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meiner ernstern Thätigkeit wurde, blieb die wissenschaftliche Bedeutsamkeit mein höchster Gesichtspunct. Als aber mein jetziges Amt mich in eine Anstalt einführte, in welcher ich wissenschaftlichen Ernst und reichen Sammlerluxus gepaart fand, welche mir alle von mir vorher nur dem Titel nach gekannten französischen Werke über die Bibliographie darbot und wo ich fast täglich Gelegenheit hatte, die besondern bibliographischen Neigungen und Interessen schaulustiger Fremden zu beobachten, erst da wurde mir es vollkommen klar, dass es eine Bibliographie für die Schule und eine für das Leben gäbe, deren keine der Beihülfe der andern entbehren könne, und es ward nun bei desto eifrigerer Fortsetzung meiner begonnenen Arbeiten mein Vorsatz, einen Versuch zur Vereinigung beider zu wagen. Bereits hatte ich nach diesem neuen und ausgedehntern Plane einige Jahre still fortgearbeitet, als Herr Brockhaus, eben so wenig von meinen Arbeiten, als ich von seinem Vorhaben, etwas wissend, mich durch den Antrag einer Bearbeitung des Brunet für Deutschland in hohem Grade überraschte.

So wie auf diese Art Brunet's Werk zwar die nächste aber nicht die erste Veranlassung zu gegenwärtiger Arbeit wurde, so brachte ich auch zu viele Selbstständigkeit und zu vielen wissenschaftlichen Ernst zu derselben mit, als dass jenes die ausschliessliche Grundlage meines Buchs hätte werden können. Mit aufrichtiger Erkenntlichkeit bekenne ich, dass Brunet in Methode und Form mein Lehrer war und dass ich ihm einen grossen Theil meiner Notizen verdanke; aber es ist nicht Herabsetzung der Verbindlichkeit, welche ich ihm dafür habe, sondern ein nicht minder gerechtes Selbstgefühl, wenn ich mir dagegen den um Vieles ausgedehntern Plan meines Werkes und mit demselben mehr als die Hälfte seines Inhalts als Eigenthum vindicire, und selbst dasjenige, was ich unmittelbar aus Brunet nahm, durch die wesentlichsten Vermehrungen, Berichtigungen und Veränderungen meinem anderweitigen Arbeitsplane so angemessen eingerichtet und in denselben so sorgfältig verwebt zu haben glaube, dass meine eigne Thätigkeit nirgends als eine fragmentarische oder bloss supplementarische erscheinen wird.

Dass Brunet's Plan, sofern durch denselben das im Werke Aufzunehmende bedingt wird, mir auf keine Weise gnügen konnte, geht schon aus dem hervor, was ich oben über die Bedeutung der Bibliographie in Deutschland, für welches mein Werk zunächst bestimmt ist, und über meine eigne bibliographische Bildung bemerkt habe. Sein Werk ist lediglich und ausschliesslich der angewendeten Bibliographie gewidmet, und das höchste Princip desselben ist wirklicher oder möglicher Werth im Handel auf Pariser Platze. Wie vielseitig auch die Büchergeschäfte seyn mögen, welche dort gemacht werden, so kann es doch nicht fehlen, dass eine so locale Beziehung einerseits die Aufnahme von Vielem nothwendig macht, was eben einen bloss localen, oft selbst individuellen, ja momentanen Werth und Interesse hat, und dass andrerseits ihr zu Folge Vieles, was für ausländische Sammler von Interesse ist, unerwähnt bleibt, weil es in Paris nicht gesucht oder gefunden wird. Für den deutschen Bearbeiter ging hieraus eine doppelte Verbindlichkeit hervor: einmal, den ursprünglichen Brunet'schen Plan dahin zu erweitern, dass mit Weglassung der vielen bloss dem französischen Sammler (und oft selbst kaum diesem) interessanten Merkwürdigkeiten niedern Ranges in gleichem Maasse auch die bedeutendern Liebhabereien der ausländischen Sammler berücksichtigt wurden; dann aber, die Tendenz des Brunet'schen Werks einer höhern und zwar wissenschaftlich begründeten mit solcher Liberalität unterzuordnen, dass ein und dasselbe Werk mit gleicher Freundlichkeit dem strengen Ernst des Forschers wie den heitern, ja frivolen Launen des Dilettanten begegne, ohne dabei selbst den wissenschaftlichen Ernst zu verläugnen und über aller Vielseitigkeit flach und charakterlos zu werden. Es sollte, so war mein Vorsatz, auf der einen Seite ein vermehrter und verbesserter Brunet, und zugleich auf der andern in seiner Art ungefähr das werden, was ein Allgemeines Gelehrtenlexikon in der seinigen ist.

