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der billigsten Erzeugungsstätte zur Regel, so sporne man die Leute zur Erfindung neuer arbeitsparender Maschinen auch auf anderen Gebieten an und veranlasse sie, sich Berufen zuzuwenden, für die sie besser geeignet seien: As often as I consider these things, I am ready to say with myself, that God has bestowed his blessings upon men that have neither hearts nor skill to use them. For why are we surrounded with the sea? Surely, that our wants at home might he supplyed by our navigation into other countries, the least and easiest labour. By this we taste the spices of Arabia, yet never feel the scorching sun which brings them forth; we shine in silks which our hands have never wrought; we drink of vineyards which we never planted; the treasures of those mines are ours in which we have never digged; we only plough the deep, and reap the harvest of every country in the world.

Bei aller Weite seines Geistes ging aber CHILD keineswegs so weit, den letzten Schluß aus seinen Grundsätzen zu ziehen. Er hielt vielmehr streng an der Notwendigkeit der englischen Schiffahrtsgesetzgebung und der Ausschließung fremder Völker vom Handel mit England und seinen Kolonien fest. Bei den Neuenglandkolonien betrachtete er es als sehr bedenklich, daß sie sich nicht genügend an die Bestimmungen der Schifffahrtsakten hielten und des Mutterlandes Fischerei, Schiffahrt und Handel durch ihren Wettbewerb schädigten. Nur SIR DUDLEY NORTH und CHARLES DAVENANT gingen in dieser Hinsicht weiter und legten das Verkehrte der ganzen merkantilistischen Theorie dar. NORTH hat vom Standpunkte des mächtigen englischen Kaufherrn bereits 1691 die erst anderthalb Jahrhunderte später zum Siege gelangte Freihandelslehre in den Hauptsätzen aufgestellt, als er schrieb, es sei ihm zweifellos:

That the whole world as to trade is but as one nation or people, and therein nations are as persons.

That the loss of trade with one nation is not that only separately considered, but so much of the trade of the world rescinded and lost; for all is combined together.

That there can be no trade unprofitable for the public; for if any prove so, men leave it off; and wherever the traders thrive, the public, of which they are a part, thrive also.

That no laws can set prices in trade, the rates of which must and will make themselves. But when such laws do happen to lay any hold, it is so much impediment to trade, and therefore prejudicial.

That to force men to deal in any prescribed manner may profit such as happen to serve them; but the public gains not, because it is taking from one subject to give to another.

That money is a merchandise.

In short that all favour to one trade, or interest is an abuse, and cuts so much of profit from the public.

DAVENANT ist nicht soweit gegangen. Er hat die Navigationsakte als berechtigt anerkannt, die Tätigkeit der privilegierten Kolonialkompagnien verteidigt und den Gedanken der Gewährung größerer Bewegungsfreiheit an die Kolonien unbedingt abgewiesen, doch meinte auch er, daß der Handel selbst am besten seinen Weg zu finden wisse und nur gute Vertretung im Auslande brauche. Er hat ferner ebenfalls empfohlen, auswärtige Waren dort zu kaufen, wo sie am billigsten seien, und die Abschreckung fremder Waren als schädigend fürs eigene Land bezeichnet. Da England vom Export der eigenen Erzeugnisse nicht bestehen könne, sei es auf den Weltverkehr angewiesen. Ihn aber könne man nur heben, wenn man andere Völker nicht schlecher behandele, als sie es mit England täten.

Praktische Ergebnisse haben diese Erörterungen über das Maß einiger gelegentlicher Erleichterungen der Gesetzgebung im Interesse des Geschäftsbetriebes der Ostindischen Kompagnie hinaus in England nicht gehabt. Die merkantilistischen Grundsätze sind im Gegenteil immer schärfer durchgeführt worden.

Der Handel fremder Völker mit den Kolonien wurde tunlichst unterdrückt und nach Kräften dafür gesorgt, daß die Kolonien nicht dem englischen Gewerbebetrieb irgendwie Konkurrenz bereiteten. In Frankreich und in den Niederlanden war der Verlauf der Dinge derselbe. Gelegentliche Angriffe gegen das herrschende handelspolitische System entsprangen auch hier immer nur Interessentenkreisen.

Erst im 18. Jahrhundert begann die Wissenschaft diesen Fragen nähere Aufmerksamkeit zuzuwenden und die Berechtigung der geltenden Theorien gründlicher zu untersuchen. Verschiedenen Denkern wurde es klar, daß die üblichen Monopole und Verbote, sowie alle die künstlich dem Handel in den Weg gelegten Hindernisse ihren Zweck nicht erreichten. SIR MATTHEW DECKER wies 1744 an der Hand der Erfahrungen in An' essay on the causes of the decline of the foreign trade nach, daß die in Spanien gegen englische Industrieerzeugnisse gehandhabten Verbote nur deren Verteuerung und damit die Verteuerung aller anderen Waren und Ausfälle in der Zollkasse zum Schaden Spaniens bewirkten.

