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ALLGEMEINE LITERATUR-ZEITUNG

ERDBESCHREIBUNG..

Januar 1820.

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Die Bergwerke von Laurium; das Gold- und Sil

ber-Prägen der Athenienfer; die Staatseinkünfte von Attica, vom Herausgeber und dem Grafen Aberdeen (S. 431). Im Ganzen find die hier. gegebenen Bemerkungen minder wichtig. Der Meinung Walpole's, dafs wir von den Griechen viel für den Grubenbetrieb lernen könnten, find wir nicht zugethan., Die Kunft, den Fels durch Anwendung des Feuers zu erweichen, wird längst in unfern Gruben angewandt; das Erz in fteinernen Mörfern zu zerftofsen, möchte fchwerlich bey uns nachgeahmt werden. Sollten dem Herausgeber die über den Bergbau der Alten in Deutschland erfchienenen Unterfuchungen von Florencourt, und Reitemeier einmal vor Augen kommen, so würde er fich überzeugen, dass schon Gediegeneres über jene Gegenstände vorgebracht fey. Die folgenden Bemerkungen, obgleich fie nicht erfchöpfend find, bringen manche intereffante Frage zur Sprache. Dafs die Athenienfer auf ihren Silbermünzen den roken Kunftftil nachahmten, hat gewifs, wie A. glaubt, feinen Grund darin, dafs nur in diefer Gestalt unter fremden Völkern ihr Gold bekannt und geschätzt war; eine Veränderung im Aeufsern konnte leicht Mifstrauen gegen feinen Werth erzeugen. Gut wird vom Vf. ein ähnliches Verfahren des venetianischen Staats, rücklichtlich ihrer Zechinen, verglichen. Jedoch weder in diesen noch in den folgenden Betrachtungen über die Staatseinkünfte von Attica wird der wenig Neues finden, welcher mit Boeckhs trefflichen Unterfuchungen bekannt ift. Bemerkungen über den amycläischen Marmor, enthalten in einem Briefe vom Lord Aberdeen an den Herausgeber (S. 452). Gegenwärtiger Brief enthält einen Beytrag zur Entdeckung der literarischen Betrügereyen des Abbé Fourmont. Die fer behauptete nämlich, in der Nähe von Amyclä einen aus malfiven Steinblöcken erbaueten Tempel entdeckt zu haben, welcher, vermöge einer Infchrift an ihm, der Göttin Oga oder Onga vom König Eurotas, ungefähr 15 Jahrhundert vor Chriftus, geweiht wurde. In diefem Tempel befanden fich nach Fourmont zwey Basreliefs, welche er abzeichnete, und welche Caylus nachher mit seinen Vermuthungen publicirte; die, nach jener Zeichnung schwer

