten reden, und fo zieht Sailer feine Figuren in die Sphäre feiner Umgebungen und Bekanntschaf ten herab) das ist hier in der Ordnung, dafs er aber fogar einen Hanswurft bey fich hat, ein üppiger Auswuchs der Laune des Vfs. zu nennen. Unter den übrigen Stücken haben die fieben Schwaben oder die Hafenjagd, fo wie der: fchwäbifche Sonn- und Mondfang, und: die fchwäbischen heil. drey Könige, fämmtlich nur in Profe, aber ebenfalls im fchwäbifchen Dialecte gefchrieben, recht viel Drolligtes. Peter endlich als Gott Vater (S. 269–274.) würde noch mehr gefallen, wenn die kleine fchnurrige Erzählung mehr dramatifch motivirt wäre. Die zwey luftigen Lieder: Bauernhochzeit und das Trauerlied auf ein altes Weib, find burlesk genug, das letzte indefs doch in vielen Partieen gar zu gemein. Voran gehen einige Nachrichten über den Vf., geb. zu Weifsenhorn 1714, † 1777 im Klofter Obermardfall, feine Lebensumstände, feinen Charakter; die zwar kurz, aber doch anziehend find. Er wird als ein fehr wackerer, allgemein beliebter, als Kanzelredner und gelehrter Schriftsteller unter den Seinen fehr gefchätzter Mann gefchildert. Auch werden mehrere Züge feiner humoriftifchen fchnellen Einfälle und feines heitern gefelligen Talents mitgetheilt. fieht daraus, dafs es ein Mann war, deffen Geistesanlagen und Genie mit denen des berühmten Pater Abrahams von St. Clara viel Aehnlichkeit hatten, und dafs fein glückliches, aber rohes Kunfttalent unter andern Umftänden weit Feineres noch hätte leiften können. Beygegeben find von dem Herausge ber: Vorbemerkungen über den fchwäbischen Dialect, und eine fleißige Erklärung der weniger in diefen Productionen verftändlichen fenwäbifchen Wörter in alphabetischer Ordnung.

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Man

CÖLN, b. Du Mont-Schauberg: Ueber des Antonius von Worms Abbildung der Stadt Cöln (in Holzfchnitt) aus dem Jahre 1531, von J. D. F. Sotzmann. 1819. 88 S. 8. Mit drey Vorftellungen in Steindruck.

Der Vf, vorliegender Schrift, ein angesehener Königl. Preufsifcher Staatsdiener, gegenwärtig in Berlin, vielleicht einer der eifrigften Sammler und Freunde altdeutscher Holzfchnitte, hatte während feiner Anftellung in Cöln das Glück (S. 17.), vor einigen Jahren zu dem Befitz des auf dem Titel genannten, überaus kunftreichen und wegen feiner hohen Seltenheit unfchätzbaren Denkmals unferer vaterländifchen Kunft zu gelangen. „Es besteht daffelbe aus 9 Blättern im gröfsten Format, welche zufammenpaffen. Die Höhe eines jeden Blatts beträgt 1 Fufs 11 Zoll parifer Maafs, wovon 4 Zoll für den unten angedruckten fchriftlichen Anhang, fo wie für die äufsere Einfaffung, abgehen. Die Breite der Blätter beträgt etwas über 19 Zoll, fo dafs das Ganze eine Ausdehnung von 10 Fufs 9 Zoll 11 Linien, oder, mit Ausnahme der Einfaltung, genau von 6 cölni