Trade cannot, will not be forced, schloß er aus der Erfahrung. Let other nations prohibit by what severity they please, interest will prevail; they may embarrass their own trade, but cannot hurt a nation, whose trade is free, so much as themselves. The certain way to be secure is to be more powerful, that is, to extend our trade as far as it is capable of; and as restraints have proved its ruin, to reject them and depend on freedom for our security, bidding defiance to the French, or any nation in Europe that took umbrage at our exerting our natural advantages.

DAVID HUME äußerte in seinen Essays ähnliche Ansichten. In dem

fünften (of the balance of trade) verurteilte er ebenfalls alle die herkömmlichen Maßnahmen, um Bargeld in einem Lande aufzuhäufen, als verfehlt und nur geeignet, die Industrie zu schädigen. Im sechsten Essay of the jealousy of trade widerlegte er den allgemein verbreiteten Glauben, daß ein Staat nur auf Kosten anderer gedeihen könne. Wachsen des Reichtums und Handels einer Nation fördere vielmehr beides bei allen Nachbarn. Wenn letztere faul und unwissend seien, könne ein Staat nicht sehr vorwärts kommen. Wo freier Verkehr stattfinde, würde die Industrie jedes Landes durch die Fortschritte in anderen gefördert, wie Englands Erfahrungen bewiesen.

Ein Land könne vom andern nur kaufen, wenn es selber genug entwickelt sei, um Verwendung für die fremden Waren zu haben. Die Natur sorge durch die Verschiedenheit des Charakters der Bewohner wie durch das Klima des Bodens selbst dafür, daß kein Land in die Lage komme, nichts vom andern zu brauchen. Den Schaden, den der etwaige gelegentliche Rückgang einer Industrie verursachte, machten Fortschritte anderer gut, die sich rasch vollzögen, solange der Geist des Fortschrittes herrsche.

I pray, schloß er, for the flourishing commerce of Germany, Spain, Italy, and even France itself. I am at least certain, that Great Britain, and all those nations, would flourish more, did their sovereigns and ministers adopt such enlarged and benevolent sentiments towards each other.

Auf die herrschende Schulmeinung und die Organe der Regierungen haben derartige Darlegungen zunächst wenig Einfluß geübt, am wenigsten in England. Doch in der Stille wirkten sie auf die Gemüter, und nach wenigen Jahren wurden sie der Glaubenssatz einer neuen volkswirtschaftlichen Schule, die in Frankreich entstand. Als erster vertrat hier die neue Auffassung in umfassender Form V. DE MIRABEAU in dem 1758 erschienenen L'ami des hommes" und in der 1766 veröffentlichten Philosophie rurale". Wohl beeinflußt von den Erfahrungen, die sein eigener Bruder als Gouverneur von Martinique mit den französischen Kolonien gemacht hatte, verwarf er aus theoretischen wie praktischen Gründen das hergebrachte merkantilistische System, den Pacte colonial. Mutterland wie Kolonien hätten gleichmäßig Schaden hiervon, den Vorteil habe der mit einem Monopol auf Kosten der Gesamtheit ausgestattete Kaufmann und der Schmuggler. Man glaube durch das Monopol des Bezugs kolonialer Rohstoffe dem Mutterlande einen besonderen Gewinn beim Absatz dieser Waren ans Ausland zu sichern. Doch der Ausländer wisse den Verlust, den er durch Zahlung zu hoher Preise für die Kolonialwaren erleide, anderweit wieder einzubringen. Dazu litten die Kolonien, da durch die zu hohen Preise der Absatz ihrer Erzeugnisse und damit ihr Anbau gehemmt werde. Würde man die möglichst kräftige Entwickelung der

Hilfsquellen der Kolonien und ihrer Bevölkerung durch Gewährung voller Handelsfreiheit fördern, so würden sie weit mehr Rohstoffe liefern und viel mehr Erzeugnisse vom Mutterlande kaufen. Frankreich habe jedoch die Entwickelung der Kolonien immer künstlich gehemmt aus Furcht, daß sie eines Tages zu mächtig würden und sich losrissen. An eine ewige Abhängigkeit von Kolonien sei aber überhaupt nicht zu denken. Le nouveau monde certainement secouera le joug de l'ancien . . . . vainement nos petites cervelles, tant de Londres que de Paris, se creuseroient en speculation pour empêcher cet événement; ce qu'elles feront pour le prévenir, en accélérera l'accomplissement. . . . Je pense que la nation à laquelle ses colonies feront faux bond la première, sera la plus heureuse, si elle sait se conduire selon les circonstances. Elle y perdra beaucoup de soins et de dépenses, et y gagnera des frères puissans, et toujours prêts à la seconder, an lieu de sujets souvent onéreux!

Wenn Frankreich in richtiger Würdigung der Dinge seinen Kolonien die Freiheit geben würde, ihre Bedürfnisse dort zu decken, wo sie es am vorteilhaftesten können, so würde sein überseeischer Besitz aufblühen und ihm viel mehr Nutzen als bisher abwerfen. Kolonien seien einfach als Provinzen aufzufassen. Ihr Vorteil sei der des Mutterlandes und umgekehrt. Eine Kolonie wie eine Provinz werfe umsomehr Nutzen ab, je bevölkerter und entwickelter sie sei. Diese Entwickelung lasse sich nicht übereilen.