zu erkennenden, Gegenftände waren menfchliche Glieder, als Arme, Hände, Füsse und Schenkel, nebft Meffern und andern Inftrumenten. Hiedurch, glaubte man, würden Menfchenopfer angedeutet, und die Erklärung quälte den Grafen unendlich, da einmal nirgends Spuren folcher Religionsgebräuche in Griechenland vorhanden waren, und zweytens die Charakteren der Infchriften keinesweges ein hohes Alter andeuteten. Aus innern Gründen zeigte fchon Knight (analysis of the Greek Alphabet) diefen literarifchen Betrug des Abbé; jetzt erhalten wir, wo möglich, noch überzeugendere Beweife derfelben. Lord A., welcher 1803 die Stelle des alten Amyclä genau unterfuchte, fand von jenem Tempel, deffen einfache und fefte Struktur, nach Fourmont, bewirkte, dafs er von 1500 vor Chriftus bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts ftand, nicht eine Spur mehr; wohl aber entdeckte er in der Nähe des Dorfes Slavochori (der Stelle des alten Amyclä) in einer neueren griechifchen Kapelle, jene von Caylus, nach der entftellten Zeichnung des Abbé Fourmont, erklärten Basreliefs. Obgleich diefe nun zum Theil ganz andere Gegenftände enthielten, als die, welche der Abbé abgebildet hatte, so zeigte es fich doch bald, dafs er diefe und keine andere für feinen Betrugsplan abgezeichnet und entstellt hatte. Nach A's. Abbildung enthalten fie Gegenstände weiblicher Tracht und weiblichen Putzes, nämlich: Schuhe, Kämme, Schürnadeln, Spiegel, Schminkfläfchchen u. f. w. Um den Rand jedes, diefer Reliefs läuft eine Flechte, die aus geheimnifsvollen der Ceres geweiheten Pflanzen zusammengefetzt ift. In der Mitte eines jeden diefer Marmor ift eine Patere gebildet, die eine Infchrift führt. Die eine lautet: AÑOOYCH ΔΑΜΑΙΝΕΤΟΥ ΥΠOCTAPIA; die andere: ΛΑΥΑΓΗΤΑ ΑΝΤΙΠΑΤΡΟΥ ΙΕΡΕΙΑ. Diese Inschriften fcheinen den Abbé zum zweyten Betruge geführt zu haben; er giebt nämlich vor, ein Verzeichnifs aller Priesterinnen (oder, wie er fie nennt, patɛgeç xa xovçuı TOU ATоλλavos) des Apollo-Tempels zu Amyclä, von feiner Gründung an bis auf die Herrschaft der Römer, gefunden zu haben. Zum Glück zeigte Fourmont eine zu geringe Kenntnifs des Griechischen, bey Anfertigung diefes Verzeichniffes, als dafs er hier nicht hätte fogleich feiner Betrügerey überführt werden können. Es ift freylich nicht fo leicht, den ursprünglichen Zweck der von A. bey Walpole mitgetheilten Basreliefs zu enthüllen, als die Betrügereyen Fourmont's zu entdecken, indefs giebt der Graf eine Vermuthung, die fehr viel Wahrfcheinliches für fich hat. Paufanias (Lacon. 20) spricht von

einer Stadt bey Amyclä, Namens Bryfeä, wofelbft ein Tempel des Bacchus und viele Sculpturen befindlich feyen. Er fetzt hinzu, nur Frauen fey verftattet, den Tempel zu betreten und die heiligen Gebräuche zu verrichten. Die Basreliefs, glaubt der Graf, gehörten urfprünglich diefem Tempel an, und waren Weihgefchenke von Seiten der Priefterinnen Anthufa und Laogeta, als fie ihr heiliges Gefchäft antraten. So wie Frauenzimmer ihren Spiegel der Venus widmeten, wenn die Jugendblüte von ihnen gewichen war; fo dürften wir wohl annehmen, dass diefe Stücke fcheinbar abgelegt werden follten, bey Empfang der Priesterweihe. Bemerkungen über einige griechische Infchriften, vom Herausgeber (S. 458). Einen bedeutenden Theil feiner Wichtigkeit verdankt diefes Werk den hin und wieder in ihm mitgetheilten Infchriften, deren Erklärung, meistens mit Glück, W. hier verfucht; viele von ihnen er fcheinen jetzt zum ersten Male, andere, von welchen wir freylich fchon Copien befitzen, find hier correcter gegeben. Viele von ihnen find aus den Papieren des Dr. Hunt genommen. Zu den wichtig. ften gehören unftreitig die freylich fchon in Clar ke's Reife enthaltenen Infchriften aus Orchomenos; befondere Aufmerksamkeit verdient auch die am Ende des Werks befindliche Bauinfchrift, nebft der Erklärung von Wilkins. Die Infchrift ift ein Bericht des von den Epiftaten (im J. 401 vor Chriftus) in Sicht genommenen Erechtheums auf der Acropolis von Athen. Ein Facfimile von ihr gab fchon Chandler (Infcriptiones Graecae p. 38), der auch einen Verfuch der Ueberfetzung diefes merkwürdigen Stücks unternahm, aber aus Unkunde mit dem Bauwefen hin und wieder in Irrthum fiel, und manche Stellen überall nicht zu entziffern vermochte. W., als tiefer Kenner der alten Architektur bekannt, macht fich aufs neue an die Ueberfetzung und Erklä rung diefer für das Verständnifs des alten Bauwefens fo höchft wichtigen Infchrift. Wie viel weiter er als fein Vorgänger in der Entzifferung vordrang, wird die Vergleichung mit der Chandlerfchen Erklä rung am besten zeigen. In philologifcher Hinficht ward W. durch die Hilfe des Hn. Elmsley unterftützt. Ueber die Topographie von Athen, von Hawkins (S. 480). Unftreitig einer der wichtigsten Abschnitte im ganzen Werke. Wie Meurfius in feinem Buche Athenae Atticae gewifferinaafsen einen Commentar zu Paufanias Befchreibung von Athen lieferte, fo kann man diese Abhandlung H's. als Erklärung zu Meurfus betrachten. Paufanias ward freylich felbftftändig vom Vf. durchgegangen; wo diefer treue Führer uns aber verläfst, da werden die ihn ergänzenden Stellen der Alten meiftens nach Meurfius gegeben. In der Ordnung des Paufanias durchgeht H. die noch existirenden Monumente von Athen, und fucht ihre ursprüngliche Beftimmung auszumitteln, indem er die auf fie Bezug habenden Stellen der Alten vergleicht. Schöpfte er auch diefe zum Theil nur aus der zweyten Hand, fo mufs man bedenken, dass einem Reisenden weniger zu verar

