Daß mir deine Palme Kühlung wehe, Kühlung, wie von Lebensbäumen tråuft; Daß ich sonder Graun die Thåler sehe, Wo die Auferstehung reift.
Daß ich mit dir durch die Himmel schwebe, Wonnestrahlend und beglückt, wie du, Und auf Einem Sterne mit dir lebe, Und in Gottes Schooße ruh!
Grün' indessen, Strauch der Rosenblume, Deinen Purpur um sein Grab zu streun! Schlummre, wie im stillen Heiligthume, Hingesåetes Gebein!
Heil dir o Bach, der durch die grünen Neße, Gewebt von Haselstauden, fliesst,
Und durch die Flur, mit frölichem Geschwäße,
Die volle Silberurne giesst!
Der junge Lenz bemale dein Gestade
Mit Regenbogen, lieber Bach:
Stets wähle dich das schönste Kind zum Bade,
und dein Gebüsch umher zum Dach!
Hier ist der Plak, wo jüngst der erste Funken Der Lieb in meinen Busen fant,
Wo jüngst mein Geist, so wonnevoll, so trunken, Den erstens süßen Taumel trank!
Verdecket vom Gebüsch, saß ich und blickte Zum andern bunten Ufer hin,
Wo Chloe saß und Maienblumen pflückte, Gleich einer jungen Huldgöttin!
Das Abendroth vergoldete die Hügel,
Die falbe Dämmerung umzog,
Wie da mein Geist, auf der Entzückung Flügel, Fern über alle Himmel flog.
Wie schlug mein Herz! Wie warf ich durch die Decken
Der grünen Zweige Blick auf Blick!
Nichts konnte mich aus meinem Rausche wecken,
Nie wich mein Aug' von ihr zurück !
Ich träumte mich in goldne Paradiese,
Sah Nektar und Elysium
Statt meines Bachs, statt meiner bunten Wiese, Um meinen trunknen Blick herum.
So saß ich lang auf Maienblumenglocken, Grub mir ihr Bild in meine Brust,
Und band mein Herz an ihre blonden Locken. Wie schwamm ich nicht im Meer von Lust!
Wie liebt ich dich, o silberweiße Quelle, Wo Chloe unter Blumen saß,
Und mit der Hand, so weiß wie deine Welle, Die schönsten Frühlingsblümchen las!
S. B. I. S. 69. Im ersten Bande seiner Vers mischten Gedichte stehen zehn Elegieen, voll wahren, wenn gleich nicht immer starken, Ausdrucks der Empfindung, und glücklich versificirt.
So meinst du, Lena, denn, Tibulls gedämpfter Leier Sei nur ein schmachtend Lied, ein weicher Ton verz liehn?
Und niemals tob' in ihr ein juvenalisch Feuer, Nie könn' ein Dichterherz von Zorn und Rache glühn?
Erfahre, was es sey, den Dichter zu betrügen, Der ewig dich erhöhn und ewig schmähen kann: Dann geh und brüste dich, mit den verrufnen Zügen! Dann sieh dein kluges Werk mit stolzer Wollust an! Gewiß! es ahnete der Muse dein Vergehen,
Weil nie dein Name noch aus ihren Lippen brach, So viel und oft ich ihr mit ungeduld'gem Flehen Von meiner zarten Glut, und deinem Lobe sprach. Vergönne mir ein Lied (so bat ich oft) für Lenen Und zeichne Lenens Bild bei meinem Bildniß ab. Dann sage der Parnaß: Hier hångt mit seiner Schỗ:
Tibull; und hier das Paar, das uns die Brausche
Wie konnt' ich Blinder nur den kühnen Trieb ernäh:
Dem fie, die Göttinn, sich so sehr zuwider wies! Und o! wie reuen mich die schlecht vergoffnen Zåhren, Da mich der Muse Rath den Rhein verlassen hieß. Wie sauer war der Schritt, von Lenen aufzubrechen! Wie zögerte mein Fuß, der Schwelle zu entfliehn!
