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seiner Meinung nach alle ältere Eremplaria verlohren gegangen. Wer also der wahre Verfaßer sei, ist unbekannt. Das poetische Verdienst diefes Buches ist nicht sonderlich. Die darinn vorkommenden 21, Figuren sind meistentheils komisch und satirisch. Das Deutsch ist der Modernisirung ungeachtet, noch ziemlich schweis serisch rauh: . E. S. 42.

Es wölln, bitt ich alle Fürsten,

(Welch nach Gerechtigkeit thut dürften)
Diß kurk Red in Ohren haben,
Lugt, ob umb euch seindt solche Knaben,
Welch Augendiensten seindt verpflicht,
Seht, wie ihr Dienst sein ausgericht,

Mit großem Vleiß, wann ihr was

wann ihr was fecht,

Daß sie was thun, welchs ist unrecht,
So sollt ihr folches abstellen,
Wiewohl fies können fein verheln,
Dann wan zu ihn kompt ein arm Mann
Sein Red kan er kaum fangen an,
Man sicht ihm nach der krummen hånd,
Zeigt er die nit, eher sein Red endt,
Man weist ihn heim auff bedenken,
Viel können mit diesem Rencken,
Wie ich gehört an einem Ort,
Eins Fürsten Diener heimlich Wort,
Da einer dem andern wünschet Glück,
Und sprach, ich will dich lehren Stück
Zu deinem ießt erlangten Ampt, ef
Du must nit sein zu viel verschampt,

Etwan

Etwan dein Ehd füglich schrenken,

27, Zu Hauß führ mit dir Hans Schenken,

Dir ist ein Leichnam gut Gesell,

Was dir nit ziembt, deim Weib befehl. u. s. f.)

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In dem dabei gefügten Kupferstiche bringt ein Bo

the der Frau eines Beamteten eine Gans zum Geschenk, In der Vorrede sagt der unbekante Verfaßer dieser Sa er sie 1497. Es ist gefunden offenbahr Prieben:

tire,

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Da man schreib vierzehn hundert Jahr,
Auch darzu neunzig und sieben,

Was für Handthierung wardt getrieben.

Seite 64. steht des Hoflebens Teutsch Alphabet in Versen. Man hat noch ein ander Gedicht von der Frau Untreu, welches mit diesem nicht zu verwechseln ist woraus in Baumanns einer Vorrede zum Reinikefuchs und am Schluße Stellen vorkommen, wovon ich eine beifügen will:

Ich bin ein ungetreuer meyerji
Hab stincent butter und faul eyer,
Pipsich hüner, kranke enten,
Was ich in untreu mag erdenken,
Das ich die burger mit befcheiß,

Daring do spar ich kennen fleiß

Woln fie von mir mein war bekommen, 12

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In den alten deutschen Gnomologen kommen auch viele satirische Züge vor, als im Freydank, in des Ritters Johann von Schwarzenberg Memor rial der Tugend und seinem Rummertrost u. s. f. weil es aber nur beiläufige Satiren find, will ich sie übergehn...

Sechzehntes Jahrhundert.
Paul Olearius.

Paul Olearius sonst Delschlägel genannt, lebte um den Anfang des 16ten Jahrhunderts, und war aus Heidelberg gebürtig, Er schrieb

De fide Concubinarum in facerdotes, quaeftio.accefforia caufa joci et urbanitatis in Quodlibeto Heidelbergenfi determinata. 4. Ohne Jahrzahl und Druckort.

Dieses Büchlein ist verschiedne mahl aufgelegt wor den. Diese älteste Ausgabe hat seltsame Figuren in Holzschnitten. Er zeigt darinn auf eine sehr komische Art, mit untermischtem Deutsch und oft im Küchentatein die Betrügereien der Huren und Priester Concubinen, daß weder Aufrichtigkeit noch Treue bei ihnen zu finden ist; und e erzählt beiläufig allerhand lustige Hif Histor chen. Es ist auch zu Heidelberg 1504.4. herauskommen. Ich befiße selbst eine Ausgabe von 1557. 12. ohne Druckort, welche aus 23. * Blättern besteht, Et

was zur Probe:

2

Fides

Fides Concubinae in facerdotem fecunda, Secunda doctrina, quando facerdoti pulfatur ud primam et ad vefperas, tunc fingas tibi pulfatum effe ad fuam cellam vinariam, und trinck das du baufel lig werdeft in der vernunft. So du dann wilt kochen, so schlegft du ein feuer, das dir die funcken zu dem halfs ausftieben. Reveniente vero facerdote, dic te extafim paffam effe, fag du feiest drey fliegen abgefallen, das dir dein nachbaur Cuntz das maul mit einem huffeifen auff hab gebrochen.

Hinten sind ein Paar alte komische Lieder angehängt; nämlich Pertranfivit Clericus durch einen grünen Waldt; und ein Carmen ad Clerum:

Difce bone Clerice, virgines amare,
Quia fciunt dulcia ofcula praestare,
Iuventutem floridam tuam confervare,
Pulchram et amabilem prolem procreare.
Et ut cognofcas latius,
So nim gar eben war.
Ludimagifter fatuus,
Das ist weit offenbar,
Se multum ratus amari,

Von einem weiblein schön. u. f. f.

Boran stehn noch zwei komische Abhandlungen auf eben den Schlag, nämlich de Generibus Ebrioforum; und de Fide meretricum in fuos amatores von Jacob Sartlieb. Noch eine Auflage von diesen dret Büchlein ist zu Frankf, 1624. 8. herauskommen,

Heinrich

Heinrich Bebel.

Heinrich Bebel aus Justingen in Schwaben blüh te um das Ende des 15ten und den Anfang des 16ten Jahrhunderts; studierte zu Cracau, Tübingen und andern Orten, und legte sich auf die Sprachen, Rechte und Poesie, daher ihn auch Kaiser Maximilian zum Dichter fronte. Er war zu Tübingen seit 1 497. Pro feßor, wo er die alten Redner und More! ' *-schreiber erflårte.

Triumphus Veneris Henrici Bebelii poetae laureati, cum commentario Ioannis Altenftaig, Mindelheimenfis. Argent. 1515. 4. besteht aus 126 Blåttern.

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Bebel wollte in diesem satirischen Gedichte allen Menschen ihren Jrthum und Abweichung von der Tu gend zeigen, weil sie alle unter der Fahne der Venus dienten. Er entschuldigt sich auch, warum er die Påbfte unter dem Heere der Venus aufgeführt habe, weil man aus dem Platina sehen könnte, daß einige wirk lich darunter gehörten. Das Gedicht, welches aus heroischen Versen besteht, ist in sechs Bücher abgetheilt. Das erste Buch fångt sich mit einer Beschreibung des Frühlings an; die Venus beklagt sich bei dem Cupido. über die Unempfindlichkeit der Menschen. Cupido tros stet, verspricht alle Thiere zu ihr zu führen, und råth thr an mit dem Stolße und der Schwelgerei ein Bündniß zu machen, welches sie auch thut. Darauf führt. Cupido ein ganzes Heer von Thieren zu ihr, als ihren Dritter Theil. Unter

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