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ihn, daß er sich zu einem Werkzeuge der Narrheit oder vielmehr des Stolhes der Cöllnischen Theologen brau® chen ließe, da er sonst ein beredter und gelehrter Mann wåre. ")

Wenn in den Episteln der unberühmten Männer nicht so viele Mißbräuche von Stellen der heil. Schrift vorkåmen, so wünschte ich, daß sie mit literarischen Anmerkungen von neuem aufgelegt würden, welche sie zum Verständniß nöthig haben. w)

Bilibaldus Pirkheimer.

Pirkheimer war 1470. zu Eichstädt in Franken gebohren, und legte sich in seiner Jugend zugleich auf die Studia und ritterlichen Uebungen, that auch zwei Jahre Kriegsdienste. Er studierte darauf sieben Jah re zu Padua und Pavia, und wurde nach seiner Zurück kunft in den Rath zu Nürnberg aufgenommen, zu Ge fandtschaften gebraucht, und commandirte 1499. als General die Nürnbergischen Truppen. Maximilian I. und Carl V. ernennten ihn zu ihrem Rath, und er starb 1530. Er war einer der größten Gelehrten seiner Zeit und Albrecht Dürers vertrauter Freund. "Man schreibt ihm eine Satire wider den Doctor Eck zu, der die Bannbulle wider Doctor Luthern 1520. von 1 Rom

Heumanni Confpectus Hift. liter. p. 161. (Edit. Has nov. 1763.)

) Burckhardi Commentar, de vita Hutteni. P. I. p. 165. P. III. p. 54. Nicerons Nachrichten Thl. XI. in Huttens Leben.

Rom nach Deutschland brachte; diefer nicht zufrieden Luthern zu Boden zu schlagen, sehte aus Privathaß noch alle seine Feinde in die Bulle, wovon der Pabst nichts wuste, und erregte dadurch noch mehr. Feinde gegen den Päbstlichen Stuhl, als Carlstadt, Dol fcius Egranus, Adelmann, Pirkheimer und Spengler. Die Satire auf Ecken heißt Eccius dedolatus; ob es gleich Pirkheimer von sich ablehnte, daß er sie gemacht hätte, so ist es doch wahrscheinlich, daß er der Verfaßer derselben ist. Sie ist abgedrukt in der Geschichte der durch Publication der Päbstlichen Bulle wider Doct. Luthern erregten Unruhen. Altorf 1776. 4. Pirkheimers Schwester Charitas, wel che Uebtißin zu St. Claren in Nürnberg war, schrieb 1522. an Emsern einen Brief, worinn sie ihm klagte, daß gánz Nürnberg keßerisch worden ware; weil Emạ ser mit diesem Briefe prahlte, so erschien dagegen fol gende Satire:

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Lin Mißive oder Sendbrief, so die brißin von Nürnberg an den Hochberühmten Bock Emser geschrieben hat, fast kunst. lich und geystlich auf gut Nunnisch gerich

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Dieser gelehrte Fränkische Edelmann wurde im Jahr 1488, auf dem Schloße Steckelberg gebohren; £ 4

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er besuchte die Universitäten Cölln, Frankfurt an der Oder, wo er 1506. Magister wurde, Greifswalde, Rostock und Wittenberg. Die schönen Wißenschaften hatten an ihm einen eifrigen Verehrer. Er reiste drei mahl nach Italien, die Rechtsgelehrsamkeit zu treiben. Nach seiner Zurückkunft 1516. wurde er auf Peutins gers Empfehlung vom Kaiser Maximilian zu Augspurg zum Poeten gekrönt und zum Ritter geschlagen. 1518. gieng er nach Frankreich, und als er von da zurückkommen, an den Hof des Churfürsten Albert zu Mainz. Darauf zog er 1519. in Diensten des schwa bischen Bundes wider den Herzog von Würtemberg zu Felde; diente auch unter Franz von Sickingen wis der einige deutsche Fürsten, schweifte hernach hier und da herum, und starb 1523. zu Afnau einer Insel bei Zürch, wahrscheinlich an den Folgen einer venerischen Krankheit, wovon er auch ein eignes Buch geschrieben. Er war ein Vertheidiger der deutschen Freiheit und der Reformation, und ein erklärter Feind des Pabsts und der katholischen Klerisei. Er brachte die meiste Zeit feines Lebens in Unruh und Dürftigkeit zu, und gehört unter die größten Satirenschreiber, welche Deutschland jemals hervorgebracht hat. *) Der berüchtigte Weis linger hat ihn in seinem Huttenus delarvatus nach seis `ner löblichen Art auf das schimpflichste behandelt; ale lein ein andrer Katholik der berühmte de Thou hielt feine Satiren so hoch, daß er sagte, sie gåben des Lus