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Dass ein Plan von dieser Ausdehnung die Kraft des Einzelnen übersteigt, überhob mich darum nicht der Verbindlichkeit, ihn so weit zu verfolgen, als ich nur immer vermochte. Das innerste Bewusstseyn, redlich und rücksichtslos mich meinem Werke seit fünf Jahren im vollen Sinne des Worts aufgeopfert zu haben, beruhigt mich bei dem offenen und aus wahrster Ueberzeugung kommenden Bekenntnisse, dass ich mein Ideal selbst in der Beschränkung noch nicht erreicht habe, innerhalb welcher es selbst von dem Einzelnen wohl zu erreichen ist. Ich begehre gar nicht, durch die bestimmte Bogenzahl (deren Beibehaltung nothwendig war, wenn nicht das Werk den Charakter eines Handbuchs und mit demselben seine allgemeinere Verbreitung verlieren sollte) oder durch den Umstand entschuldigt zu werden, dass mein Versuch der erste in seiner Art und namentlich das erste allgemeinere bibliographische Werk in Deutschland ist. Meine Entschuldigung ist in dem dieser Vorrede vorgesetzten Motto begriffen.

Bei der Beschränkung, welcher ich den strengwissenschaftlichen Theil meines ursprünglichen Plans mit Hinsicht auf die Bogenzahl meines Werkes zu unterwerfen genöthigt war, nahm ich hauptsächlich auf dasjenige Rücksicht, was von einem allgemeinern gelehrten Interesse ist, und überging namentlich aus der Facultätsliteratur alles, was inder Geschichte seiner Wissenschaft nur einen untergeordneten Rang einnimmt. Desto mehr bemühte ich mich aber andererseits, diesen Mangel durch unparteiische und gleichmässige Berücksichtigung jeder Nation zu ersetzen, und um wenigstens diesen Wunsch, soweit meine Quellen flossen, möglichst vollständig befriedigen zu können, leistete ich desto lieber Verzicht auf die Aufnahme der in Deutschland seit der Mitte des verflossnen Jahrhunderts erschienenen wissenschaftlichen Werke, je mehr wir für diese ausser Heinsius alphabetischer Nomenclatur in Herrn Ersch Handbuch der deutschen Literatur ein eignes gediegnes Werk besitzen; doch habe ich ausser demjenigen, was sich auf Bibliographie und die ihr verwandten Wissenschaften bezieht, die ältern und neuern Classiker der Nation, Ausgaben, Uebersetzungen und Erläuterungen der griechischen und römischen Classiker, die bedeutendsten Kupferwerke und einige wichtigere und bändereiche Journale aufnehmen zu müssen geglaubt. Die Literatur der ausserhalb des Bezirks der Facultäten liegenden Wissenschaften ist wegen ihres allgemeinern Interesse reicher gegeben worden. Auf die griechischen und römischen Classiker habe ich eigenthümlichen Fleiss gewendet. Brunet begnügt sich, seinem Zwecke gemäss, nur diejenigen Ausgaben anzuführen, welche eben gesucht werden oder im Preise stehen. Ich dagegen suchte mit diesen Rücksichten diejenigen zu verbinden, welche ich dem eigentlichen Gelehrten schuldig zu seyn glaubte, und nahm daher alle Ausgaben auf, welche in der Geschichte des Texts oder der Erläuterung genannt zu werden verdienen. Die kurzen Charakteristiken, welche ich ihnen beigefügt habe, sind unmittelbar aus der Zusammenstellung und Vergleichung der Vorreden der einzelnen Editoren geschöpft, nie aber und in keinem Falle aus Handbüchern abgeschrieben. Die Principes habe ich nach der sorgfältigsten Prüfung und Vergleichung der besten Beschreibungen derselben, zum Theil auch aus eigner Ansicht, mit solcher Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit beschrieben, dass ich in dieser Hinsicht allen billigen Forderungen Gnüge geleistet zu haben glaube. Einige Ausgaben, welche entweder blosse Abdrücke des Texts enthalten oder ohne sonderlichen innern Werth sind, würde ich gern weggelassen haben, wenn sie nicht wegen ihres Aeussern oder weil sie zu einer Suite gehören, im Auslande geschätzt und gesucht würden; andre habe ich aufgenommen, weil sie bisher entweder allgemein unbekannt oder unrichtig beschrieben worden waren, und ich durch ihre genauere Angabe Lücken anderer bibliographischen Werke ausfüllte. Aus letzterm Grunde habe ich auch kritische und exegetische Bemerkungen über die alten Classiker im classical journal und ähnlichen neueren Sammlungen nachgewiesen, ob ich gleich auf die in ältern Sammlungen vorkommenden wenig

