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Grundzeichen hervorgehen zu sehen, die doch Fourmont 64 Jahre früher, und Deshauterayes in der grofsen Französischen Encyclopädie bei weitem brauchbarer und besser geliefert hatten. Dies sah Hager wohl ein, und glaubte, um nicht als schlechter Copist zu erscheinen, müsse er eine weitläuftige Introduction über die Geschichte der Caractere voranschicken. Aber dies war sein Unglück, denn nun wurde es klar, dass er nicht bedacht hatte quid valeant humeri, quid ferre re

cusent.

Herr Dr. Antonio Montucci, der sich damahls in London aufhielt, ergriff gegen ihn die Feder, um den Charlatan zu entlarven, welches ihm auch gänzlich gelang, so dass Hagern und seinen Schildknappen, den Critical Reviewers und Monthly Magazinists nichts übrig blieb, als ihre Zuflucht zum gewöhnlichen Hülfsmittel der Leerheit zu nehmen, und sich mit Grobheiten, und mit der weltbekannten litterarischen Klatscherei aus der Klemme zu ziehen. Auch in Deutschland erschien 1804 in der Jenaischen Litteraturzeitung (Vol. II. pag. 564) eine ausführliche Rezension von Hagers Buch, worin seine Unkenntnifs bewiesen, und seine hirnlosen Hypothesen belächelt werden *). Aber auf diese hat er niemals geantwortet, sondern sie ganz zu ignoriren gesucht. Herr Montucci kündigte in London noch ein Werk unter dem Titel: On the characteristic merits of the Chinese language, containing analytical strictures on Dr. Hagers Explanation etc. an, das ihn aber andere Geschäfte herauszugeben hinderten.

*) Diese Rezension ist von mir.

Die Sache mit Hager's Unwissenheit wurde nun schon in London so bekannt, dass er darauf denken musste, diesen Ort auf eine bequeme Weise zu verlassen; zumahl da niemand mehr auf sein Wörterbuch subscribiren wollte. Zu seinem Glücke erneuerte man in Paris den schon lange gefafsten Vorsatz, ein Chinesisches Lexicon herausgeben zu lassen, und lud ihn, als den einzigen damahls bekannten Chinesischen Litterator dazu ein. Hier fand er Handschriften und Typen vollkommen fertig, und doch erschien in fünf Jahren kein Blatt des ihm aufgetragenen Werkes, sondern er vertrieb die Zeit mit andern freiwilligen Arbeiten. Indessen hatte Herr Dr. Montucci im Jahre 1804 in London Lettres on Chinese Literature, unter dem Namen Sinologus Berolinensis herausgegeben, die Hagers Unwissenheit so sonnenklar bewiesen, dafs man in Paris endlich aufmerksam wurde, und eine Commission ernannte, die seine bis dahin gemachten Vorarbeiten, zum Druck des Wörterbuchs untersuchen sollte. Auf ihren Bericht dankte man ihm für seine bisherigen Bemühungen, und ertheilte ihm seinen, wie er sagt, gewünschten Abschied. *) Dass Hagern zuletzt in

*) Herr L. Langlès sagt über diesen Vorfall, in der dritten Auflage seines Alphabet Mantchou folgendes:,,Tout en vantant la facilité du mantchou, et les moyens, qu'il nous donne de fouiller dans les trésors de la littérature chinoise, je suis loin de m'éléver en détracteur du chinois, je ne puis, au contraire, dissimuler la vivacité de mes regrets en voyant abandonner le projet que le gouvernement avoit formé, il y a quelques années, de faire publier un dictionnaire chinois-françois ou latin; malheureusement cet utile et louable projet fut confié à un étranger que l'on peut accuser de la plus impardonable négligence, puisque, d'a

Paris nicht wohl in seiner Haut war, sieht man auch daraus, dafs er 1805, als eine Russische Gesandtschaft nach China gehen sollte, sich nach Petersburg wandte, um bei derselben angestellt zu werden. Daraus ward aber nichts. Ehe er Paris verliefs, beschenkte er uns noch mit einem Pantheon Chinois, welcher aber nichts enthält, was uns seine Kenntnisse im Chinesischen hätte beweisen können. Im Gegentheil giebt er in der Vorrede zu erkennen, dafs er das Studium dieser Sprache aufgebe, weil er zu anderen Geschäften berufen sei, und dergleichen mehr.