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gen ift, als jedem andern Schriftfteller, wenn er nicht das grofse Feld der griechifchen Schriftsteller fammelnd durchgeht, fondern aus der zweyten Hand Angaben und Belege der Alien entlehnt. Schon die Vergleichung der ziemlich vollständigen Compilation des Meurfius mit dem Local, an Ort und Stelle angeftellt, würde ihren grofsen Nutzen haben; wie viel verdienftlicher ift daher das Unternehmen H's., der, mit Paufanias in der Hand und dem Meurfius zur Seite, mit kritischem Geifte das Local des alten Athen durchwandert. Zuvörderft giebt der Vf. eine Kritik der bedeutendften Plane, die von Athen genommen find. Die Reihe der etwas beffern fängt freylich mit Fanelli an; wie weit aber auch noch feine Zeichnung der neuern nachfteht, wird die Vergleichung felbft am beften zeigen. Dafs derfelbe Plan, wie H. meint, von Chandler wiederholt fey, kann man wohl nicht behaupten, denn diefer ist in einer ganz andern Manier und bey weitem richtiger entworfen, als jener, der zum Theil aus dem von von Guilletiere flofs; dafs le Roi ihn aber copirt habe, ift ganz falfch; er gab nur einen Plan von der Acropolis, welcher an Richtigkeit die Zeichnung derfelben bey Fanelli bey weitem übertrifft. richtigsten und umftändlichften Plane find unftreitig die von Stuart (Antiquities of Ath. V. III), und Fauvel (Olivier, voyage. V. III. Pl. 49). Vorzüglich der letztere enthält eine Menge Details, welche den übrigen Zeichnungen fehlen; unter andern enthält er auch die Strafsen der neuern Stadt. Nach diesem giebt uns H. einen durch eigene Anfichten verbefferten Plan. Auf ihm findet man nun die refpective Lage der alten Gebäude, die noch jetzt exiftiren, angegeben. Diefe dürfen wir als fixirte Punkte betrachten, durch deren Hülfe wir, mit zu Ratheziehung einzelner Notizen aus den alten Schriftftellern, die Lage folcher Monumente bestimmen, die entweder untergegangen find, oder noch exiftiren, aber rückfichtlich ihrer urfprünglichen Bestimmung zweis felhaft find. Paufanias beginnt feine Befchreibung der Stadt am piräifchen Thore. Diefs ift in Bezug auf das Folgende ein Punkt von grofser Wichtigkeit, und defshalb fucht H. diefen zuerft zu beftimmen. Die allgemeine Richtung der nördlichen langen Mauer, einzelne Ueberrefte der Stadtmauer und des Thores geben die Mittel an die Hand, diefen Punkt, wie auf dem Plane von H. gefchehen ift, mit ziemlicher Gewissheit zu fixiren. Eine Frage von bedeutender Wichtigkeit erhebt fich jetzt, nämlich in welcher Richtung Paufanias vom piräifchen Thore zum Ceramicus ging; hievon hängt die Lage deffelben von der Acropolis ab. H. fcheint uns mit trifftigen Gründen gegen Barthelemy zu behaupten, dafs der innere Ceramicus fich an der Sudfeite der Acropolis