v. Nicolai., Wie oft erhob ich mich, den Abschied auszusprechen, Und seßte, neu vertraut, mich wieder zu ihr hin. Die Rosse rafften mich umsonst durch Thal und Hd:
Und Meilen trennten mich umsonst vom süßen
Unmöglich schien es mir, sie täglich nicht zu sehen, Und alles ohne sie schien mir ein Traum zu seyn. Sie fand mein reger Geist in jeder neuen Scene; Im Hüttlein, das bemoost im Schoos der Alpen liegt;
Im nie geschmolznen Schnee: Begegne mir, o Lene! So blühet hier der Lenz, so leb ich dort vergnügt. Das Kleinod der Natur, der Siß der Boromåen, Den der verliebte See von allen Seiten küsst, Schien mir ein Libyen, mit Lenen nicht gesehen; Indessen Tempe grunt, wo sie zugegen ist. Mein Auge maß den Reiz der thuscischen Cythere Nach Lenens Zügen ab: Und wo sie Lenen glich, Da pochte meine Brust, o Künstler! dir zur Ehre; Und tadelte dein Bild, wo es von Lenen wich. Es glühet meine Brust! sprach ich am heissen Munde Des ruhigen Vesuv; und, brach der Donner Graus,
Der Flammen grasser Strom, aus dem geborstnen Schlunde;
Was ists? Ich zittre mehr, sieht Lena zornig aus. Wie froh verließ ich nicht Siciliens Gefilde,
Der langen Frre Ziel! Ihr Winde, folget mir! Beflügelt meinen Mast! Seht her nach Lenens Bilde! Ihr dient dem Geize nicht; der Liebe dienet ihr. Jht war mir jeder Schritt auf dem durcheilten Wege Ein schon erfüllter Theil der Hoffnung, ein Genuß. Ist dacht ich, fühlet sie, wie du, die frohen Schläge; Und rechnet, wo du bist, und sinnt auf ihren Gruß. Nur zu geflissen war die Freiheit des Empfanges;
Zu sicher Lenens Aug', die Worte zu gewählt; Kein abgebrochnes Wort, kein Zeichen jenes Zwanges, Mit dem der Zeugen Schaar ein volles Herze quålt:
Ein angebotner Kuß, um ihn nicht abzuschlagen;
Mein Lispeln abgelehnt, und lahm die stolze Hand: Unzeitig muntrer Scherz, und fühlungslose Fragen; Und Lob der frohen Zeit, die, seit ich schied, vers schwand-
Ich fühlte wechselsweis des Unmuths wilde Flammen; Den aufgebrachten Stolz, des Zweifels still❜re Pein; Und Furcht, ich möchte sie vielleicht zu schnell verdams
Und dann Entschuldigung und neuer Hoffnung
Doch zu gegründet war der Kummer der mich drückte, Zu bald erfuhr ich es, als ich von Lenen wich, Und auf der Schwelle noch den neuen Freund erblickte, Der an der dürren Hand des alten Kupplers schlich. Ein Körper, ausgezehrt vom Gifte geiler Küsse,
Das ihm sein rothes Aug' zur steten Quelle macht, Schleppt er am dicken Rohr die beulenvollen Füße, Und spürt die Küchen aus, wo helle Flamme kracht; Schleicht durch die Tempel hin, bleiht in den Straßen stehen,
Und merkt die Mädchen an, die reif zum Manne
Er ist der Mütter Rath, der Mäkler fetter Ehen, Und jeder Liebe feind, bei der er nichts gewinnt. Dies ist des Alten Bild, der erftlich mit Verdachte,
Dann mit Verlåumdungen, o Lena! dich betrog; Dann, kühn auf den Erfolg, als niedrig mich vers lachte,
Und dann sein stolzes Aug' auf seinen Buhler zog./ Allein du wusstest nicht (so kann man Eitle blenden) Daß schnöder Eigennuß an dieser Liebe hieng; Daß deiner Küsse Preis aus deinen eignen Hånden Berstohlen in die Hand des Kupplers übergieng. Wie plößlich sahest du so stolz auf mich zurücke! Entehrte dich mein Blut? Schien dir mein Erbe
Auch ich verließ um dich den Wunsch nach höherm Glüs
Und wählte, klein wie du, doch klein mit dir zu
« PreviousContinue » |