Hiergegen wende man bisher ein, daß ohne Monopol zugunsten des Mutterlandes sich die ausländischen Konkurrenten des Handels und der Schiffahrt der Kolonien bemächtigen würden. Aber das wäre, meint MIRABEAU, an sich kein Unglück. Wenn damit Produktion und Transport verbilligt würden, käme das dem Mutterland wie den Kolonien zu statten. Jedes Volk habe den größten Vorteil, wenn es seine Waren dort absetzt, wo sie am besten bezahlt werden, und seine Bedürfnisse dort deckt, wo es das am billigsten vermag.

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Dieselben Anschauungen beseelten F. QUESNAY.1) 1758 äußerte er in den Questions interessantes" Zweifel, ob der Handel eines Landes mit seinen Kolonien wirklich so vorteilhaft sei, wie man gewöhnlich annehme. Er fragte, ob nicht das Mutterland mehr von den Kolonien und umgekehrt kaufen würde, wenn die Preise niedriger wären; ob ferner der Gewinn, den die Kaufleute erzielen, wirklich die Nation für den Schaden, den das Monopolsystem mit sich bringe, entschädige? In einer Note. beantwortete er diese Frage ganz im Sinne von MIRABEAU. Es wäre für Frankreich vorteilhafter, nach den Kolonien alljährlich, statt wie bisher für 60, für 100 Millionen Frs. Waren, wenn auch zu niedrigeren Preisen, abzusetzen und entsprechend mehr koloniale Erzeugnisse (damals

1) Oeuvres ed. par A. ONCKEN. Frankfort s. M. 1888. ZIMMERMANN, Kolonialpolitik.

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140 Millionen) zu beziehen. Ein größerer Absatz französischer Waren würde dem Kaufmann auch größeren Bezug kolonialer Erzeugnisse erlauben. Sein Gewinn würde prozentualiter sinken, aber doch genügend hoch bleiben und der des Mutterlandes sich dabei verdoppeln.

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Als die sicherste, gerechteste und nützlichste Handelspolitik nach innen wie außen bezeichnete QUESNAY in seinen Maximes die Gewährung voller Freiheit für den Wettbewerb. In einer Polemik gegen MONTESQUIEUS Esprit des lois" verurteilte QUESNAY nicht minder scharf wie MIRABEAU das Monopolsystem. Es habe Mutterland wie Kolonien gleichmäßig geschädigt. Kolonien, deren Bewohner dieselben Lasten wie andere Bürger trügen, ständen den übrigen Provinzen eines Staates gleich und hätten Anspruch auf dieselben Rechte wie diese, auch im Handel. Die Öffnung der französischen Häfen für Handel und Schiffahrt aller Länder würde weder die Handelsmarine noch den Handel Frankreichs schädigen. Wenn andere Länder noch immer das Interesse der Gesamtheit dem der Kaufleute und Reeder gleichstellten und anfangs Frankreich nicht dieselben Vorteile einräumen würden, so dürfte sie bald die Erfahrung dazu bewegen, Frankreichs Beispiel nachzuahmen. Nur bei Handelskontoren in überseeischen Ländern und bei Kolonien in unzivilisierten Ländern, wo ausschließlich Kaufleute oder privilegierte Gesellschaften tätig seien, hielt QUESNAY gewisse Beschränkungen in bezug auf Handel und Verkehr nicht für ausgeschlossen, doch meinte er, daß auch in diesen Fällen nicht immer die Interessen der Gesamtheit und die der Kaufleute sich deckten.

Welchen Eindruck solche Darlegungen machten, beweist die Tatsache, daß Minister TURGOT sie sich vollständig zu eigen machte. In seiner 1776 gelegentlich des Abfalles der Vereinigten Staaten verfaßten Staatsschrift,,Sur les colonies américaines" 1) verurteilte er rückhaltlos das hergebrachte Monopolsystem. Frankreich erhalte dadurch in den Kolonien weder höhere Preise für seine Erzeugnisse, noch sei es in der Lage, Kolonialwaren billiger zu kaufen als Länder ohne überseeischen Besitz. Nicht die Nation, sondern der Kaufmann und der Reeder hätten den Vorteil vom Monopol geerntet. Aber auch ihr Nutzen sei beeinträchtigt worden durch die infolge der geringen Entwicklung des französischen Wirtschaftslebens bestehende Notwendigkeit, Kapital und Versicherung im Auslande teuer zu bezahlen. Den Staaten hätten die Kolonien durch die Aufwendungen für ihre Verteidigung weit mehr gekostet als eingebracht. Man hätte ihnen längst volle Handelsfreiheit gewähren sollen unter der Bedingung, daß sie ihre Verwaltungs- und Verteidigungskosten selbst aufzubringen hätten. Es empfehle sich überhaupt, sie nicht als unterworfene Provinzen, sondern als befreundete

1) Veröffentlicht Paris 1791.

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