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santen Gedichten, glaubte ich auf den Inhalt näher eingehen zu müssen, weil voraussichtlich noch geraume Zeit vergehen dürfte, ehe dieselben allgemein zugänglich gemacht sein werden. Bezüglich der allgemein und sehr knapp gehaltenen Einleitung will ich noch bemerken, dass es mir nur darauf ankam, den Weg anzudeuten, auf welchem diese Kunstdichtung nach England gekommen ist, und welche Ansichten darüber gerade in dem Zeitalter bestanden, in welchem dieselbe am sorgfältigsten gepflegt wurde. Möge das Büchlein den angedeuteten Zweck nicht verfehlen. Einen zweiten Teil über die epische und dramatische Hirtendichtung in England hoffe ich bald folgen lassen zu können.

Zum Schluss sei es mir vergönnt, Herrn Professor Elze für die Anregung, den Behörden des Britischen Museums,

besonders den Herren Dr. Richard Garnett und E. K. Fortescue für die mir auch bei dieser Gelegenheit wieder in so manchen Fällen freundlichst gewährte Unterstützung, und endlich meinem Verleger, Herrn O. Ehrhardt, der in so liberaler und uneigennütziger Weise auch für die äussere Gestalt des Bändchens Sorge getragen hat, meinen herzlichsten Dank zu sagen.

Marburg a. d. Lahn, im Mai 1888.

H. Oskar Sommer.

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Kurze Uebersicht über die Entwicklung der Hirtendichtung von Theocrit bis zur Einführung derselben

in die englische Literatur.

Die Pastoralpoesie, auch bucolische oder Hirtendichtung 1) genannt, schöpft, wie schon der Name lehrt, ihren Inhalt aus

1) a. G. Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen Künste. II. Bd. „Hirtengedicht." Leipzig 1786. 4o.

b. G. Müller, Ueber das Hirtengedicht. Einleitung IV, Seite
257 und 275 ff.

c. F. L. K. von Finkenstein, Ueber Ursprung und Wesen der
bucolischen Dichtung. I. Teil 1789-1806, II. Teil 1810.
d. F. Th. Vischer's Aesthetik. III. Teil, II. Abschnitt, § 874
und § 881. Stuttgart 1857. 4o.

e. Mons. l'abbé Génest, Dissertation sur la poésie pastorale, ou
de l'idylle et de l'églogue. Paris 1707. 120. Deutsch: in Samm-
lung vermischter Schriften zur Beförderung der schönen
Wissenschaften und freien Künste. Berlin 1759. 40.

f. A. Pope, Discourse on Pastoral. London 1704.

g. J. Newberry, The art of Poetry on a new plan. London 1762. 80. Vol. I, Seite 84.

h. Blair's Lectures on Rhetoric and Belles Lettres, New-York 1851. 40, No. 39, vol. 2, pag. 335.

i. Guardian, April 1713, No. 22, 23, 28, 30, 32 Steele: On country life.

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- Pastoral Poetry.

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Its object treated in an alle

gory. (Deutsch: in Gottsched's kritischer Dichtkunst.)

der Hirtenwelt. Die eigentliche Aufgabe dieser Dichtung ist es daher, ungekünstelt und so treu als möglich das anmutige, einfache Leben der Hirten zu beschreiben; was den Hirten bewegt, was seine Freude, was seinen Schmerz erregt, alles was er denkt, spricht und thut, soll in dem Hirtengedicht zum Ausdruck gebracht werden, und weil mit dem Leben des Hirten die Stätte, auf welcher sich dasselbe abspielt, innig verwachsen ist, so gehört auch die Beschreibung des Landes und der Natur notwendigerweise in das Hirtengedicht. In dem Masse, als diese Bedingungen in einem Hirtengedichte erfüllt werden, je einfacher und trefflicher diese beiden natürlich zusammengehörigen Punkte vereinigt werden, desto grösser ist der Wert desselben. Hirtengedichte finden sich in der griechischen, römischen und in den Literaturen fast aller modernen Culturvölker; prüft man dieselben aber auf die beiden genannten Bedingungen hin, so wird man bemerken, dass jene einfache Charakteristik nur auf sehr wenige passt, ja dass es „Hirtengedichte" giebt, in denen weder von dem Leben der Hirten, noch von der Schilderung der Natur die Rede ist. Dieser Widerspruch erklärt sich aus der Entwicklung des Hirtengedichtes. Wie keine andere Dichtungsgattung hat nämlich die Hirtenpoesie ihren Gegenstand verallgemeinert und das in ihrem Namen bezeichnete Gebiet überschritten. „Hirtengedicht" und andere damit identische Ausdrücke haben im Laufe der Zeit eine allgemeine Bedeutung angenommen, man versteht darunter eine gewisse Form der dichterischen Composition, ein Gespräch zwischen zwei oder mehreren Personen, wobei der Gegenstand jeder beliebige sein kann.

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k. Rambler, July 1750, No. 36 und 37. Johnson: The reason why Pastorals delight. The true Principles of Pastoral

Poetry.

1. Spectator, October 1712, No. 523. Addison: Poetry too often mixed with mythology.

m. Mirrour, February 1780, No. 79. Integer (pseud.), Observations on pastoral poetry.

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