fchen

fchen Ellen in der Breite und beynahe einer Elle in der Höhe hat. Der obere Theil des ganzen Bildes enthält mehrere Figuren in den Wolken, gewiffermaafsen eine mythische Ausstellung, die als ftehender Typus auf die meisten fpätern Profpecte von Cöln übergegangen ift, als Agrippa, der Grinder der Stadt, und Marcellus oder Marfilius, der Volksheld und Gründer ihrer Freyheit. Sie stehen zu beiden Enden der Stadt, in römifcher und ritterlicher Rüftung, in der einen Hand eine Fahne, in der andern einen Wappenfchild haltend, und neben ihnen tragen Genien Tafeln mit folgenden Infchriften: bey Agrippa: Nondum Chriflus erat natus, quum condere coepit nobilis hanc urbem fpeciofam Marcus Agrippa. Bey Marfilius: Per medios quondam Marfilius irruit hoftes, ut ligna e fylvis noftram transferret in urbem. Auf dem fechsten und fiebenten Blatte zeigen fich zu beiden Seiten die heil. drey Könige über dem Dom, in welchem ihre Leichname ruhen (follen); herrliche Gestalten in der Kleidung des Mittelalters, mit Krone und Mantel, jeder eine Fahne mit ihrem bekannten Zeichen haltend. Auf dem vorletzten Blatte fieht man Agrippina, die Wiederherftellerin der Stadt, gleichfalls in der Kleidung der Zeit, eine gekrönte Haube auf dem Kopf, Winkelmaafs und Schlägel in den Händen. Auf der Tafel neben ihr fteht: Agrippina Imperatrix hanc urbem reftauravit. Alle diefe Figuren find von trefflicher Erfindung und Zeichnung. Ihre Stellung ift edel und mannichfaltig, und die im Winde flatternden Fahnen nnd Gewänder erhöhen die Lebendigkeit der Darstellung. Auf dem mittelften Blatte oben halten Genien einen Zettel mit der Infchrift: Colonia, und über dem untern Abschnitte lieft man: O felix Agrippina, nobilis Romanorum Colonia. Und nun überschauen wir die damals mit Recht die glückliche genannte Stadt, wie fie fich am Rhein, vom Beyenthurm bis an das Thürmchen hinter der Kunibertspforte, majestätisch hinbreitet, und, von Dietz aus gefehen, noch heute ein imponirendes Panorama bildet. Der Rhein fcheint, wie es auch in der Natur dem gegenüberstehenden Auge vorkommt, in gerader Linie vor der Stadt vorbey zu fliefsen; der Bufen, den er vor derfelben bildet, und ihre halbmondförmige Lage, ift jedoch in dem angedruckten Anhange befchrieben. Bis S. 41. wird nun von dem Vf. das Einzelne in dem Prospect genau durchgegangen, mit dem gegenwärtigen Ausfehn der Stadt verglichen, und dabey find mehrere fehr fchätzenswerthe gefchichtliche Bemerkungen angebracht. S. 42. wird die unter dem ganzen Profpect in gerader Linie laufende lateinifche Infchrift beygebracht, aus der man erfährt, dafs der Prefpect dem Kaifer Karl V. und feinem Bruder Ferdinand von Petrus Quentel, aus der berühmten Cölner Chalkographenfamilie, im Jahre 1531 gewidmet war, und im J. 1557 von neuem von den Erben des Johann. Quentel aufgelegt erfchien. Allein über den Namen, des alten Künstlers, der den Profpect aufnahm oder ihn vielmehr in Holz gefchnitten, erhalten wir weiter keine Auskunft, als nach S. 49. durch ein Mono