Er hat es indessen doch niemahls unterlassen können, wo sich ihm nur Gelegenheit darbot, sich als einen Kenner der Chinesischen Litteratur geltend zu machen. In dem Streite zwischen Dr. Montucci und de Guignes dem Jüngeren wollte er auch eine Stimme haben, und klatschte, wie gewöhnlich, im Intelligenz-Blatt der Jenaischen Allgemeinen Litteraturzeitung, und nöthigte Herrn von Zach wider Willen einen Hagerisch gedachten, aber mit deutschen Worten geschriebenen Brief, in seine monatliche Correspondenz einrücken zu lassen.

Diesen Unfug konnte man nur bis auf einen gewissen Punkt dulden. Schon in meinem zweiten Schreiben an Sinologus Berolinensis (St. Petersburg den October 1810) hatte ich mehrere grobe Fehler in seiner Numismatique Chinoise gerügt, und ihm eine Generalkritik aller seiner

près le très-laconique rapport des commissaires chargés d'examiner le résultat de son travail pendant plus de cing années, il fut remercié, et l'entreprise abandonnée. (Alph bet Mantchou. pag. VIII.)

Werke versprochen, wenn er noch einmahl in Angelegenheiten der Chinesischen Litteratur den Mund öffne. Dies hat er seitdem mehrere mahle gethan, und ich muss wohl endlich mein gegebenes Wort halten.

Liber scriptus proferetur,

In quo totum continetur,
Unde Hager judicetur.

Quid est miser nunc dicturus,
Quem patronum rogaturus?
Minime quum sit securus.

Ich werde nun alle seine Werke nach der chronologischen Ordnung durchgehen und die darin vorkommenden Fehler und Mifsverständnisse anzeigen. Hierbei muss ich bemerken, dass ich mich in gegenwärtiger Schrift der Portugiesischen Art die Chinesischen Sylben zu schreiben bediene, doch mit einigen Ausnahmen. Das aspirirte p', und k werde ich immer durch ph, th und kh ausdrücken. Statt ch setze ich dsh, statt ch mit der Aspiration tsch, statt ç ein ds und statt caspirirt ein z, und sü wird durch szü ausgedrückt. Statt schreibe ich u.

U

Da Herr Dr. Montucci in seinen Remarques philologiques hinlänglich bewiesen hat, dass die Chinesen nur vier Accente haben, und die ge. wöhnliche Theorie von fünfen ein Irrthum der Missionaire sei; so halte ich es auch nur für nöthig viere zu bezeichnen, und dies thue ich folgendermalsen.

Der gleiche Ton

phim ist die natürliche

Aussprache aller Wörter, und diesem gebe ich daher keine besondere Bezeichnung.

Den hohen Ton xám drücke ich durch

aus. Z. B. mà.

Den steigenden Ton 去

khiü durch z. B.

tá.

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Den kurzen Ton λ je durch - z. B. lo.

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Pien hoe - ye, of lateral lines an interpretation, or, an explanation of the elementary Characters of the Chinese; with an analysis of their ancient symbols and hieroglyphics, by Jo-. seph Hager, D. London, for Philips 1801.

Das erste fehlerhafte, was sich in diesem Werke darbietet, sind die Caractere des Chinesischen Titels, die, so wie sie dastehen, alle drei gar nichts bedeuten. Der verstellteste unter ihnen

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YË, *)

*) Hager will uns zwar glauben machen, dieser Buchstabe sei nach einem in China geschriebenen Original copiert, (Month. Mag. Oct. 1801. p. 189) allein das ist entweder eine Lüge, oder der Schreiber ist gestöhrt, und verhindert worden ihn zu vollenden.

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