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oder keine Rücksicht genommen habe, weil die Grenzen meines Buchs mir nicht gestatteten, in ein vollständiges Detail einzugehen. Ich wünsche, dass diess nicht verkannt und als Unvollständigkeit getadelt werde, während es ein wohiberechnetes opus supererogationis war. Gleiche Ergänzungen und Verbesserungen zu frühern Werken bieten die von mir sorgfältig beachteten, vorzüglich ausländischen, Uebersetzungen der alten Classiker. In der spanischen und portugiesischen Literatur wurde mir der Reichthum der Königlichen Bibliothek und eine andere gütige Mittheilung neuer Kataloge aus jenen Ländern, vorzüglich des höchstseltnen Sprachtextverzeichnisses der Lissaboner Akademie (s. im Lexikon unter Catalogo) Veranlassung zu einer eigenthümlichen Thätigkeit. Namentlich habe ich die von der Lissaboner Akademie citirten Ausgaben mit derselben Sorgfalt angegeben, deren man bisher nur die der Crusca gewürdigt hat, und auch für die ältern Ausgaben der Ritterromane der spanischen Literatur habe ich mit unverdrossnem Fleisse und schärfster Prüfung der Zuverlässigkeit meiner Quellen überall gesammelt; aber ich fühle selbst am besten, wie weit in diesen beiden Literaturen meine Arbeit ungeachtet aller Bemühungen auch nur von billiger Vollständigkeit noch entfernt ist. Besonders fehlte es