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gramm A und W, welches auf dem fechsten Blatte des angedruckten Anhangs fteht. Dieses Monogramm erklärt der Vf. für das des Antonius von Worms, eines Künstlers, von welchem, wie er mit Recht fagt, fich leider, aufser einigen andern Holzfchnitten, nur fehr dürftige Nachrichten erhalten haben. Aus diefen gehe aber hervor, dafs er Maler, Zeichner, und Formfchneider zugleich gewefen, daher ihm auch diefer Profpect in allen Beziehungen allein zugefchrieben werden dürfte. Nach Fiorillo Gefch. d. z. K.-in Deutfchland, Bd. 2. S. 377. war er Zeitgenosse Albrecht Dürer's und Lukas Kranach's, und blühte um das J. 1529. Dürer war erft 1528 geftorben, und es fey aus dem Stil der Werke des Antonius zu fchliefsen, dafs er fich nach jenem gebildet habe. Seine Zeichnung bilde den Uebergang zwifchen Dürer und dem etwas spätern H. Aldegreve aus dem Herzogthum Weftphalen. Er habe auch Dürer's gestochene Paffion in Holz gefchnitten. Dafs Antonius aber nicht blofs ein Formfchneider von Profpecten u. f. w. gewefen, sondern fich auch in der historischen Compofition vortheilhaft gezeigt, gehe insbefondere aus einer schönen Folge von 6 Blättern in 4, die 12 Apoftel vorftellend," hervor, die der Vf. befitzt. Auf dem erften diefer Blätter hängt an einem Baum ein Täfelchen mit den cölnischen 3 Kronen, das letzte hat zur Unterfchrift: Coloniae anno MDXXIX. per Anthonium de Vormacia. Unrichtig nahm Harzheim in feiner Bibl. Colonienfis S. 21. diefe Holzschnitte für Kupferftich. Uebrigens führte auch Bartsch in feinem Peintre-graveur einen Holzschnitt von diesem Künfter an, die Delila vorftellend, wie fie dem Simfon die Haare abschneidet. Es ift für die Gefchichte der Formschneidekunft allerdings von Wichtigkeit, ein altes treffliches Denkmal derfelben, das in landfchaftlichen Darftellungen mit zu den grössten diefer Art gehört und Rec. aus Paris bekannt ift, wo er daffelbe vor 16 Jahren gefehen, nicht allein dem Verderben entriffen, fondern auch durch die vorliegende kleine Schrift wieder in Erinnerung gebracht zu fehen. Noch liegen gewifs in Deutschlands Bibliotheken viele diefer Schätze nicht gehörig beachtet, und zu wünschen wäre es, dafs auch hierauf überall eine gröfsere Aufmerksamkeit gewendet werden möge. Die kleine Schrift ift dem als Kunftkenner und Kunftsammler rühmlichft bekannten und fchon von Göthe nach Verdienft gepriefenen Hn. C. Wallraff in Cöln gewidmet, und fchliefst in einem Anhange mit dem felten gewordenen latein. Gedichte in Hex. von dem alten Dichter Hermann Bufchius zum Lobe der Stadt Cöln.

PESTH, b. Hartleben: Oefterreichische Volkslieder mit ihren Singeweifen. Gefammelt und herausgegeben durch Franz Zifka u. Julius Max Schottky, Mitglied der Berliner Gefellschaft für deutfche Sprache. 1819. 284 S. 8.

Hoffentlich wird diefe Liedergabe mit dem freundlichen unbefangenen Sinne, mit dem fie gegeben wor

den ift, aufgenommen werden. Die beiden wackern Sammler wendeten ein achtzehn Monate fortgesetztes Suchen und Forfchen an, um ihrer Lefe aus Oefterreichischen Feld- und Alpenblumen diejenige Gestalt geben zu können, in der sie nun den Freunden deutfcher Volkspoelie und Forfchern deutschen Sprachreichthums, der auch in feinen mannichfaltigen Eigenthümlichkeiten unfre Theilnahme verdient, vorliegt. Von den Wäldern, Feldrainen, Berggipfeln und Wiefenmatten wurden fie gepflückt, diefe lebendigen Blüthen üppigfreudiger oder befcheidner, anfpruchslofer Natur. Meift wurden fie gefunden in der Gebirgskette, die fich um Wien im Halbkreife lagert, in den Schluchten der Brühl und Sulz, in den Thälern von Laab, Breitenfurt und Kaltenleitgeben bis an des Schneebergs Grenzen hin, und an der Fläche, die weit gegen Ungern ausläuft. Wenn auch nicht alles des Gefammelten gleich anfprechen follte, wie diefs in der Natur der Sache liegt, und wie Vorliebe des Sammelnden ihn auch Manches aufnehmen macht, was er ohne den Eifer derfelben aber gerade ohne diefen würde er auch das Gute nicht treffen und die Freude am Gefundenen beffer vielleicht hätte liegen laffen: fo können wir mit Ueberzeugung doch ausfprechen, dass das Meiste wenigftens uns fehr erfreulich zugefagt hat. Es find gröfstentheils nur kleine Lieder, oft nur einzelne Strophen, Hauche augenblicklichen Gefühls von Freude, Liebe, Luft, Schalkhaftigkeit und was für Empfindungen die unbefangene Bruft eines freyen, forgloferen Landvolks, wie das Oefterreichische zumal ift, können bewegen. Der Charakter der Nation drückt fich darin ab, und das Befondre im allgemeinen Volksthümlichen ift nur um fo anziehender. An der Mundart wurde mit Fug nicht gekünftelt, und durch befondre Zeichen für die Verfinnlichung des Selbstlauts, der mitten inne liegt zwifchen a und o (å), und Andeutung des Nafenlauts im verfchlungenen n (n), wie früher fchon Radloff fie angewendet, geforgt. Auch foll das über die Linie oft hinaufgerückter anzeigen, dass es nur schwach und verbindend durchgehört werde; wie z. B. S. 195:

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Wohlgethan ist es, dafs die Lieder nach verschiedenen Kategorieen, unter die fie gehören, abgetheilt find, wie Kindlichkeit, Frohfinn, Kirchweihe u. f. w. Man überfchaut fo das gleichartige beffer, und der Genufs des Lefers wird durch nahe stehendes Diffonirende weniger geftört. Viel des Lieblichnaiven, des reizend Tändelnden, des wahrhaft Heitern, natürlich Kräftigen und in der Neckerey Gutmüthigen, wenn oft auch Derben, wäre hier auszuzeichnen, wenn wir nicht dadurch weitläufiger, als wir wollen, zu werden befürchten müfsten, zumal, da die unbekanntere Mundart doch nicht jeden Lefer fogleich anfpricht. Auch ift es beffer, an Ort und Stelle jedes felbft zu lefen, und aus den Buchstaben ins Leben, woraus es entsprungen, in der rechten Stunde unter dem Anklange gleichen Gefühls fich zurück zu rufen. Dazu werden auch die beygegebenen Singeweifen, mit Treue niedergefchrieben, beytragen. Sie verrathen, fagen die Herausgg. im Vorworte S. VIII., in ihrem ftarken, frifchen, oft jubelnden Klange mit dem erften Tone ihre Heimath - das Gebirge, aber auch das frühe Alter, da fie durchgehends gleichen Tonfall haben, drey Viertel Taktin acht Abfchnitten. Und das forgfältig verfafste alphabetifche Register über die unbekannten Worte der fremden Mundart, fo wie die angehängten gehaltvollen grammatifchen Sprachbemerkungen wird Studium und Genufs diefer heitern Volkslieder erleichtern.

LITERARISCHE

Beförderungen, Amts- und Wohnortsveränderungen.

Hr. M. K. Ch. Seltenreich, bisher Prediger zu Wermsdorf und Hubertsburg, ift als Herzogl. Anhalt. Superint. u. wirkl. Conf. Rath nach Zerbft abgegangen.

Hr. Dr. Th. de Wette hat, von feiner bisherigen Profeffur an der Universität zu Berlin entlaffen, Weimar zum Aufenthaltsorte gewählt.

NACHRICHTEN.

Der bisherige Grofsherzogl. Mecklenb. Strelitzsche Ober- Med. Rath, Dr. Wildberg, hat fich als praktischer Arzt in Berlin niedergelassen.'

walden, der vor Kurzem eine Reife aus Rom nach Kopenhagen machte, ift zum Königl. Dan. Staatsrathe

Der berühmte Bildhauer, Prof. und Ritter Thor.

ernannt worden.

Der Confiftorialrath und Prof. Diemer zu Rostock ift zweyter Grofsherzogl. Provifor am dortigen Klofter zum heil. Kreuz geworden..

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