befand. Leider hat diefer Irrthum Barthelemy's zu mehreren andern geführt; denn da mehrere Monumente dem gemäfs bestimmt werden mussten, wie die Lage des Ceramicus angenommen wurde; fo war diefer Irrthum von dem nachtheiligften Einfluffe auf die Fixirung fast aller Monumente in feinem Plane

von Athen. Es würde uns zu weit führen, dem Vf. Schritt vor Schritt zu folgen; wir muffen uns daher auf die Hervorhebung von einigen befonders wichtigen Punkten befchränken. So fpricht der Vf. befonders gut über die von Paufanias befolgte Methode und über feine Uebergehung verfchiedener wichtiger Monumente. Scharffinnig polemifirt er gegen Wilkins, rucksichtlich der Erklärung der Infchrift am Hadrians Bogen. Wichtig ift auch, was er über die Art, wie Athen mit Waffer verfehen ward, vorbringt. Das Ganze kann mit dem Wilkinsfchen Werke als treffliche Vorarbeit für denjenigen die nen, welcher es jetzt wohl verfuchen dürfte, eine topographifche Beschreibung des alten Athen zu liefern. Für diefen werden auch wichtig feyn die S. 550 enthaltenen panoramic views of Athens illuftrated by Haygarth. Diefe roh hingeworfenen Skizzen, in welche man fich auf den erften Anblick nicht recht zu finden vermag, tragen doch, bey genauerer Anficht, fehr zu einer anfchaulichen Kenntnifs des Locals und der refpectiven Lage der einzelnen wichtigen Punkte bey. Ueber das Thal Tempe, von Hawkins (S. 528). Wenn der Vf. fagt: „ich erin nere mich keines Reifenden, der vor mir von feinem Wege abgelenkt, und eine Excurfion nach Tempe gemacht hätte," so mufs man fich erinnern, dafs es im J. 1797 war, wo er Tempe befuchte. Seine Befchreibung ift indefs nicht durch die gelungene Schilderung Bartholdy's (in feinen Bruchftücken) als veraltet anzusehen. Es ift merkwürdig, wie beide Reifende in den Hauptfachen über diefes von den Alten fo gepriefene Thal übereinkommen, und ein Beweis der Richtigkeit ihrer Befchreibungen. Die gaftfreundschaftliche Aufnahme, welche H. in dem nahe bey Tempe gelegenen Dorfe Ambelakia fand, gab ihm Gelegenheit, diefes Thal vier Mal zu befuchen; fo ward es ihm möglich, jeden einzelnen Punktge hörig in Augenfchein zu nehmen, und eine Reihe genauer Zeichnungen zu entwerfen (welche, fo viel wir willen, dem Publico leider nicht bekannt geworden