mir über die in beiden Ländern vor 1500 erschienenen Drucke an gehörigen Quellen. Machado und Antonio sind in den bibliographischen Daten viel zu unverlässig; Santander hat einiges Gute, aber nur wenig; Caballero konnte ich nicht erlangen, und er scheint auch nach demjenigen, was Panzer aus ihm giebt, sehr unbefriedigend zu seyn. Sollte nicht unter denen, welchen das Glück wird, jene reichgesegneten Grenzen zu überschrei¬ ten, sich Einer finden, welcher statt einer tausend und ersten Beschreibung der Stiergefechte seinen Aufenthalt zu Forschungen benutzte, durch welche er ein wahrer Wohlthäter für einen der interessantesten Zweige der Bibliographie werden könnte? Möchte dieser Wunsch irgend einmal mit derselben Wärme und Angelegentlichkeit berücksichtigt werden, mit welcher er hier ausgesprochen wird! Für Italiens reiche Literatur hat Brunet die trefflichen Quellen viel zu nachlässig benutzt. Indem ich sie ganz neu bearbeitete, habe ich zugleich auf die Volksdialekte und namentlich auch auf die literarischen Erzeugnisse Siciliens besondere Rücksicht genommen. Für die französische Literatur liess mir mein Vorgänger weniger zu thun übrig; doch wird man meine Artikel über altfranzösische Romane in vielen Fällen vollständiger finden, als es die seinigen sind, und auch die Volksdialekte habe ich mehr beachtet. Bei der Literatur Grossbritanniens war wegen des jetzigen übergrossen Enthusiasmus der Briten für die ältern Producte derselben und wegen der zahlreichen Quellen eher eine zu unverhältmässige Fülle als unbefriedigende Dürftigkeit zu vermeiden; wiewohl ich sehr bedaure, einige Hauptwerke, und unter diesen den Ames nach Dibdin's Ausgabe, nicht haben benutzen zu können. In der deutschen Literatur, in welcher ich ausser den oben angegebenen Beschränkungen in der Regel die noch lebenden Schriftsteller zu übergehen für schicklich hielt, ist auf die ältern Erzeugnisse derselben zeitgemässe Rücksicht genommen worden, und auch für die schwedische war ich nicht ohne gute Hülfsmittel, die mir dagegen in der ältesten holländischen Literatur abgingen, indem namentlich für die Kenntniss der ersten holländischen Drucke zur Zeit nicht viel mehr geschehen ist, als für die der spanischen. Für die neuere holländische Literatur seit dem 17. Jahrh. boten mir die vorzüglichsten Kataloge von Privatsammlungen und die treffliche Naamlyst eben so gehaltreiche als zuverlässige Notizen. In der däni schen, polnischen und russischen Literatur setzten mir theils die Dürftigkeit meiner Quellen theils meine Unkunde der Sprache Hindernisse entgegen, welche ich ungeachtet aller Anstrengungen nicht habe heben können, und die diese Abschnitte zu den dürftigsten und unbefriedigendsten meines Buches machen. Die orientalische Literatur ist mit Rücksicht auf ihr beschränkteres Interesse weniger ausführlich behandelt und die rabbinische aus demselben Grunde fast ganz übergangen worden. Zu gleicher Zeit habe ich den eigen

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thümlichen Plan Brunet's dadurch erweitert, dass ich die bibliomanischen Liebhabereien aller Nationen, so weit sie nur immer zu meiner Kenntniss kamen, auf das Gleichmässigste berücksichtigte, und dasjenige, was jener willkürlich bald beachtet bald vernachlässigt hat, mit strenger Consequenz im Auge behielt. So habe ich mich bemüht, eine möglichst vollständige Angabe aller Pergamentdrucke, welche ich nur immer aufzufinden vermochte, zu liefern, und auch für andere Rücksichten habe ich Renouard's Katalog, die Dibdin'schen und andre englische Werke und vieles Andere mit einem Detail benutzt, in welches Brunet gar nicht eingegangen ist. Was ich dagegen in seinem Werke gestrichen habe, ist durchgehends so unerheblich und unwesentlich, dass es schwerlich irgend ein Sammler, am allerwenigsten ein Deutscher, vermissen wird.