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*) Adami Vitae Germanorum Iureconfultorum. p. 13.

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clans seinen nichts nach.) Seine satirischen Schrif ten sind folgende:

1.) Hulderici Hutteni Equitis Germani Satyra, Nemo, de ineptis fui faeculi ftudiis, et verae eruditionis contemptu. Auguft. 4. in officina Milleriana, ohne Jahrzahl. Bafil. Froben. 1519. 4. Roftoch. 1544. 4. Lugd. Batav. 1623. 12. Steht auch in Dornavii Theatro. S. 158.

Diese Satire ist in elegischen Versen geschrieben, und wurde anfänglich von den Theologen zu Löwen dem Erasmus zugeeignet, wie er selbst sagt; allein Hut ten wollte sich die Ehre nicht rauben laßen, und erklär te fich bald für den Verfaßer derselben. Es ist eine sehr freie Vorrede dabei an den Crotus wider die Sit ten der Theologisten und Bartholiften.

Du Verdier führt in seiner Bibliothek eine Art von Uebersehung davon an:

Les grands et merveilleux faits de Nemo imitez en partie des vers latins de Vlrich de Hutten et augmentez par P. S. A. Lion. Muce Bonhomme. 8.

Nemo prior ist von jenem, der Nemo pofterior heißt, verschieden. Dieser hat 48 Disticha; aber der Pofterior 78. Der Prior kam 1513. 4. zu Deventer Heraus mit einigen andern Gedichten des Anton Tu

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Nicerons Nachrichten. Thl. XL. In Huttens Leben.

nicius und Reuchlins. Wegen seiner Seltenheit hat ihn Burkhard von neuem abdrucken laßen. *)

2) Dialogus de Aula. Auguft. 1518. und 1519.4. Lipf. 1718. 4.

Hutten will hier zeigen, daß nichts elenders und unglüklichers sei als das Hofleben. Daß er vorher an dem Hofe zu Mainz gelebt, schreibt er seiner Uebereilung u. Er schrieb an Erafmum, er könnte den Stolz, die prächtigen Versprechungen, die ellenlangen Complimente, die hinterlistigen Gespräche, und den leeren Rauch nicht mehr vertragen. Diesen Dialogen wollte man widerlegen in folgender Schrift:

De aula dialogus Guil. Infulani Menapii, in quo partim refelluntur et derivantur, partim atte nuantur criminationes in Aulam Aeneae Sylvii et Viderici Hutteni. Franff. 1606. 8. nebst des Balth. Caftilionis Comitis de Curiali five Aulico Libri IV. ex Italico fermone latine converfi a Bartholomeo Clerke, Anglo.

Weil es Pirkheimer dem Hutten verdachte, daß er von den Beschwerlichkeiten des Hoflebens geschrieben, da er doch dieselben noch nicht völlig kenne, und seiner Abneigung ungeachtet doch bei Hofe bliebe, so schrieb er zu seiner Rechtfertigung

Ad Bilibaldum Pirkheymer Norimbergenfem Epiftola vitae fuac rationem exponens, wo er weit

läufig Burkhard in Commentar, de fatis Hutteni. P. III p. 39-43.

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