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find). Das Gemälde diefes Thals, wie auch Bartholdy fchon bemerkt, entspricht keinesweges der Idee, welche man fich in der Regel von ihm macht; die Beredtfamkeit des Aelian (V. H. III. 1.) erregt Hoffnungen, die man keinesweges realifirt findet. In feiner fchönen Befchreibung scheint er den allgemeinen Charakter der Scenerie diefes Thals falfch aufgefafst zu haben; diefer zeichnet fich nämlich nicht durch Schönheit und Lieblichkeit, fondern durch einen Anftrich wilder Grofsheit aus. Der Anblick diefes Engpaffes befeelt den Befchauer mit dem Gefühl der Gefahr und Befchwerlichkeit, nicht aber mit dem der Sicherheit und Milde. Kurz diefes höchft fchöne Gemälde Aelians ift beynahe ganz ein Phantafiestück; auch die mit Kraft hingeworfehen Skizzen bey Livius und Plinius haben keine fehr bestimmte Aehnlichkeit, Ueber die Syrinx des Strabo und den Uebergang über den Euripus, von H、 Hawkins (S. 539). Die Unterfuchung ift an die Stelle des Strabo im 9ten Buche, Tom III. p. 401 ed. Siebenk. geknüpft, und durch Hülfe genauer Localkenntnifs trefflich erläutert. Das Räfonnement des Vfs. dürfte ohne die beygegebene Zeichnung wohl nicht verftändlich feyn; wir müffen alfo in diefer Hinficht auf das Werk felbft verweifen. - Bemerkungen über die thefauri der Griechen, vom Herausgeber (S. 561). Die Abhandlung hat es vorzugsweile mit dem Schatzhaufe zu Orchomenos und dem des Atreus zu Mycene zu thun; die Zeichnung und Befchreibung des erstern ist nach Hawkins's, die des letztern nach Squire's Papieren gegeben. Die mit reicher Gelehrfamkeit ausgeftattete Abhandlung ist um fo wichtiger, da fie fich mit Monumenten befchäftigt, die felbft nach Paufanias's Zeugnifs gleiche Bewunderung mit den Pyramiden von Aegypten verdienen. - Auf die S. 567, 580 und 604 stehenden Abhandlungen haben wir fchon oben gelegentlich aufmerksam gemacht. Bey einem Werke wie das vor uns liegende vermisst man sehr einen genauen Index.

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

I Universitäten. Frequenz der Großherzoglich Badischen Landes- Univerfitäten Heidelberg und Freyburg im Sommerfemefter 1819.

Die Anzahl der in diefem Sommerfemefter zu Hei

delberg Studirenden betrug im Ganzen 608, und zwar Studirten Theologen 70 (Inländer 35, Ausländer 35), Juristen 386 (Inl. 42, Ausl. 344), Mediciner 76 (Inl. 21, Ausl. 55), Kameraliften 45 (Inl. 20, Ausl. 25), Philologen 31 (In). 12, Ausl. 19), Inlander zufammen 116, Ausländer 478.

Zu Freyburg war die Gefammtzahl: 319, Theologen 87 (Inl. 79, Ausl. 8), Juriften 24 (Inl. 17, Ausl. 7),

CHTE

Mediciner: a) eigentliche Mediciner 63 (Inl. 38, Ausl. 25), b) Chirurgen 38 (Inl. 29, Ausl. 9), c) Pharmaceuten 4 (Inl. 3, Ausl. 1), d) Thierärzte 10 (Inl. 7, Ausl. 3). Philofophen 103 (Inl. 91, Ausl. 12). Ge fammtzahl der Inlander: 264, der Ausländer: 65.

II. Todesfälle.

Im Oct. 1819 ftarb zu Ats Jakob Zsoldos, reform. Prediger und Confiftorial Beyfitzer dafelbft, erft 40 Jahre alt. Er übertrug die Diätetik feines Bruders, Dr. Johann Zsoldos, Phylicus des Wefsprimer Comitats, in magyarifche Verfe, und das reformirte Confiftorium jenfeits der Donau führte diefe Verfification als

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Schulbuch in den niedern Schulen ein. Er hatte den
Vorlatz, eine Sammlung feiner Gedichte im Druck
herauszugeben.
Diels wird nun nach feinem Tode

einer feiner Freunde thun.

thes recenfirt.