Bei der Verarbeitung der auf diese Art gewonnenen Materialien war die strengste Genauigkeit mein erstes Gesetz, welchem möglichst zu genügen ich selbst auf die Gefahr hin, ein Mikrolog genannt zu werden, bemüht war. Alle meine Vorgänger habe ich, frei von jedem Vorurtheil, der schärfsten Prüfung unterworfen, mit den Quellen, aus welchen sie geschöpft hatten, aufs neue verglichen, da, wo es mir möglich war, mit den von ihnen beschriebnen Werken selbst zusammengehalten, und keine Zeile aus ihnen aufgenommen, welche nicht durch die Art, auf welche ich sie vorher untersuchte, mein Eigenthum geworden wäre. Ich darf mich deshalb mit Sicherheit auf die Vergleichung meines Werks mit dem Brunet'schen berufen. Die Titel, mit welchen Brunet häufig sehr willkürlich verfahren ist, sind mit Beibehaltung alles Wesentlichen treu copirt, und um diess auch bei Büchern, welche mir nicht zur Hand waren, leisten zu können, habe ich oft Stundenlang wegen eines einzigen Titels nachgeschlagen. Ob et, atque-oder ac, oder historia, istoria oder, storia auf dem Titel stehe, habe ich in vielen Fällen mühsam verificirt. Denselben Fleiss habe ich auf die Collationen verwendet. Diejenigen, welche ich. nach Exemplaren der Königl. Bibliothek machen konnte, sind völlig zuverlässig, weil diese Bibliothek meist solche Exemplare enthält, welche in Folge der öftern Ankäufe ganzer bedeutender Sammlungen aus mehrern andern Exemplaren sorgfältig ausgewählt sind, und ich habe den Grundsatz, alles, was mir selbst zu Gesicht kam, zu collationiren, so streng befolgt, dass ich trotz Renouard's unübertrefflich genauen Beschreibungen sogar die Aldinen aufs neue selbst collationirte. Von dem, was ich nicht selbst untersuchen konnte, verglich ich wenigstens die verschiedenen Collationen anderer sorgfältig, wählte diejenige aus, deren Richtigkeit mir am meisten verbürgt schien, fügte ihr aber zugleich die Abweichungen anderer Angaben bei. Bei den Incunabeln habe ich, soweit nur immer meine eigne Ansicht oder meine Quellen reichten, die Zahl der Zeilen jeder Seite oder Columne bemerkt, weil oft diese allein die kürzeste Bezeichnung zur Unterscheidung solcher Ausgaben ist, welche übrigens viel Aehnlichkeit mit einander haben (z. B. der ersten undatir→ ten Ausgaben der lateinischen Bibel oder alter Classiker), und weil sie zugleich ein sehr brauchbares Hülfsmittel ist, defecte und der Schlussschrift ermangelnde Exemplare zu er→ kennen. Ich habe hierbei den schon von meinen Vorgängern angenommenen Grundsatz befolgt, nur die Zeilen des eigentlichen Texts, mit Uebergehung des Columnentitels und der Signaturzeile, zu zählen, und meine Angabe stets aus der Zählung mehrerer vollen und durch keine Absätze unterbrochnen Seiten aus verschiednen Orten des Buchs zu ziehen. Uebrigens habe ich bei der materiellen Beschreibung den Ausdruck Vorstücke (feuilles préliminaires) von Denis, und auslaufende Zeilen (lignes entières) von Gotthelf Fischer entlehnt, weil sie kurz und deutlich bezeichnen; folium rectum und versum aber habe ich durch Stirnseite und Rückseite gegeben, welches erstere Wort ich dem zweiten bereits gebräuchlichen analog gebildet habe. Möglichste Vollständigkeit in den einzelnen Artikeln war eine zweite Rücksicht, welche ich nehmen zu müssen glaubte. Daher verbreitete ich mich über Werke ausführlicher, welche nicht bloss in Verbindung mit andern und in Be

