Wigand's Conversations-Lexikon für alle Stände, Volume 10

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Page 570 - Seele den ersten und unverlierbaren Ton und Tinktur für Geschmack und Wissenschaft gebe. Und zu dieser Einweihung ist nicht eine allgemeine, äußere Bekanntschaft mit den Alten hinreichend, sondern wir müssen uns ihnen in Kost und Wohnung geben, um ihre Luft, ihre Vorstellungen, ihre Sitten, selbst, wenn man will, ihre Irrtümer und Vorurteile einzusaugen, und in dieser Welt einheimisch zu werden, — der schönsten, die gewesen ist.
Page 570 - Natürlichkeit, Freiheit, Tiefe und Heiterkeit, wie die Braut aus ihrer Kammer, hervortritt. Die erste wilde Pracht seines Aufgangs im Morgenlande ist durch die Herrlichkeit der Form umschrieben, und zur Schönheit gemildert ; er hat seine Tiefe nicht mehr in der Verworrenheit, Trübseligkeit...
Page 571 - Gemüt und den Gedanken heilig mit dem Leben befreunden, Glauben, Liebe und Vertrauen, ihm zerrissen wird ! — Für die Entfremdung, welche Bedingung der theoretischen Bildung ist, fordert diese nicht diesen sittlichen Schmerz, nicht das Leiden des Herzens, sondern den leichtern Schmerz und Anstrengung der Vorstellung, sich mit einem Nicht-Unmittelbaren, einem Fremdartigen, mit etwas der Erinnerung, dem Gedächtnisse und dem Denken Angehörigen zu beschäftigen.
Page 571 - Es ist nötig, daß wir uns die Welt des Altertums erwerben, so sehr, um sie zu besitzen, als noch mehr, um etwas zu haben, das wir verarbeiten. — Um aber zum Gegenstande zu werden, muß die Substanz der Natur und des Geistes uns gegenüber getreten sein, sie muß die Gestalt von etwas Fremdartigem erhalten haben.
Page 571 - Das Fortschreiten der Bildung ist nämlich nicht als das ruhige Fortsetzen einer Kette anzusehen, an deren frühere Glieder die nachfolgenden zwar mit Rücksicht auf sie gefügt würden, aber aus eigener Materie, und ohne daß diese weitere Arbeit gegen die erstere gerichtet wäre. Sondern die Bildung muß einen frühern Stoff und Gegenstand haben, über den sie arbeitet, den sie verändert und neu formiert.
Page 570 - ... gemildert ; er hat seine Tiefe nicht mehr in der Verworrenheit, Trübseligkeit oder Aufgeblasenheit, sondern sie liegt in unbefangener Klarheit offen ; seine Heiterkeit ist nicht ein kindisches Spielen, sondern über die Wehmut hergebreitet, welche die Härte des Schicksals kennt, aber durch sie nicht aus der Freiheit über sie und aus dem Maße getrieben wird. Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich sage, daß wer die Werke der Alten nicht gekannt hat, gelebt hat, ohne die Schönheit...
Page 571 - ... wie immer - von Wesenheiten ausgeht, und es dient damit deren Verflüssigung. Wie grundsätzlich Hegel das meint, geht aus der berühmten Passage aus seiner Gymnasialrede von 1809 hervor: Um aber zum Gegenstande zu werden, muß die Substanz der Natur und des Geistes uns gegenüber getreten seyn, sie muß die Gestalt von etwas Fremdartigen erhalten haben. - Unglücklich der, dem seine unmittelbare Welt der Gefühle entfremdet wird: - denn dieß heißt nichts anders, als daß die individuellen...
Page 294 - Eardinäle in Rom und Avignon zu gleicher Zeit zwei Päpste wählten, die sich durch die schändlichsten Ränke zu behaupten suchten, einander verfluchten und so die Kirche und die Reiche, den Glauben wie die Herzen der Frommen spalteten. Die Parteien versöhnten sich auch nicht, sondern die doppelten Papftwahlen dauerten über dreißig Jahre hindurch. Die durch große Reichthümer, Ansehen und verhältnißmäßig geringe Anstrengung de...
Page 346 - Leben und der Geist seiner Schriften, zum Theil nach neu aufgefundenen Handschriften, mit Untersuchungen über die Moral der Jesuiten.
Page 503 - Latcranensis) an, um gewisse kaiserliche Rechte auch in den reichsständischen Gebieten auszuüben. Es gab derselben zwei Classen , davon die erste eine ausgedehntere Vollmacht (comitiva major) als die andere hatte. Jene konnte den Adel und die...

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