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Am 28ften Nov. ftarb in Pefth Joh. Molnár, Predi. ger der vereinigten evangel. Gemeinde A. C. zu Pesth und Ofen und Senior des Pefther Seniorats, im 63ften J. f. A., nach fünfmonatlichem Krankenlager, an der Gicht. Er war im J. 1757 zu Csetnéck im Gömörer Comitat geboren. Er ftudirte in dem evangel. Gymnafium zu Oedenburg und auf der Universität zu Jena, wo er aufser der Theologie (in der Griesbach sein vorzüglichster Lehrer war) auch philofophifche, philolo gifche, hiftorische und felbft medicinische Collegien Hle ifsig befuchte. Bey feiner Rückkunft ins Vaterland wurde er im J. 1785 Prediger zu Rad van im Sohler Comitat, und kam von dort 1787 als Prediger nach Pesth, wo er der erfte evang. Prediger der vereinigten Pesther und Ofner deutschen, magyarischen und flawifchen Gemeinde war und 34 Jahre mit Segen wirkte. Er war ein gründlicher und vielseitig gebildeter GeYehrter und einer der vorzüglichsten und verdienteften Theologen Ungerns. Als Schriftsteller trat er in deutscher und lateinischer Sprache gröfstentheils mit Glück auf. Seine bey Gelegenheit der dritten Jubelfeyer der Reformation im Druck herausgegebenen drey Schriften find in unferer A. L. Z. Jul. 1819. Ergänzungsbl. Nr. 80. 81 mit Anerkennung ihres Wer Er war auch der anonyme Verfaffer der politischen Schrift Manch Hermacon, die viel Auf. fehen und in Ungern und Oefterreich viel Unzufriedenheit mit den Anfichten des freymüthigen Verfal fers erregte." → Sie erschien zuerst in Jena 1790 und wurde dann vom Prof. Grellmann in Göttingen in fei nen statistischen Aufklärungen über die öfterreichifche Monarchie (Th. 1. S. 239-434) zum zweyten Male abgedruckt. Obgleich ein geborner Slawe hatte er fich doch die deutfche Sprache und den correcten deutschen Stil ganz eigen gemacht. Er fprach und fchrieb klaffifch Latein. In der magyarifchen Sprache war er weniger bewandert. Um die Begründung, Bildung und anfehnliche Zunahme der evangel. Gemeinde zu Pesth und Ofen und der evangel. Schule zu Pesth erwarb er fich grofse Verdienste. Er ftand mit ausgezeichneten Gelehrten in freundschaftlichen Verbindungen. Seine feyerliche Beerdigung hatte am iften December Statt und es wohnten ihr auch viele angefehene Katholiken bey. Die Leichenrede hielt fein Nachfolger, Jofeph Kalchbrenner, bisher evangel. Prediger zu Agendorf (bey Oedenburg), ein vielseitig gebildeter Theolog und bewährter Kanzelredner, der wegen der mifslichen Gefundheitsum. ftände Molnár's noch vor deffen Ableben berufen worden war. Molnár wollte noch verfchiedene literarifche Plane ausführen, namentlich einige pädagogifche und didaktische Werke (worin er die Schulplane ver