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zug auf die Wissenschaft, sondern schon an und durch sich selbst und durch ihre Eigen→ thümlichkeit ein besondres Interesse haben (z. B. alte und neuere Classiker), gab zum Theil ihre Geschichte (Epistolae obscurorum virorum, de imitatione Christi, de tribus Impostoribus, alte Romane), bemerkte bei wichtigen Werken der neuern Zeit sorgfältig die ersten Ausgaben, fiigte weitere Verweisungen und bisweilen fremde oder eigne Urtheile bei, letztere jedoch sparsamer, je mehr ich den Raum zu beachten genöthigt war, und je mehr mir vor allen Dingen erst daran lag, einen tüchtigen und brauchbaren Stoff zu schaffen. Meine eignen Urtheile erstrecken sich bloss über solche Werke, die meinem engern Studienkreise angehören und die ich aus längerer Prüfung genauer kenne. In Hinsicht der Form einiger derselben habe ich zu bemerken, dass Lessings Grundsatz auch der meinige ist: Die Bescheidenheit richtet sich genau nach dem Verdienste, das sie vor sich hat; sie giebt jedem, was jedem gebührt. Endlich bin ich auch auf bequeme und leichte Uebersicht und Anordnung möglichst bedacht gewesen. Nicht nur in längern, sondern auch in kürzern Artikeln suchte ich es dahin zu bringen, dass sich überall leicht dem Auge darböte, was eben gesucht wird. Ist eine solche Rücksicht schon Pflicht gegen den vielbeschäftigten Gelehrten, so ist sie es noch mehr gegen den flüchtigen Benutzer, und ich habe durch Anordnung, durch Heraushebung mit andrer Schrift, durch das Wegstreichen unwesentlicherer Zusätze und durch prüfende Auswahl und Sparsamkeit in den Citaten alles zu thun gesucht, um die schnelle Uebersicht des Ganzen zu erleichtern.

Bereits vom Buchstaben I an habe ich nach der neuesten oder dritten Ausgabe des Brunet fortgearbeitet, und die wichtigern Vermehrungen derselben im Buchstaben H noch in der Correctur nachgetragen. Die eigenthümlichen Ausstattungen, welche sie in den Buchstaben A-G enthält, werden zu Ende des zweiten Bandes nachträglich gegeben werden. Der Termin, mit welchem ich meine Sammlungen geschlossen habe, ist das Ende des Jahres 1819; doch bin ich bemüht gewesen, wenigstens die wichtigsten Erscheinungen der neuesten Zeit fortwährend nachzutragen. Um endlich auch von meiner Seite dazu mitzuwirken, dass das Werk durch einen billigen Preis zur allgemeinern Verbreitung sich eigne und auch auf diese Art den beabsichtigten Nutzen stifte, habe ich die Ausarbeitung desselben freiwillig unter Bedingungen übernommen, welche desto näher an wahre Selbstverleugnung grenzen, je bedeutendere Kosten mir die dabei unvermeidliche starke Correspondenz und die eigne Anschaffung eines beträchtlichen Theils des nothwendigen und mir schon in bibliothekarischer Hinsicht unentbehrlichen Apparats, unter welchem sich Werke wie Dibdin's bibliotheca Spenceriana, Renouard's Katalog, Longman's bibliotheca anglo-poetica und die neuesten Ausgaben von Haym's biblioteca italiana und Gamba serie de' testi befinden, verursacht haben. So habe ich frei von jeder kleinlichen Nebenabsicht und mit der reinsten und redlichsten Liebe für die Wissenschaft alles aufgeboten, was nur immer in meinen Kräften stand; aber unerachtet dieses gerechten Selbstgefühls verhehle ich weder mir selbst noch dem Publicum die mehrseitigen Mängel meiner Arbeit. Die allgemeinern habe ich oben offen angezeigt, und für diejenigen, welche sich unerachtet aller Sorgfalt in einzelne Artikel eingeschlichen haben mögen, führe ich Renouard's Worte (Catal. III, 326) als Entschuldigung an: Il faudroit savoir bien des choses, et certainement bien plus, que ne vaut cette science, pour ne pas se tromper souvent en bibliographie.

Die ungehinderte und ununterbrochne. Fortsetzung des Werks können Verfasser und Verleger auf das sicherste verbürgen. Nach Beendigung desselben wird als dritter Theil desselben eine allgemeine Literatur folgen, welche aus dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen und schönen, ältern und neuern, ausländischen und inländischen Literatur das Beste, Erlesenste und historisch Wichtigste nach einer lichtvollen und für jedermann leicht zu übersehenden Classification verzeichnen wird. Wie das Lexikon das äus

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