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fchiedener, proteftantischer Gymnafen in Ungern ver gleichen und würdigen und als Gegner der Pestalozzifchen Erziehungsmethode auftreten wollte) und Bey träge zur protestantischen Kirchengeschichte Ungerns (für die er, wie Ref. weifs, viele Jahre lang Materia lien fammelte) in Druck herausgeben. Wir fügen das Verzeichnifs feiner im Druck erfchienenen Schriften bey. 1) Rede von der Herrfchaft Gottes über die Herzen und Unternehmungen der Menfchen, vorzüg lich der Könige, bey dem 1789 wegen Eroberung von Belgrad gefeyerten Danklefte. Pefth 1789. 44 S. 8. 2) Politisch kirchliches Manch-Hermacon von den Reformen Kaifer Jofephs überhaupt, vorzüglich in Ungern, mit nützlichen Winken. (Jena) 1790. 250 S. 8 (vgl. oben). 3) Das Bild Leopolds II nach den Grundfätzen der Bibel und nach der Geschichte ge zeichnet. Eine Predigt zum Andenken feiner feyer. lichen Krönung zum Könige von Ungern; mit einem Anhang über Leopolds Regierung in Toscana. Pefth 1791. 63 S. 8. 4) Standrede bey dem Sarge der Sufanna Freyin von Podmanitzky, gebornen Kisfaludy, gehalten zu Aszod 1794. Pefth. 24 S. 8. 5) Die Hoffnung befferer Zeiten. Eine Rede, gehalten zu Wien 1796. Wien. 24 S. 8. des Dankfestes für die fiegreichen Waffen der K. K. 6) Predigt bey Gelegenheit Armee gehalten zu Pefth 1799. Pefth. 16 S. 8. 7) Die chriftliche Vaterlandsliebe, eine Jubelpredigt zur hundertjährigen Feyer der freyftädtischen Gerechtfame, welche die Stadt Pefth am 23ften October 1703 von Leopold I. erhalten hat, vorgetragen am 23ften Oct. 1803. Pefth. 40 S. 8. 8) Augsburgifche Confeffion nach der deutschen Urfchrift im ehemaligen Churfürftlich Mainzischen Reichs Archive, im gedräng. testen Auszuge, bearbeitet zur dritten Secularfeyer der Reformation im J. 1817 von J. M. Pesth 1817. 24 S. 8. 9) Ratio Rei Scholafticae et Studiorum, Inftitutis Literariis, praefertim altioribus, temporibus Reformatio nis propria, quam ut merita primorum Reformatorum ab oblivione vindicaret, una vero annum Reformationis fecu larem tertium concelebraret, e tenebris in lucem protracram, et cum principiis Paedagogorum recentioris aevi etc. ftrictim comparatam edidit Joannes Molnár. Pesth 1818. 78 S. 8. 9) Ueber Kirchen. Sing Chöre, deren Nothwendigkeit, Begründung, Einrichtung und Vervollkommnung; ein Wort zu feiner Zeit, von Johann Nicolaus Forkel, Doctor der Philofophie und Mu fikdirektor der Universität Göttingen, mit einigen nothwendigen Abänderungen, Zufätzen und einer Vorrede herausgegeben von Joh. Molnár. Pesth 1818. 35 S. 8.

Am sten Dec. ftarb auf dem Gute Sondermühlen bey Osnabrück Friedrich Leopold Graf v. Stolberg, rühm, lich bekannt durch feine Gedichte und mehrere von ihm erschienene im Meufel verzeichnete Schriften, befonders durch die bis zum 15ten Bde angewachsene Gefchichte der Religion Jefu Chrifti. Er war den 7ten Nov. 1750 zu Bramstedt im Holsteinfchen geboren.

ALLGEMEINE LITERATURZEITUNG

Januar 18 20.

LITERARISCHE NACHRICHTEN.

I. Kurze Ueberficht der neuesten holländifchen theologischen Literatur.

(Vgl. Letterkundig Magazin. Amft. 1818. und: De Recenfent. Ebendaf. 1818.)

Wenn

enn gleich die holländifche theologische Literatur in den beiden letztverfloffenen Jahren nicht durch um. fallende Bearbeitungen der Wissenschaft überhaupt, oder durch neue nach eigenthümlichen Anfichten ab. gefafste theol. Syfteme bereichert ift, fo beweifen dennoch mehrere kürzlich erschienene Original Werke und Uebersetzungen unwiderfprechlich, dafs das Studium der theol. Wiffenfchaften in den Niederlanden keineswegs vernachläffigt wird. Auch behaupten die vor dem Publicum auftretenden theol. Schriftsteller den Ruhin, fich durch Ruhe, Achtung gegen Andrer Anfichten, Genauigkeit bey ihren Untersuchungen auszuzeichnen.

Die Haagsche Gefellschaft zur Vertheidigung der chriftl. Religion gegen die Beftreiter derfelben in dem jetzigen Zeitalter (Genootschap tot verdediging van den christelyken godsdienft, tegen deszelfs hedendaagsche beStryders) fährt fort, durch Preisaufgaben für den Zweck der Gesellschaft zu wirken. Sie hat zuletzt zwey Abhandlungen bekannt gemacht, in welchen die Frage beantwortet wird: „Ob es mit der Lehre der Bibel übereinstimme, dafs der Hauptzweck des Leidens und. Sterbens Jefu gewefen fey, die Befferung der Menfchen zuwege zu bringen, und in fo fern allein auch die Vergebung der Sünden zu erwerben, als diefe eine Folge unfrer Befferung ift." Die Aufgabe diefer Frage wurde durch eine Schrift des Profeffor Regenbogen veranlasst, und ist zur Befriedigung der Gesellschaft am besten, und zwar verneinend, beantwortet durch S. D. de Keizer, jetzt Prediger zu Amfterdam, aber auch die Beantwortung des Magifters K. Chrift. Seltenreich, Pastor zu Wermsdorf in Sachfen, ift des Beyfalls der Gesellschaft und der Bekanntmachung werth geachVon dem Profeffor der oriental. Literatur zu Utrecht, J. H. Pareau, ift befonders die Theologie ftudierende Jugend mit einem Original - Werke über die hebräischen Alterthümer befchenkt worden. Es heifst: Antiquitas hebraica. (Trajecti ad Rhenum, typis J. A1. theer.) Der gelehrte Verf. hat feine Vorgänger gekannt und benutzt, fich aber dabey vorgesetzt, überall mit eigenen Augen zu fehen, den Gründen nachzufor. fchen, nur diefe entscheiden zu lassen, und alles, was

tet.

er vorträgt, für den Zweck der Vertheidigung und der
Behauptung des Anfehns der heil. Schrift brauchbar-
zu machen. Der Profeffor Dr. J. A. Lotze hat ein
Compendium der Dogmatik in Aphorismen herausge-
geben, Monogrammata Theologiae theoreticae (Amfter
dam, bey W. Brave, und Harderwyk, bey T. Ba-
rends), welches zum Gebrauch bey Vorlesungen be-
ftimmt ift. Er hat das Ganze abgetheilt in Prolego-
mena, in die eigentliche Theologie und in die Anthro-
pologie, bey welcher letztern er auch die Christologie
und Efchatologie als Unterabtheilungen init abhandelt.
Sein lateinifcher Stil wird getadelt, aber feine gründ
liche Gelehrfamkeit beweift auch, aufser diefer Schrift,
fein fchon früher herausgekommenes und noch nicht
ganz vollendetes Werk: Kritifche Einleitung in die
Schriften des N. Teftaments (Oordeelkundige inleiding
tot de Schriften des Nieuwen Verbonds). - Ueber die
biblifche Gefchichte find von den Predigern J. van Eyk
und K. Brouwer einige zum Unterricht der Jugend
brauchbare Schriften herausgegeben, auch hat man
von einem Religionslehrer zu Haarlem, H. Polman,
Einrichtung des Religionsunterrichts (Handboek voor
ein gehaltreiches Handbuch über die zweckmässige
het godsdienftig onderwys, Haarlem, by F. Bohn) er-
halten. Sonft aber ift neuerlich nichts erfchienen,
handelt worden wäre.
worin das Ganze der Theologie oder der Religion be

So wie aber gelehrte und gründliche Schrifterklärung bey dem ganzen religiöfen Publicum in den Nie derlanden vorzüglich gefchätzt wird, fo enthält auch die neuefte holländifche theol. Literatur mehrere exegetische Schriften und Abhandlungen. Allgemeineren Inhalts ift des Profeffor Borger's fcharffinnige und gelehrte Abhandlung: De conftanti et aequabili Jefu Chrifti indole, doctrina ac dicendi ratione five Commentationes de Evangelio Johannis cum Matthaei, Marci et Lucae Evangeliis comparato, Pars prima, (Hagae Comitum, apud J. Alart), und hat den Zweck, die Glaubwür digkeit der evangel. Gefchichtfchreiber aus innern Merkmalen, durch Vergleichung unter fich darzuthun. f. Allgem. Lit. Zeit. Erg. Bl. Nr. 53. S. 417. May 1818.Nach dem herrfchenden und in den kritischen Blättern nachdrücklich vertheidigten und dringend enipfohlnen Gefchmack der holländifchen Prediger enthäft gewöhnlich jede Predigt, alfo auch jede gedruckte, eine ausführliche, oft gelehrte Erklärung des gewählten Textes, folglich liefern die gedruckten und mit gröfstem Beyfall aufgenommenen Predigten der Her

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